Das Westfälische Schieferbergbau- und Heimatmuseum Holthausen

09.11.2015 Meinolf Rohleder

Inhalt

Logo – Museum Holthausen (Quelle: Kulturbüro Schmallenberg)

Glanzlicht in der Museumslandschaft

Das Westfälische Schieferbergbau- und Heimatmuseum in dem Schmallenberger Ortsteil Holthausen liegt zwar etwas versteckt, ist aber durchaus ein Aushängeschild in der Museumslandschaft des Hochsauerlandkreises. Im Vergleich der 60 Museen im Kreisgebiet erfreut es sich mit regelmäßig mehreren Tausend Besuchern pro Jahr einer großen Beliebtheit (2014: ca. 6.000; Stadt Schmallenberg, Kulturbüro) und besitzt eine Strahlkraft, die weit über die Region und auch Westfalen hinausreicht.

Eingebettet in die touristisch entwickelte Region des Schmallenberger Sauerlandes in unmittelbarer Nähe des "WaldSkulpturenWegs" (s. Beitrag Rohleder) ist in der knapp 600 Einwohner zählenden Ortschaft Holthausen in den vergangenen Jahrzehnten ein museales Kleinod entstanden.

Abb. 1: Westfälisches Schieferbergbau- und Heimatmuseum Holthausen (Quelle: Kulturbüro Schmallenberg, Foto: Werner Harnischmacher)

Über die Anfänge eines "Kellermuseums"

Mit innovativem Elan, einer gewissen spitzbübischen Schläue sowie dem oftmals unterschätzten Durchhaltevermögen der Menschen im Sauerland ist es gelungen, ein Projektvorhaben in einem kleinen Dorf praktisch umzusetzen, das – von außen betrachtet – so gar nicht einem provinziellen Verständnis entsprach.

Als in Holthausen, wie in zahlreichen anderen Dörfern auch, nach Auflösung der Volksschule das Schulgebäude Anfang der 1970er Jahre verkauft werden sollte, entstand in Zusammenhang mit dem Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" (s. Beitrag Wittkampf) die Idee, jenseits von Geranienkästen, Grillplatz und Begrüßungstafel, langfristig einen "bleibenden Akzent" im Dorf zu schaffen (Bamfaste 2000). In diesem Zusammenhang wurden in Teilen des Schulgebäudes (im Ortsmittelpunkt unterhalb der Kirche gelegen) – zunächst wenig zielgerichtet und unsystematisiert – die kurzfristig von Dachböden und aus Speichern gesammelten "musealen Gegenstände" untergebracht. Dies war quasi die Geburtsstunde der volkskundlichen Sammlung, heute "Themenwelt Volksfrömmigkeit, Volks- und Heimatkunde" genannt.

Ein zweites thematisches "Standbein" war schnell gefunden, waren doch früher viele Holthauser in den Gruben des Fredeburger Schieferreviers tätig. Die Bergleute brachten eine Vielzahl an Bearbeitungswerkzeugen, Gesteinsstücken und geologischen Funden ein und lieferten so den Grundstock für eine auf die Gewinnung und Bearbeitung von Schiefer ausgerichtete Ausstellung – unter besonderer Berücksichtigung des Fredeburger Schieferreviers (s. Beitrag Köhne). Diese kann heute im Rahmen der "Themenwelt Schieferbergbau im Sauerland" bestaunt werden.

Durch die dörfliche Eigeninitiative wurde also der Standort eines Heimatmuseums mit dem Schwerpunkt "Schiefer im Raum Winterberg/Schmallenberg" geschaffen und damit eine museale Lücke geschlossen. Zugleich entstand aber auch ein sinnvoller Kontrapunkt zu der mit Schiefer so kunstreich gestalteten Altstadt Schmallenbergs.

Im Juli 1974 wurde das Museum zunächst unter dem Namen "Kellermuseum" eröffnet. Es folgten die formal notwendigen Schritte (Antragstellung und Aufnahme in die Vereinigung Westfälischer Museen) sowie der Aufbau einer weiteren "Themenwelt Wirtschaftsleben im Sauerland", beginnend mit den Aspekten Jagd und Forstwirtschaft, Tiere und Pflanzen. Eine Textilabteilung, fast selbstverständlich in Schmallenberg der Hausiererhandel und das Druckereigewerbe gehören inzwischen ebenfalls zu dieser dritten Themenwelt. Die einzelnen thematischen Aspekte wurden durch Wissenschaftler diverser Fachdisziplinen und externe Museumsexperten begleitet, strukturiert und durch zusätzliche Ausstellungsstücke angereichert.

Damit war auch klar, dass das neu entstandene Museum sämtliche Räume der alten Schule benötigte und diese auch entsprechend der neuen Zweckbestimmung innenarchitektonisch umgestaltet werden musste.

Die südwestfälische Galerie

Am 10.09.1977 konnte das Dorf dann endlich die offizielle Eröffnung des "Westfälischen Schierbergbau- und Heimatmuseums Holthausen" feiern. Zu diesem Anlass konnte das Museum mit der Sammlung des Bildhauers Eugen Senge-Platten (Siedlinghausen 1890–1972) erneut einen Glanzpunkt präsentieren. Die Witwe des Künstlers hinterließ dem Museum den Nachlass ihres Mannes, der wie kein Anderer den heimischen Schiefer als Ausgangsmaterial für zumeist großformatige Reliefs bearbeitet hat.

Damit erhielt das Museum einen künstlerischen Schwerpunkt, aus dem nach und nach die Kunstsammlung der "Südwestfälischen Galerie" entstand, die nach ihrer Eröffnung im Jahr 2009 inzwischen etwa 7.000 Gemälde, Grafiken und Skulpturen umfasst. Das Museum ist mittlerweile "die einzige Einrichtung, die sich dezidiert mit der Kunst des Sauerlandes befasst und diese als bedeutenden Faktor der regionalen Kulturgeschichte vermittelt" (Westfälisches Schieferbergbau- und Heimatmuseum Holthausen o. J., S. 20). Etwa 150 Werke sind in der Dauerausstellung der Südwestfälischen Galerie zu sehen.

Zu erwähnen bleibt an dieser Stelle, dass Holthausen im Jahr 1979 in dem Bundeswettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" als Lohn für die gemeinsame Anstrengung die Goldmedaille errang. Das Museum Holthausen avancierte dadurch zu einem Vorzeigeprojekt und das Dorf zu einem Impulsgeber für die zukünftige Ausgestaltung dieses Wettbewerbs, der ursprünglich Ausgangspunkt des gemeinsamen Engagements in Holthausen gewesen war.

Abb. 2: Strickvorführung in der Textilabteilung des Museums Holthausen (Quelle: Kulturbüro Schmallenberg, Foto: Werner Harnischmacher)

Sonderausstellungen

Die Dauerausstellungen in den genannten Themenwelten wurden schon früh und werden immer noch begleitet von Sonderausstellungen in den regelmäßig stattfindenden "Museumswochen". Die erste dieser Sonderausstellungen fand im Jahr 1978 statt und befasste sich mit der "Philatelie und Postgeschichte im Oberen Sauerland". Wissenschaftlich betreut wurde sie – wie in den folgenden Jahrzehnten nachfolgende Ausstellungen – vom Landesarchivdirektor Alfred Bruns (Münster). Spektakulär war die Ausstellung "Hexen – Gerichtsbarkeit im Kurkölnischen Sauerland" (1984), bei der die Protokolle der Hexenprozesse in Holthausens Nachbarort Oberkirchen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden.

Ausstellungsthemen der letzten Jahre waren u.a. "Tom Astor: 50 Jahre – Live on Stage" (2013), "Holland in der Küche: Mühle, Mädchen und Meer" (2014) und "Bilder von Menschen. Was Porträts über das Ich erzählen" (2015) (Kulturbüro Schmallenberg 2015).

Das Museum veröffentlichte darüber hinaus eine Reihe weiterer Schriften, etwa zur Neugestaltung der Textilabteilung ("Von Menschen, Maschen und Maschinen", 1995) sowie "Kunst im Sauerland. Beiträge zur Kulturgeschichte Südwestfalens" anlässlich der Eröffnung der "Südwestfälischen Galerie" im Jahr 2009, u.a. unterstützt von der LWL-Kulturstiftung.

Abb. 3: Einladung zur Sonderausstellung "Advents- kalender aus 100 Jahren" 2014/2015 (Quelle: Kulturbüro Schmallenberg)

Aktuelle Entwicklungen und Ausblick

Mit dem Westfälischen Schieferbergbau- und Heimatmuseum Holthausen und dem WaldSkulpturenWeg besitzt die Stadt Schmallenberg zwei hochkarätige und überregional bekannte Anziehungspunkte in der Kunstlandschaft des Sauerlandes. Nach der Eröffnung der Südwestfälischen Galerie gilt es, den eingeschlagenen Weg erfolgreich weiterzugehen, nämlich das Konzept einer museal umgesetzten "aufgeklärten Heimatkunde" fortzuführen (von Bredow 1978); das bedeutet, neben der Organisation von Sonderausstellungen eine bewusste, museumsdidaktische Ausrichtung zu gewährleisten, um den reichen Objektbestand mit "Geschichten" zu versehen sowie ferner durch Projekte mit und für Kinder(n) bzw. Jugendliche(n) die jüngeren Altersgruppen anzusprechen. Damit wurde bereits begonnen. Zukünftig ist es ebenso wichtig, vermehrt die Aufmerksamkeit von Bildungseinrichtungen (Grundschulen, Kunstkurse der gymnasialen Oberstufe, Volkshochschule) auf sich zu ziehen. Die Unterstützung sollte durch die im Jahr 2013 erfolgte Einrichtung eines "Kulturbüros" in der Stadtverwaltung gewährleistet sein.

Darüber hinaus ist das Museum als Erlebnisort für besondere Veranstaltungen prädestiniert. Beleg dafür war das im Frühjahr 2015 in Schmallenberg durchgeführte Festival für textile Kunst ("Die Textile"). Fäden spinnen, Muster stricken, Stoffe bahnen – das wäre weiterhin ein Motto für eine zukünftige Arbeit mit Kreativität und damit eine tragfähige, zukunftsorientierte Perspektive. Damit bliebe das Museum – ganz im Sinne der Gründergeneration – ein bedeutender Anker für die Begegnung mit Natur, Arbeit, Kunst, Politik, Spiel und Kultur für Menschen aller Altersgruppen, die in der Region leben oder diese besuchen.

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Weiterführende Literatur/Quellen

Erstveröffentlichung 2015