Denkmäler in OWL > Stadtarchiv Harsewinkel


 

1. Vorbemerkungen

 
 
 
Seit dem Ende der Befreiungskriege gegen das napoleonische Frankreich Anfang des 19. Jahrhunderts wurde in Harsewinkel in unterschiedlicher Weise der Gefallenen der Kriege gedacht. Archivalische Quellen sind allerdings nur für das Mahnmal überliefert, das 1965 an der Münsterstraße eingeweiht wurde und an die Opfer der Kriege und des Nationalsozialismus erinnern soll. Aus früherer Zeit sind nur die Gedenktafeln erhalten, die ihren Platz in der St.-Lucia-Kirche hatten und die Namen der Gefallenen der Befreiungskriege 1813-1815, der Kriege von 1864, 1866 und 1870/1871 und des Ersten Weltkriegs auflisten. Das in den 1920er-Jahren geschaffene Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs, das seinen Platz an der St.-Lucia-Kirche am Kirchplatz von Harsewinkel hatte, wurde abgetragen, nachdem 1965 ein neues Denkmal errichtet worden war. An diesem Denkmal wird jährlich aus Anlass des Schützenfestes ein Kranz niedergelegt. Ebenso findet dort die Gedenkfeier am Volkstrauertag statt.

Von dem alten Denkmal sind nur Fotografien erhalten geblieben, in im Stadtarchiv Harsewinkel angesehen werden können. Ebenso sind dort archivalische Quellen sind über die Errichtung des Mahnmals von 1965 vorhanden, die während der Öffnungszeiten gelesen werden können. Eine ausführliche Darstellung zur Geschichte des Kriegerdenkens hat Stadtarchivar Eckhard Möller unter dem Titel
 "Im Gedenkan an die Toten" im "Heimatjahrbuch Kreis Gütersloh 2008" veröffentlicht. Der Text kann hier heruntergeladen werden.
Weitere Ressourcen im Internet-Portal "Westfälische Geschichte" zur Geschichte von Harsewinkel


Luftaufnahme des Kirchplatzes mit der St.-Lucia-Kirche in Harsewinkel
 
 
 

2. Einführung zu den Quellen und Dokumenten

 
 
 
Nach den Befreiungskriegen gegen das napoleonische Frankreich (1813-1815) und nach den Kriegen gegen Dänemark (1864), Österreich (1866) und Frankreich (1870-1871), die der kleindeutschen Reichsgründung vorausgingen, wurden schlichte Holztafeln angefertigt, auf denen die Namen der Gefallenen aufgeführt sind und die an den Westwänden der Seitenschiffe in der St.-Lucia-Kirche ihren Platz hatten. In gleicher Form wurden nach dem Ende des Ersten Weltkriegs zwei Gedenktafeln für die Gefallenen dieses Krieges geschaffen.

Seit der modernen Umgestaltung der St.-Lucia-Kirche in den 1960er-Jahren wurden diese Gedenktafeln in einer Abstellkammer aufbewahrt, wobei eine der beiden Namenstafeln der Gefallenen des 1. Weltkriegs verloren ging. Erst 2005, in Zusammenhang mit der Umgestaltung der Turmhalle der St.-Lucia-Kirche zur Gedenkhalle, wurden die alten Holztafeln wieder aufgehängt. Die Namen der Gefallenen des Ersten Weltkriegs, die auf der verschollenen Tafel aufgeführt waren, wurden auf einer modern gestalteten Tafel ergänzt.
 
 
 
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs trat zu dieser kirchlichen Form des Totengedenkens eine neue Form öffentlichen Gedenkens hinzu, indem auf kirchlichem Grund in unmittelbarer Nachbarschaft der St.-Lucia-Kirche ein steinernes Kriegerdenkmal errichtet wurde. Es zeigt einen sterbenden Soldaten oder Gefallenen, der von einem Engel emporgehoben wird, welcher ihm mit erhobener linker Hand den Weg in das Reich Gottes weist. Im oberen Teil des Sockels waren, wohlgemerkt zur Zeit der Weimarer Republik, unter der Überschrift 'Im Weltkriege 1914/1918 starben für König und Vaterland‘ die Namen der Gefallenen aus Harsewinkel aufgeführt. Der genaue Zeitpunkt der Errichtung des Denkmals ist ebenso wenig bekannt wie der Name des Künstlers, der die Skulptur geschaffen hat. Nach 1945 wurde das Kriegerdenkmal zunächst um eine kleine Tafel mit der Inschrift 'Unseren Söhnen zum Gedenken‘ ergänzt, durch die an die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs erinnert werden sollte. Seit 1951 fanden anlässlich des Schützenfestes und des Volkstrauertages alljährlich Kranzniederlegungen an dem Denkmal statt.
 
 
 
Bereits Anfang der 1950er-Jahre setzten allerdings die Diskussionen über eine nach dem Nationalsozialismus angemessene Form des Gedenkens an die Gefallenen ein, die erst 1963 so weit konkretisiert worden waren, dass ein Auftrag für die künstlerische Gestaltung des Denkmals erteilt werden konnte. Diesen erhielt der Wiedenbrücker Bildhauer Hubert Hartmann (1915-2006), ein bedeutender später Vertreter der Wiedenbrücker Schule, der sich durchaus einer modernen Formensprache zuwandte. Zugleich wurde dem Gütersloher Gartenarchitekten Karl Fischer der Auftrag erteilt, den Denkmalplatz an der Münsterstraße zu gestalten.

Hubert Hartmann entwarf einen 6,30 m hohen Obelisken, auf dessen Vorderseite ein großes Bronzerelief angebracht war. An den beiden Seiten wurden die Inschriften 'Den Toten der Kriege zum Gedächtnis - Den Leidtragenden zur Tröstung - Den Lebenden zur Mahnung‘ und 'Überwindet den Hass - Suchet den Frieden‘ eingemeißelt.
 
 
 
Am 21.11.1965 wurde das Denkmal in einer Feierstunde unter Beteiligung der Pfarrer der katholischen und evangelischen Kirchengemeinde, von Vertretern der Vereine und unter Beteiligung von örtlichen Chören und Kapellen seiner Bestimmung übergeben. Seither findet alljährlich am Volkstrauertag die öffentliche Gedenkveranstaltung an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft an dem Mahnmal statt.
 
 
 
2004 trat der Harsewinkeler Georg Terlutter mit der Initiative an die Öffentlichkeit, das Mahnmal von Hubert Hartmann, bei dem bewusst auf die Nennung der Namen von Gefallenen verzichtet worden war, um Namenstafeln für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs zu ergänzen. In der anschließenden öffentlichen Diskussion stieß diese Idee auf Kritik, weil sie den Charakter des Mahnmals verändert und seinem Anspruch, an die Gefallenen der Kriege des 19. und 20. Jahrhunderts und die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern, widersprochen hätte.

Gleichwohl zeigte die Reaktion der Öffentlichkeit, dass durchaus ein Bedürfnis bestand, sich der Namen der Gefallenen des Zweiten Weltkriegs und der Opfer der nationalsozialistischen Diktatur zu erinnern. Die Bereitstellung von Totenzetteln durch Familien von Gefallenen und Recherchen des Stadtarchivs ermöglichten es, erstmals eine vollständige Liste der Gefallenen zusammenzustellen. Von der katholischen katholischen Pfarrgemeinde wurde in dieser Diskussion angeboten, im Rahmen der Umgestaltung der Turmhalle der St.-Lucia-Kirche neben den alten Gefallenentafeln neue Tafeln anzubringen, die die Namen der Gefallenen des 2. Weltkriegs aufführen. Ergänzt wurden diese Namen um die Namen der zivilen Opfer des Krieges aus und in Harsewinkel, der in den Konzentrationslagern ermordeten Harsewinkeler und der in Harsewinkel zu Tode gekommenen Kriegsgefangenen und zivilen Zwangsarbeiter.