Blick von der Orgelempore in das Langhaus. An den Wänden links und rechts stehen flankierend die gereinigten Apostelfiguren. Foto: LWL/Keinert

Die zwölf Apostel in der Klosterkirche Oelinghausen

- Ihre Konservierung unter besonderer Berücksichtigung des Befalls durch Mikroorganismen -

Die barocken Apostelfiguren in der Klosterkirche Oelinghausen wurden kürzlich erfolgreich konserviert. Der LWL zeichnet die vom Bildhauer W. Splithoven geschaffenen Figuren als Denkmal des Monats März aus.

An den Langhauswänden der ehemaligen Prämonstratenserinnenkirche bei Arnsberg befinden sich in einiger Höhe auf Podesten die zwölf Apostel. Die halbrund gearbeiteten Holzskulpturen beeindrucken durch ihre fast lebensgroße Erscheinung und durch die Polierweißfassung, die durch polimentvergoldete Mantelsäume und Attribute sowie durch die fein ausgearbeitete Binnenzeichnung der Inkarnate farblich akzentuiert wird. 

Die Skulpturen, die um 1716 zur Zeit der Barockisierung des Kircheninnenraumes entstanden sind, sind – wie die Figuren des Hochaltares – ein Werk des Bildhauers Wilhelm Splithoven aus Volkeringhausen (heute Volbringen, Gemeinde Ense, Kreis Soest). Die heutige Sichtfassung ist eine Zutat der 1950er-Jahre, die in Anlehnung an das ursprüngliche Aussehen entstand.

Ein im vergangenen Jahr festgestellter starker Befall durch Mikroorganismen auf den Skulpturenoberflächen gab dringlichen Anlass für eine Konservierung. Der Befall zeigte sich in Form von hellem bis gräulich erscheinendem und in Kolonien auftretendem Pilzmyzel. Die ästhetische Beeinträchtigung durch den Befall und durch die oberflächliche Verschmutzung, die sich in Form von Staub- und Rußablagerungen zeigte, war beträchtlich.

Die Ursache des starken Mikroorganismen-Befalls ist wahrscheinlich auf ein Konservierungsverfahren zurückzuführen, das nach dem Zweiten Weltkrieg sowohl an den Figuren des Hochaltares als auch an den hier vorzustellenden Aposteln Anwendung fand. So tränkte man damals nach bestem Wissen und zum Zwecke der Substanzerhaltung die durch Kriegseinwirkungen stark beschädigten Figuren in Bädern aus tierischem Leim. Ein Verfahren, dessen Ergebnisse der nachkommenden Restauratorenschaft heute häufig Probleme bereiten. So lassen sich die tierischen Leimüberzüge, die in geeignetem, d. h. in feuchtem Umgebungsklima einen idealen Nährboden für Mikroorganismen bieten, im Falle von Oelinghausen nicht mehr von den Oberflächen der Apostel entfernen (was aus konservatorischer Sicht sicher am besten wäre): Sowohl der gegenwärtige Leimüberzug als auch die Polierweißfassung sind wasserlöslich.


Detailausschnitt der Apostel Johannes (mit Kelch) und Simon (mit Säge) an der Südseite nach der Reinigung. Foto: LWL/Keinert

Das Konzept für die Konservierung der Apostel wurde seitens der LWL-Denkmalpflege noch durch Dipl. Rest. Brigitte Vöhringer im Frühjahr 2013 mitentwickelt. Der Maßnahmenkatalog orientierte sich an dem des Hochaltares, der bereits 2010 hinsichtlich des ebenfalls vorliegenden Mikroorganismen-Befalls im Rahmen eines Forschungsprojektes unter Beteiligung der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim untersucht und zwei Jahre später konserviert worden war. Die Betreuung und Beratung der Maßnahmen an den Apostelfiguren, die im November 2013 durch die freiberufliche Restauratorin Frau Fuchs (M.A.) vorgenommen wurden, erfolgte durch die Amtsrestauratorin Frau Keinert (M.A.) und Dr. Dirk Strohmann, beide von der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen.

Nach eingehender Untersuchung wurde die Reinigung in mehreren Arbeitsschritten vorgenommen. Zunächst erfolgte die Abnahme der losen Staubauflagen mit verschiedenen Pinseln und einem Staubsauger mit Feinstaubfilter. Anschließend wurden die Oberflächen mit einem Reinigungsschwamm aus vulkanisiertem Latexschaum abgetupft. Verbliebene Schwammreste wurden abgesaugt bzw. mit einem Mikrofasertuch entfernt. Die Podeste, die eine wasserunempfindliche Ölfassung zeigen, konnten  mit Schwämmen aus Latex und destilliertem Wasser feucht gereinigt werden. Die Sichtfassung ist in einem guten Erhaltungszustand, so dass nur vereinzelt Fassungsschollen gelockert waren. Diese bedurften einer Festigung mit niedrig konzentriertem Hausenblasenleim und einem geringen Biozid-Zusatz. Die Maßnahmen beinhalteten ferner eine sogenannte ATP (Adenosintriphosphat)-Messung, mit der die Höhe der Zellaktivität der Mikroorganismen bestimmt wurde und die der Feststellung des Reinigungseffektes diente. Diese Messung zeigte zum Hochaltar analoge Werte und der Vergleich von betroffenen Flächen vor und nach der Reinigung an den Aposteln offenbarte eine deutliche Verbesserung der Situation nach Abschluss der Maßnahmen.

Die Abnahme der Verschmutzungen und des mikrobiellen Befalls an den Apostelfiguren zum jetzigen Zeitpunkt war aus konservatorischer Sicht dringend erforderlich und bewirkte zudem eine deutliche Aufwertung des Erscheinungsbildes. Ferner wurde eine Grundlage dafür geschaffen, wie ein weiteres Mikroorganismen-Wachstum in Zukunft eingedämmt/reduziert werden kann. Regelmäßige Messungen der Zellaktivität des Mikroorganismus können zukünftig zur Entscheidungsfindung, wie die Intervalle für eine regelmäßige Oberflächenreinigung zu gestalten sind, beitragen.

Stephanie Keinert M.A.