Denkmal des Monats


Die Wassermühle Schulze Westerath in Nottuln-Stevern von Osten. Foto: LWL

Wassermühle Schulze Westerath

in Nottuln-Stevern

In der Kulturlandschaft des oberen Stevertals ist die Wassermühle Schulze Westerath aufgrund ihrer geschichtlichen Bedeutung und baulichen Präsenz ein besonders eindrucksvolles Baudenkmal. Der Baukörper der Mühle wurde im Spätmittelalter als repräsentatives Wohnhaus („Steinspeicher“ oder „Bauernburg“) auf den Resten eines Vorgängerbaus errichtet. Eine Umnutzung des Gebäudes zu Mahlzwecken ist ab 1600 archivalisch belegt.

Die Wassermühle wurde in den Jahren 2007 bis 2014 umfangreich saniert, sowohl um sie statisch zu sichern als auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe hat die imposante Mühle zum Denkmal des Monats Februar ausgewählt.

Die Wassermühle ist Teil der Hofstelle Schulze Westerath, die seit 1296 urkundlich belegt ist. Der Hof wurde Anfang des 14. Jahrhunderts Eigentum des Damenstifts von Nottuln. Im Zuge der Säkularisation fiel er 1803 an den Preußischen Staat, der ihn weiter veräußerte. Urkundlich belegt ist der Verkauf des Hofes im Jahre 1852 an die heutige Eigentümerfamilie Schulze Westerath, die in den folgenden Jahren grundlegende Modernisierungen an der Mühle durchführte.

Der mittelalterliche Baukörper besteht in seinen beiden Obergeschossen aus regelmäßig behauenen Quadern aus Baumberger Sandstein und kann ins 15. Jahrhundert datiert werden. Über eine außen liegende Treppe wird ein herrschaftlicher Raum mit Feuerstelle im zweiten Obergeschoss erschlossen. Im darunter liegenden Geschoss befindet sich die Mühlenausstattung. Das ältere Sockelgeschoss aus Bruchstein – in dem sich ebenfalls eine Feuerstelle befindet – gehörte wohl zum genannten Vorgängerbau und kann zeitlich nicht eindeutig eingeordnet werden.


Erste Umbauten am Mühlengebäude sind für das Jahr 1737 dokumentiert, als das heute vorhandene Dach das wohl noch mittelalterliche Dachwerk ersetze. Auch die Giebelwände für die Walmdachkonstruktion und der Schornstein sowie die Deckenbalkenlage zum Wohngeschoss wurden zu diesem Zeitpunkt erneuert.

Durch die heutige Eigentümerfamilie Schulze Westerath wurde dann Mitte des 19. Jahrhunderts die Mühlenausstattung umfangreich erneuert und dem technischen Stand der Zeit angepasst, um mit den Veränderungen im Mühlengewerbe jener Zeit Schritt zu halten. Zum Einbau der neuen Ausstattung wurden auch die Geschosshöhen verändert und die Decken der Obergeschosse für die Mehllagerung statisch ertüchtigt. Bis auf den Sackaufzug wurde die technische Ausstattung dann schon 1928 wieder erneuert. Im selben Jahr wurden auch die Wasserräder entfernt und eine Francis-Schachtturbine mit liegender Welle (Leistung 28 PS) zum Antrieb der Mühlentechnik eingebaut. Über die Turbine wurde auch eine frühe Stromproduktion betrieben, die auf der Hofstelle eine Holzsäge und eine Dreschmaschine antrieb.

Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte die Mühle der Konkurrenz industrieller Getreidemühlen nicht mehr standhalten. Bis 1974 wurden nur noch Kleinstmengen für den Eigenbedarf an Futterschrot gemahlen. Die Eintragung der Mühle in die Denkmalliste der Stadt Nottuln erfolgte im Jahre 1990.

Erhebliche statische Probleme, die sich in einer breiten Rissbildung an der Außenwand manifestierten, waren im Jahre 2006 der Auslöser für die Entwicklung eines umfangreichen Sanierungskonzeptes, dessen Ziel es war, die Mühle für Besucher und kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen.

Großzügige finanzielle Unterstützung erhielt das Projekt von zahlreichen Institutionen (u.a. von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der Denkmalförderung NRW, der  NRW- Stiftung und des LWL), da der erforderliche Kostenrahmen die Möglichkeiten des privaten Eigentümers deutlich überstieg. Durch die Gründung eines Fördervereins wurden zusätzlich erhebliche Eigenleistungen im Rahmen ehrenamtlichen Engagements erbracht.

Innerhalb der nächsten acht Jahre wurde sowohl die dringend erforderliche statische Sicherung durchgeführt, als auch die gesamte Mühlenausstattung für einen Schaubetrieb funktionsfähig instandgesetzt. Hierzu gehörte nicht nur die Sanierung der maschinellen Ausstattung, sondern auch die Instandsetzung der historischen Turbine und der wasserbautechnischen Anlagen.

Außerdem wurden die Dachkonstruktion repariert und die Dacheindeckung unter Verwendung von Teilen des Altmaterials erneuert. Im Rahmen einer behutsamen Mauerwerkssanierung wurden dann einzelne Quader in Baumberger Sandstein ersetzt und offene Fugen in gleichem Material geschlossen.

Von den beiden im Gebäude vorhandenen historischen Kaminen wurde derjenige, der sich im repräsentativen Obergeschoss befindet, wieder betriebsfähig instandgesetzt und durch eine neue Kaminhaube ergänzt.

Schließlich wurden die Fensteröffnungen repariert und die Fenstergitter instandgesetzt. Auf Grundlage von noch vorhandenen älteren Fenstern im Gebäude wurden neue Eichenfenster angefertigt. Sie wurden in handwerklicher Herstellung gefertigt und ohne Abdichtungsmaterial individuell in die Fensteröffnungen eingepasst.

Nach Abschluss der Sanierungen ist die Wassermühle Schulze Westerath heute für Besucher im Rahmen von Führungen zugänglich. Im touristisch erschlossenen Stevertal stellt sie ein beliebtes Ausflugsziel und einen imposanten Blickpunkt in der Kulturlandschaft dar.

Dipl. Ing. Claudia Reck M.A.