Denkmalpflege und Kommunikation

LWL-Denkmalpfleger tagen zur Vermittlung des kulturellen Erbes

Kommunikation kommt in der Denkmalpflege zunehmende Bedeutung zu. Auf Grund gesellschaftspolitischer Debatten ist es in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden, die Bedeutung von Baudenkmälern zu vermitteln. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat mit dem 8. Westfälischen Tag für Denkmalpflege, der am Donnerstag und Freitag (3./4.5.) im Haus Witten stattfand, einen Beitrag zum Dialog über denkmalpflegerische Kommunikationsarbeit geleistet. Rund 140 Teilnehmer aus Politik, Denkmalpflege, Stadtplanung, Kultur und Architektur haben die strategisch ausgerichtete Öffentlichkeitsarbeit diskutiert und sich über die verschiedenen Kommunikationsinstrumente und Zielgruppen ausgetauscht.


"Die Menschen akzeptieren die staatliche Denkmalpflege besser, wenn es gelingt, fachliche Entscheidungen und ihre Hintergründe an unterschiedliche Zielgruppen zu vermitteln und nachvollziehbar zu machen. Denn nur in Kooperation kann Denkmalpflege gelingen", sagte LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger. LWL-Chefdenkmalpfleger Dr. Holger Mertens ergänzte: "Das kooperative Vorgehen vieler Engagierter gegen die Kürzung der Fördermittel in den vergangen Jahren hat zum Beispiel wesentlich dazu beigetragen, dass die Mittel wieder erhöht worden sind. Strategische Kommunikationsarbeit kann also einiges bewirken."

Den Auftakt der zweitägigen Veranstaltung bildete das Abendprogramm am Donnerstag mit einem Vortrag von Dr. Jürgen Tietz. Unter dem Titel "Monumentale Leidenschaft. Denkmale kommunizieren" nahm er die Kommunikationsarbeit der Denkmalpfleger unter die Lupe.

Kamen in Witten zum 8. Westfälischen Tag für Denkmalpflege zusammen (v.l.): Dr. Fred Kasper (Vorsitzender der Stiftung Kleines Bürgerhaus), Dr. Jürgen Tietz, Bürgermeisterin Sonja Leidemann, Hans-Josef Vogel (Regierungspräsident Bezirksregierung Arnsberg), Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger (LWL-Kulturdezernentin) und Dr. Holger Mertens (LWL-Chefdenkmalpfleger). Foto: LWL/Bonnermann.

Preis "scheinbar unscheinbar"

Anschließend verlieh die Stiftung "Kleines Bürgerhaus" in der Deutschen Stiftung Denkmalschutz mit Sitz in Bonn und Telgte (Kreis Warendorf) ihren Preis "scheinbar unscheinbar" an den Verein "Dorf aktiv e.V." aus Rheda-Wiedenbrück (Kreis Gütersloh). Eine Anerkennung ging außerdem an Eduard Dieks aus Unna. Die Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, "scheinbar unscheinbare" architektonische Zeugen der Alltagskultur unserer Vorfahren in den Fokus der Aufmerksamkeit zu rücken, sie zu erforschen, zu bewahren und der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. "Im Interesse stehen dabei neben den historischen Gebäuden selbst auch die Wohn- und Lebensformen, von denen sie berichten", so Dr. Fred Kaspar, Vorstandsvorsitzender der Stiftung "Kleines Bürgerhaus". Seit 2010 vergibt die Stiftung alle zwei Jahre den mit insgesamt 10.000 Euro dotierten Preis.

"Dorf aktiv e.V." hat sich im Jahr 2015 gegründet, um das leer stehende Küsterhaus in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kirche von St. Vit in Rheda-Wiedenbrück zu retten. Für das Nutzungskonzept für das Küsterhaus und seine Freiflächen wird der Verein nun mit dem Preis "scheinbar unscheinbar" ausgezeichnet. Die Dorfgemeinschaft St. Vit möchte ein beispielhaftes Projekt für den ländlichen Raum schaffen. Genutzt werden soll das Küsterhaus später für Bildung, Kunst und Kultur; für Begegnung und Bewirtung und um das kirchliche und öffentliche Leben zu fördern, aber auch als Ort der Dorfgeschichte und zur Beherbergung von Gästen. Das Projekt soll laut der Initiatoren auch Impulse für die positive Gesamtentwicklung des Dorfes geben.
Eduard Dieks aus Unna wurde für sein persönliches Engagement für die Denkmalpflege ausgezeichnet. Er hat bereits mehrere kleine Fachwerkhäuser in den Altstädten von Unna, Kamen und Fröndenberg saniert und nun zwei Gademe (einräumige Häuser) in der Klosterstraße in Unna erworben und gemeinsam zu einer Wohnung ausgebaut.
 

Dr. Fred Kaspar (Vorsitzender der Stiftung Kleines Bürgerhaus) mit Elke Freifrau von Wüllenweber (Deutsche Stiftung Denkmalschutz) und Dr. Sophie Elpers (Stiftung Kleins Bürgerhaus) sowie Dr. Holger Mertens (Landeskonservator für Westfalen-Lippe) und Klaus Landwehr (Untere Denkmalbehörde Rheda-Wiedenbrück) mit Waltraud Leskovsek und weiteren Mitgliedern des Vereins "Dorf aktiv e.V.". Foto: LWL/Bonnermann.

Vorträge zu Denkmalpflege und Kommunikation

Im Rahmen der Tagung am Freitagvormittag stellten die LWL-Fachleute die verschiedenen Vermittlungsaktivitäten der LWL-Denkmalpflege. Ein Vortrag widmete sich dem Forschungsprojekt "Bildwelten - Weltbilder" zur romanischen Wandmalerei in Westfalen. Ein Buch, ein Film und ein Internetauftritt sowie eine Wanderausstellung vermitteln die Inhalte an die Öffentlichkeit. Die LWL-Denkmalpfleger präsentierten auch den westfälischen Beitrag zum Europäischen Kulturerbejahr 2018 mit dem Titel "Europa in Westfalen", ebenso wie die Aktivitäten des LWL-Fachamtes zur Vermittlung von Denkmälern der 1960er- und 1970er-Jahre. Bei einer Podiumsdiskussion tauschten sich die Denkmalpflegerinnen anschließend mit Journalisten und ehrenamtlich Tätigen in der Denkmalpflege darüber aus, wie notwendig Denkmalkommunikation ist und wie sie in der Zukunft gestaltet werden kann.

Am Nachmittag führten Exkursionen die Tagungsteilnehmerinnen an unterschiedliche Orte im Ruhrgebiet. Hier standen u.a. der Stadtpark in Bochum, die Zeche Nachtigall in Witten (Ennepe-Ruhr-Kreis) und die Siedlung Oberdorstfeld in Dortmund auf dem Programm.


Fachtagung am 4. Mai 2018

Fotos: LWL/Bonnermann


Exkursionen

Die Dorfkirche in Bochum-Stiepel: Die romanischen Wandmalereien und das Dachwerk

Fotos: LWL/Stegmann


Dialog zwischen ALT und NEU: Haus Witten, im Anschluss: Rundgang zu den Unternehmervillen an der Ruhrstraße

Fotos: LWL/Schwalm.


Der Stadtpark Bochum im Fokus von Denkmalwertvermittlung und Lokalpolitik

Fotos: LWL/Berghorn


Die Siedlung Oberdorstfeld in Dortmund

Fotos: LWL/Woltering