Objekte aus 60 Jahren Museumsgeschichte

12.03.2021 Falk Liedtke

Physiognomien der Pastetenbäcker, Humoristisch-komisches Witz- und Carricaturen-Pfennig-Magazin Leipzig, 1846 Federlithografie/Papier; H. 19,5 cm, B. 13 cm, Foto: LWL-Freilichtmuseum Hagen, fotoservice-sagurna

Gerüchte um Gerichte

Physiognomien der Pastetenbäcker

Die Lithografie zeigt Brustbilder, ein weibliches und vier männliche, die kreisförmig angeordnet im Profil oder Halbprofil dargestellt sind. Vier Figuren tragen ein Halstuch, alle fünf eine Kopfbedeckung. Die Darstellung karikiert den Berufsstand der Pastetenbäcker, indem vermeintlich charakteristische Gesichts- und Wesenszüge überspitzt dargestellt werden.

Illustrierte Witzmagazine entstanden in der Mitte des 19. Jahrhunderts und kommentierten unter anderem mit ironischen Betrachtungen das familiäre, öffentliche und politische Leben. Auch die Typisierung menschlicher Beziehungen und verschiedener Berufsfelder war sehr beliebt.

Im Mittelalter verstanden es die Pastetenbäcker, minderwertige Zutaten geschmacklich durch Gewürze und optisch durch eine entsprechende Dekoration zu verschleiern. Die Pastete erlebte ihre kulinarische Aufwertung vor allem im 18. Jahrhundert in Frankreich. Sie entwickelte sich durch die Zugabe hochwertiger Zutaten und Gewürze zu einer beliebten Speise des Adels. Oftmals mit deren Symbolik verziert, war die Herstellung einer Pastete die Meisterdisziplin der konkurrierenden Köche. Erst im 19. Jahrhundert wurden Pasteten auch in Deutschland populär. Bezeichnenderweise muss Zwerg Nase in Wilhelm Hauffs gleichnamigem Märchen von 1826 die Königin aller Pasteten, die Souzeraine, zubereiten. Sollte er diese Aufgabe nicht bestehen, würde er geköpft werden.

Julia Wilksen