Landwirtschaftlicher Strukturwandel in Westfalen 1979–2003
von Friedrich Becks
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit rund 17.000 Beschäftigten
für die 8,3 Millionen Menschen in der Region Westfalen-Lippe. Er betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser
und 18 Museen und ist außerdem einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung.
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von Friedrich Becks
Der Strukturwandel in der Landwirtschaft Westfalens, der nach dem Zweiten Weltkrieg mit einer Welle der Mechanisierung begann, hat sich auch in den letzten 25 Jahren weiter fortgesetzt. Wie die Zeitreihen ausgewählter Merkmale erkennen lassen (Abb. 1 und 2, Tab. 1), haben sich jedoch die einzelnen Bereiche unterschiedlich entwickelt. Herangezogen wurden für diese Analyse sowohl Indikatoren für wirtschaftliche Voraussetzungen als auch Kennziffern zur Produktion. Weitere aussagefähige Daten, die in frühere Untersuchungen einbezogen wurden, stehen für die letzten Jahre leider nicht mehr zur Verfügung.
Die durchschnittliche Betriebsgröße, gemessen in landwirtschaftlich genutzter Fläche (LF) je Betrieb, repräsentiert gleichzeitig ein aussagekräftiges Maß für den Arbeitskräftebesatz, die Arbeitsproduktivität wie auch für die Einkommenssituation. So können mit zunehmender Flächenausstattung, d. h. äußerer Aufstockung, Betriebe in der Regel durch verbesserte Auslastung von Maschinen, Vergrößerung von Viehbeständen und ähnliche Maßnahmen den Aufwand je Flächen- bzw. Vieheinheit senken und das Einkommen steigern. Wie Abb. 1 zeigt, hat sich der Prozess der äußeren Aufstockung, der nur durch die Aufgabe anderer Höfe ermöglicht wird, seit Ende der 1980er Jahre besonders beschleunigt.
Nicht nur die Anzahl der Kühe ist seit den neunziger Jahren zurückgegangen, sondern auch die Zahl der sonstigen Rinder, wie Mastbullen, Kälber u. ä. (Abb. 2, Tab. 1). Bei den Schweinen stagniert die Anzahl derzeit. Wie Daten über den Besatz mit Großvieheinheiten (GVE) je 100 ha LF belegen, ist zwischen 1988 und 1996 die Zahl von 130 auf 119 gesunken. Ökologisch gesehen kann man dies so deuten, dass sich mit zunehmender Konzentration der Viehhaltung und einer Aufstockung der Bestände je Halter das Problem einer ökologisch bedenklichen Überstockung der Flächen mindert. Tatsächlich hängt die Beurteilung aber davon ab, inwieweit es möglich ist, die anfallenden Güllemengen nicht nur auf die LF der Viehhalter zu verteilen, z. B. mittels Güllebörsen. Außerdem ist zu untersuchen, wie sich die Viehbestände regional verteilen und ob sich die Bewirtschaftungsintensität in viehstarken Regionen, wie z. B. im Westmünsterland nicht noch verstärkt hat.
Mittel- bis langfristige Prognosen über die weitere Entwicklung der Agrarstruktur in Westfalen kann man anhand der bisherigen Trends guten Gewissens kaum abgeben. Am wahrscheinlichsten sind noch die Aufgabe weiterer Betriebe und die äußere Aufstockung der verbleibenden Höfe. Dies ist nicht zuletzt deshalb zu erwarten, weil bei Generationswechseln in den Familienbetrieben immer weniger Hofnachfolger nachwachsen.
• | Becks, F. (1983): Die Agrarwirtschaft Westfalens und ihre räumliche Differenzierung. In: Weber, P. und K.-F. Schreiber (Hg.): Westfalen und angrenzende Regionen. Paderborn (= Münstersche Geographische Arbeiten, Nr. 15) | |
• | Becks, F. (1983): Die räumliche Differenzierung der Landwirtschaft in der Westfälischen Bucht. In: Geographische Kommission für Westfalen (Hg.): Spieker, Nr. 29. Münster | |
• | Becks, F. (1995): Agrarstruktur 1987. In: Geographische Kommission für Westfalen (Hg.): Geographisch-landeskundlicher Atlas von Westfalen, 7. Lieferung. Münster | |
• | Becks, F. (1995): Die räumliche Differenzierung der Landwirtschaft in Westfalen. In: Geographische Kommission für Westfalen (Hg.): Siedlung und Landschaft in Westfalen, Nr. 22. Münster | |
• | Becks, F. (2001): Die räumliche Entwicklung der Landwirtschaft in Westfalen seit den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts. In: Ditt, K. u.a. (Hg.): Agrarmodernisierung und ökologische Folgen. Paderborn (= Forschungen zur Regionalgeschichte, Band 40) | |
• | Koch-Achelpöhler, V. (1996): Landwirtschaft in Nordrhein-Westfalen - Analyse und Projektion des Agrarstrukturwandels 1980-2003. Bonn | |
• | Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe (1997) (Hg.): Westfalens Landwirtschaft im Wandel 1988-1996. In: Beiträge zur Sache, Nr. 47. Münster |
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• | www.lwl.org/LWL/Kultur/Westfalen_Regional/Wirtschaft/Milchwirtschaft |
Erstveröffentlichung 2007