Objekte aus 60 Jahren Museumsgeschichte

14.08.2020 Falk Liedtke

vier Messingmatrizen westfälisch, um 1900 Messing; (1) H. 5,6 cm, B. 18,3 cm, T. 8,9 cm; (2) H. 4 cm, B. 11 cm, T. 10 cm; (3) H. 4,5 cm, B. 14,5 cm, T. 7,9 cm; (4) H. 3,4 cm, B. 17,5 cm, T. 7,1 cm, Foto: LWL-Freilichtmuseum Hagen, fotoservice-sagurna

Messingmatrizen

Märkisches Sauerland. Einfach goldig...

Die vier Messingmatrizen dienten zur Herstellung von geprägtem („gestampftem“) Blech in einem Fall- oder Stampfhammerwerk. Dazu wird die Patrize (Positivform) am Stampfhammer, die Matrize (Negativform) auf dem Amboss befestigt, die dünnen Blechplatten werden dann zwischen Patrize und Matrize in Form gehämmert. Technisch ist das Messingstampfen mit dem Gesenkschmieden verwandt.

Die Blechprägung mit Stampfhammer und Patrize erfolgt nicht „auf einen Schlag“, sondern der Hammer mit der Patrize stampft das Blech mit mehreren Hammerschlägen in die Matrize ein, damit es nicht reißt. Zur Produktion besonders tief profilierter Blechornamente wird zunächst eine Vorform in ein Paket aus mehreren Messingblechen geschlagen. Dann wird in mehreren Arbeitsschritten die Anzahl der Bleche immer weiter reduziert, bis schließlich die Bleche einzeln ausgehämmert werden können. Die ausgehämmerten Ornamente werden ausgesägt, poliert und lackiert. Sie fanden vor allem in der Möbelherstellung Verwendung und folgten in der Gestaltung den zeitgenössischen Moden und Trends.

Die Erzeugung und Weiterverarbeitung von Messing in Hammerwerken, aber auch in Gießereien und Drahtziehereien waren neben der Eisenverarbeitung typisch für den märkischen Raum. Seit der Frühen Neuzeit ist diese Region Westfalens ein Zentrum des deutschen Messinggewerbes. So sollte das Freilichtmuseum von Anfang an auch diese Branche dokumentieren. Die hochglänzenden Oberflächen der Objekte sind Ergebnis eines nicht fachgerechten Konservierungsversuchs mit Klarlack.

Lutz Engelskirchen