Nackte Tatsachen: Eine Führung der besonderen Art
Kunsthistorikerin Emanuela Gruber führt durch die Sammlung und die Sonderausstellung "Das nackte Leben. Bacon, Freud, Hockney und andere. Malerei in London 1950–80". Eine Führung der besonderen Art hatte sie an einem Samstag im Februar. Naturisten fragten, ob sie sich die erste Sonderausstellung im LWL-Museum für Kunst und Kultur anschauen könnten.
Die Kunst der Stunde für Naturisten
Ob die denn alle nackt sein werden, will meine Mutter am anderen Ende der Leitung wissen. Ich bejahe. Gerade erzähle ich ihr, dass wir heute eine Gruppe Naturisten durch die Ausstellung "Das nackte Leben" führen werden. "Die wollen die Kunst der Stunde nutzen", versuche ich einen schlechten Wortwitz, doch meine Mutter redet längst wieder über etwas ganz anderes. Nacktheit scheint ja heute niemanden mehr vom Hocker zu reißen. Außer vielleicht die Anhänger des Freikörperkultes selbst. Über siebzig sind an diesem Wochenende aus ganz Deutschland angereist, um sich im LWL-Museum für Kunst und Kultur die Sonderausstellung anzuschauen. Unbekleidet versteht sich.
Nach achtzehn Uhr treffen die Ersten im Foyer ein, noch sind alle angezogen. Es ist Februar und draußen ist es kalt. Als unser Besucherbüro die Führung in Aussicht stellt, ist mein erster Gedanke sofort: Witzig. Und hatte ich nicht auch in meiner Bewerbung behauptet, dass ich mich auf unterschiedlichste Zielgruppen einstellen kann? Also tippte ich "Ich mach’s!" in meine Antwort. Ähnliche Gedanken hatten wohl auch Stefan und Jessica. Wir drei stehen heute als Mitarbeiter der Kunstvermittlung bereit, um die Gruppen durch die Ausstellung zu führen. Bekleidet versteht sich.