Südwestfalen – eine REGION wächst heran

01.01.2010 Rudolf Grothues

Inhalt

Sie ist der jüngste regionale Zusammenschluss in Nordrhein-Westfalen, wahrscheinlich sogar ganz Deutschlands: die Region Südwestfalen. Anfang 2006 zunächst als Arbeitsgemeinschaft ge­startet, haben sich im Jahr 2007 der Hochsauerlandkreis, der Märkische Kreis und die Kreise Olpe, Siegen-Wittgenstein und Soest zur Region Südwestfalen zusammengeschlossen. Noch im Laufe des gleichen Jahres wurde sie von der Landesregierung NRW für die Ausrichtung der Regionale 2013 ausgewählt.

Die Regionale ist ein Strukturförderprogramm des Landes, das im Turnus von drei Jahren einer ausgewählten Region die Möglichkeit bietet, sich zu präsentieren. Zum einen hat sich erstmals eine Region mit fünf Kreisen und 59 Städte und Gemeinden um die Ausrichtung beworben. Zum anderen benutzt diese Region die Regionale nicht nur zum Ausbau vorhandener Strukturen, sondern setzt den Wettbewerb "Regionale" regelrecht zur Bildung einer neuen Region in NRW ein. Alle Maßnahmen im Rahmen der Regionale Südwestfalen werden durch die Südwestfalen Agentur mit Sitz in Olpe vorbereitet und organisiert.

Abb. 1: Die Region Südwestfalen (Quelle: Eigener Entwurf)

Die Region setzt sich zusammen aus dem Sauerland, dem Siegerland, dem Wittgensteiner Land und der Hellwegregion, letztere aber ohne den Kreis Unna und das Ruhrgebiet. Der größte Teil ist durch eine Mittelgebirgslandschaft ge­prägt, ein kleiner Teil im Norden durch die Bördenlandschaft des Hellweges (s. Beitrag Temlitz). Hier liegt auch mit 65 m ü. NN in der Lippeniederung der tiefste Punkt, während es Richtung Süden immer weiter ansteigt, bis mit dem Langenberg im Hochsauerlandkreis mit 843 m ü. NN der höchste Punkt Südwestfalens er­reicht wird. Historisch setzt sich Südwestfalen aus den ehemaligen Herrschaftsgebieten Kurkölnisches Herzogtum Westfalen, der Grafschaft Mark, dem Fürstentum Nassau-Siegen und der Wittgensteiner Grafschaft zusammen.

Insgesamt leben in der Region rd. 1,5 Mio. Menschen, das sind 8% der Einwohner NRW’s, und 18% von Westfalen-Lippe. Mit 6.200 km2 stellt die Region 20% der Fläche von NRW und  rd. 30% von Westfalen-Lippe.

Wichtige Flüsse sind Ruhr, Lippe, Sieg, Lenne, Bigge und Möhne. Vor allem mit Möhne-, Henne-, Sorpe-, Bigge-, Verse- und der Fürwiggetalsperre sichert die Region Südwestfalen die Trink- und Brauchwasserversorgung sowie den Hochwasserschutz eines großen Teils von ganz Nordrhein-Westfalen.

Abb. 2: ''Finden Sie es gut, wenn möglichst viele Aufgaben für die Region von den Kreisen, Städten und Gemeinden gemeinsam geregelt werden?'' (Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 5230, August 2007)

Der ''Südwestfale'' lernt sich kennen

In Vorbereitung der Bewerbung zur Regionale haben die fünf Kreise eine Imageuntersuchung in Auftrag gegeben, die seit ihrer Veröffentlichung 2007 als Südwestfalen-Studie bekannt ist. In 1.106 Interviews wurden die Bewohner zu Lebensqualität und Regionalbewusstsein befragt. Danach fanden 75% der Menschen die Idee gut, dass zukünftig kreisübergreifende Themen wie Soziales, Straßenbau, Kultur, Bildung und Arbeitsmarktfragen gemeinsam angegangen werden sollen (Abb. 2).

Fast 100% der Südwestfalen be­schreiben sich als bescheiden, naturverbunden, pflichtbewusst und bodenständig. Tradition und soziales Engagement ist überdurchschnittlich. 60% der Südwestfalen sind Mitglied eines Vereins. 38% haben dort ein Ehrenamt oder arbeiten auf andere Weise aktiv mit. Eine gute Nachbarschaft ist offensichtlich ebenfalls in allen Städten und Gemeinden vorhanden.

Mit ihrer Region verbinden die Südwestfalen ein angenehmes, gesundes Klima (93%), eine reizvolle Umgebung (87%), angenehme und sympathische Menschen (86%) und Familienfreundlichkeit (87%). Über 90% der Befragten stufen ihre Lebensqualität als gut oder sehr gut ein. Besonders wichtig dabei werden die guten Bildungseinrichtungen, das kulturelle Angebot und die Bedeutung der Schützenfeste angesehen. Zwar konnte die Studie auch einige reale Unterschiede innerhalb der Teilgebiete aufzeigen, und auch zwischen Sauerländern und Siegerländern werden immer wieder klischeehaft Animositäten herbeigeredet, doch überraschte die Studie insgesamt mit der großen Zustimmung der Bevölkerung für die neue Kooperation und die neue Region Südwestfalen. Trotzdem ist der Begriff Südwestfalen nur wenig in den Menschen verankert, wie die Frage nach der Herkunftsregion aufzeigt (Abb. 3).

Abb. 3: ''Wenn Sie im Urlaub gefragt würden, woher Sie kommen, was würden Sie sagen?'' (ohne Antwortvorgaben) (Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 5230, August 2007)

Dabei ist die Bevölkerung aber in hohem Anteil stolz darauf, aus Südwestfalen zu sein: 34% sagen ‚unbedingt stolz‘, also ohne ‚Wenn und Aber‘, weitere 39% meinen ‚überwiegend‘. Be­sonders stolz auf ihre Herkunft sind die Einwohner im Hochsauerlandkreis so­wie im Kreis Olpe, die Bevölkerung im Märkischen Kreis sowie im Kreis Soest zeigt sich etwas weniger stolz darauf (Abb. 4).

Außergewöhnlich ausgeprägt ist der Wunsch, dass sich die fünf Kreise weiterhin zu einer starken Wirtschaftsregion entwickeln und vor allem der nachwachsenden Generation zukünftig ausreichende und gut qualifizierte Arbeitsplätze anbieten, damit der zu erwartende Bevölkerungsverlust durch Geburtenrückgang und Fortzüge abgefedert werden kann (s. Beitrag Krajewski).

Abb. 4: ''Sind Sie stolz darauf, aus Südwestfalen zu sein?'' (Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 5230, August 2007)

Regionale 2013

Die Region hat sich ein klares Ziel vorgegeben: In gemeinsamer Arbeit will sich Südwestfalen europaweit als attraktiver Lebens- und Wirtschaftsraum profilieren und Maßstäbe für Qualitäten und Innovationen in der Entwicklung des Landschafts- und Siedlungsraumes, der Infrastruktur, der Kultur und Wirtschaft setzen. Mit dem Themenfeld StadtMensch soll mehr urbanes Leben in die Innenstädte gebracht werden, um sie dadurch attraktiver für jüngere und gut ausgebildete Menschen zu machen. Mit dem Thema LandLeben wird nach einer zukunftsfähigen Dorfentwicklung und innovativem Umgang mit Leerständen und der Unterstützung bürgerschaftlichen Engagements gesucht, um die Lebensqualität im ländlichen Raum auch weiterhin sichern zu können. Das Themenfeld NeuLand besetzt die Fragen nach Landnutzung und -bewirtschaftung; hier werden auch die Fragen der touristischen Weiterentwicklung behandelt. Im Themenfeld WirtschaftWissen sollen Netzwerke für Innovation, Bildung und Wissenschaft aufgebaut werden. Die Bereiche Unternehmen, Wissenschaft und Ausbildung sollen dadurch näher zusammenrücken. Weitere Themen werden in der offenen Kategorie DenkRäume entwickelt.

Durch den Vorbereitungsprozess für die Regionale 2013, durch zahlreiche Projekte, die in dieser Zeit zur Umsetzung gebracht werden, aber vor allem auch durch das Veranstaltungsjahr 2013 wird die Region weiter an Identifikationskraft für die Bewohner entwickeln, so dass das Projekt "Region Südwestfalen" in den Folgejahren weiter reifen kann.

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Weiterführende Literatur/Quellen

Erstveröffentlichung 2010