Stein > Chronologie eines Lebens 1757-1779




Stein-Denkmal in Berlin / Foto, Bearbeitung: M. Weidner, MünsterPeter Burg: Biografie Karl Freiherr vom und zum SteinMarcus Weidner: Stein - Chronologie eines LebensMarcus Weidner: Stein - seine Denkmäler (im Aufbau)Peter Burg: Die Steinsche Städteordnung und Westfalen Marcus Weidner: Bibliografie 'Freiherr vom Stein' Stein - MaterialienZurück zur Startseite
 
Jugendbildnis Steins, 1778 (Ausschnitt) / Privatbesitz, Foto: Horst Appuhn 

1757-1779


Familie und Ausbildung

 
 
 

1757


 
 
 
1757-10-25 
Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein wird in Nassau, einem rund 300 Einwohner zählenden Städtchen, geboren; es ist ein Dienstag. Er ist das achte Kind des protestantischen Reichsfreiherrn Karl Philipp vom und zum Stein (08.10.1708-30.10.1788) und seiner Frau Henriette Karoline Langwerth von Simmern (Eltville 15.09.1721 - Nassau 29.05.1783, Heirat am 18.08.1746), Nichte ihres Mannes und Witwe des Friedberger Burgmanns Franz Carl August Löw von und zu Steinfurth (1716-02.08.1744, Heirat am 23.07.1743).

Steins Vater, aus der älteren Linie vom Stein, war seit 1736 Kammerherr des - katholischen - Kurfürsten-Erzbischofs von Mainz und stieg dort 1786 zum Geheimen Rat auf. Zudem übernahm dieser als Reichsritter zeitweise verschiedene Funktionen in seiner Friedberger Korporation, u. a. 1773-1784 als Ritterrat. Seine Reichsunmittelbarkeit gründet auf die Dörfer Frücht (Reichsunmittelbarkeit seit 1609) und Schweighausen (Reichsunmittelbarkeit seit 1427), die zu seinem zersplitterten, überwiegend auf dem rechten Rheinufer gelegenen Besitz von etwa 2.400 nassauischen Morgen zählen. Da der Stammsitz, der auf einer Bergkuppe namens "Stein" unterhalb der alten Nassauer Grafenburg liegt, verfallen ist, wohnt die 1669 in den Reichsfreiherrenstand erhobene Familie in einem Herrenhaus innerhalb des Orts, einem umgebauten und erweiterten Zehnthof (1621, 1755, 1790, 1815).

Die Ermittlung des genauen Geburtsdatums ist nicht unproblematisch. Steins Vater und Steins Autobiografie erwähnen den 26.10.1757 und tragen vielleicht damit dem Umstand Rechnung, dass Stein in der Nacht auf den 26.10. geboren wurde. Auf der Grabinschrift Steins in Frücht findet sich schließlich der 27.10.1757, während das - entscheidende - Nassauer Taufbuch und Steins Totenschild wiederum den 25.10.1757 als Geburtstag nennen. 
 
 
1757-10-28 
Das Taufbuch des Ev. Pfarramts zu Nassau vermerkt für den 28.10.1757:
"Den 28. oct. haben Herr Carl Philipp Freyherr von und zum Stein und dessen Fr. Gemahlin Henrietta Carolina von Langwerth ein söhnlein tauffen lassen, gebohren den 25 abends und genannt: Henrich Friedrich Carl. Tauffzeugen waren: H. Baron Friedrich Leopold von Adelsheim und dero Fr. Gemahlin."
 
 
 
 
 

1762


 
 
 
1762 
Steins Bruder Ludwig Gottfried wird geboren. Zunächst Zögling der Stuttgarter Karlsschule (1777-1779), dann 1780-1782 in Straßburg, ging er in französische Militärdienste. Nach seiner Desertion (1792) aus einer badischen Einheit, in der er als Hof- und Kammerjunker gedient hatte, musste er - hoch verschuldet - untertauchen. Unter dem Namen Salzer lebte er in Hamburg und dann in Bremen, von wo aus er 1814 Kontakt zu seinem Bruder aufnahm. Von diesem erhielt der erblindete und alkoholabhängige Ludwig Gottfried eine jährliche Pension. Er stirbt 1837. 
Vergrößerung der Abbildung   Vergrößerung der Abbildung   Weitere Informationen zur Abbildung
 
 
 

1773


 
 
 
1773-10 
Stein nimmt ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an der angesehenen, 1732 gegründeten hannoverschen Universität Göttingen (Georgia Augusta) auf (14.10.1773 Immatrikulation) - begleitet von seinem Hofmeister Friedrich Rudolf Salzmann (1765-1821), der später als Publizist und Verleger in Straßburg tätig wird. In seinem Elternhaus war Stein zuvor von seinem Nassauer Hauslehrer, dem evangelischen Theologen Karl August Göritz (1744-1799), unterrichtet worden. Stein, der sein Studium überaus ernsthaft betreibt, wohnt zunächst in einem Privatquartier beim Tischler Mäder in der Weender Straße und zieht im Sommersemester 1774 in das Haus der Witwe des Hutstaffierers Scharf in der Paulinerstraße.

In Göttingen wird der Grundstock für einige lebenslange Freund- und Bekanntschaften gelegt, etwa zu seinen Kommilitonen August Wilhelm von Rehberg (1757-1836). 
 
 
1773-10-01 
Wohl als Alternative - sollten Studium und berufliche Absicherung scheitern - erreicht die Familie vom protestantischen Merseburger Generalkapitel die Anwartschaft auf eine Präbende für ihren Sohn Karl. 
 
 
 

1774


 
 
 
1774-02-02 
Um eine weitere Verschuldung und Zersplitterung des Familienbesitzes zu verhindern, errichtet Steins Vater Karl Philipp (1708-1788) einen  Familienfideikommiss. Dieser begünstigt angesichts der militärischen Berufsorientierung der beiden ältesten Söhne nicht den Erstgeborenen (Majorat), sondern lässt die Frage zunächst - wiewohl aber an Karl gedacht ist - offen. 
Vergrößerung der Abbildung   Vergrößerung der Abbildung   Weitere Informationen zur Abbildung
 
 
 

1777


 
 
 
1777 Frühjahr 
Stein verlässt die Universität Göttingen ohne Abschluss, der für einen Adligen nicht zwingend notwendig ist. 
 
 
 
1777 Oktober 
Stein wird in die Wetzlarer Loge "Joseph zum Reichsadler" aufgenommen. 
 
 
 
1777 Herbst 
Da Stein in der Tradition der Reichsritterschaft als eine Berufsperspektive offenbar den Reichsdienst sieht, absolviert er am Reichskammergericht Wetzlar unter der Aufsicht und Mentorschaft des Juristen Kaspar Friedrich von Hofmann ein Praktikum. Zugleich ist das Reich die unmittelbar übergeordnete Herrschaftsinstanz eines Reichsritters und bietet ihm Schutz vor der Mediatisierung - Grund genug für Stein, ihr Funktionieren nicht nur in der Theorie, an der Universität Göttingen, sondern im Anschluss hieran auch in der Praxis zu studieren. 
 
 
1777 Ende 
Stein hält sich am Hof des Kurfürsten von Mainz auf. 
 
 
 
 

1778


 
 
 
1778 Anfang 
Stein hält sich in Mainz auf. 
 
 
1778 
Stein unternimmt ab Frühjahr 1778 mit seinem Göttinger Kommilitonen Franz von Reden (1754-1831) eine eher berufsorientierte "Kavaliersreise" nach Süddeutschland und besucht u. a. die Höfe von Mannheim, Darmstadt, Stuttgart und München. Darüber hinaus hält er sich drei Monate in Regensburg auf, um sich mit dem Reichstag vertraut zu machen. Ein Frankreichaufenthalt, den seine Mutter wohl als zusätzliche Empfehlung gegenüber König Friedrich II. erwähnt (1779), ist nicht weiter belegt. 
 
 
 

1779


 
 
 
1779-01-09 
Steins Mutter Henriette Karoline (1721-1783) bittet beim preußischen König Friedrich II. für ihren Sohn um die Verleihung des Kammerherrentitels und um eine Anstellung im diplomatischen Dienst. Offenbar war inzwischen die Stellenorientierung Steins auf den Reichsdienst hinfällig geworden, nachdem auch sein älterer Bruder Johann Friedrich in preußische Dienste getreten war. Dennoch bleibt das Interesse am Reich groß, da die Mutter offenbar als Kompromiss auf eine Stelle als Legationsrat in der Kanzlei des preußischen Gesandten am Reichstag zu Regensburg spekuliert. 
Vergrößerung der Abbildung   Vergrößerung der Abbildung   Weitere Informationen zur Abbildung
 
 
1779-02 
Stein in Stuttgart. 
 
 
1779 Frühjahr 
Stein besucht Salzbergwerke im Salzburgischen. Anschließend hält er sich für rund neun Monate in Wien - dem Zentrum des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation - auf. Sein Interesse gilt hier insbesondere dem kaiserlichen Reichshofrat, dem 1498/1527 als Gegengewicht zum Reichskammergericht gegründeten obersten kaiserlichen Gericht, das zugleich auch als politisches Beratergremium diente. 
 
 
1779 Herbst 
Stein unternimmt eine Studienreise in die Steiermark (u. a. zum Erzbergwerk Leoben) und nach Ungarn (u. a. zu den Gold-, Silber- und Kupfergruben bei Schemnitz). 
 
 
1779-10-30 
In einem  Nachtrag (Kodizill) zum Familienvertrag von 1774 wird Stein nach seinem Studium zum Erben und Stammhalter bestimmt.