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(116 KB)   Pflanzenreste aus dem Römerlager Oberaden / Wilhelmshaven, Niedersächsisches Institut für historische Küstenforschung   Pflanzenreste aus dem Römerlager Oberaden / Wilhelmshaven, Niedersächsisches Institut für historische Küstenforschung
TITELPflanzenreste aus dem Römerlager Oberaden


INFORMATIONWährend der Ausgrabungen 1976, 1977 und 1978 konnte aus Gruben im Lager Oberaden umfangreiches Pflanzenmaterial geborgen werden, das vom Niedersächsischen Institut für Marsch- und Wurtenforschung in Wilhelmshafen bearbeitet worden ist. Dabei ließen sich Aussagen über die Wirtschaftsweise, Ernährung und den Import von Früchten und Gewürzen gewinnen.

Für das Bild wurden vorwiegend die Überreste von Importen ausgewählt. Links oben sind Apfelkerne (Malus cf. silvestris/einheimisch) zu sehen, darunter die Kerne von Oliven (Olea europaea). In der rechten Bildhälfte liegen von oben nach unten Kerne der Weinrebe (Vitus vinifera ssp. sativa), Teilfrüchte des Korriander (Corriandrum sativum), Pfeffer (Piper nigrum) und Samen der Feige (Ficus carica).

Der Nachweis von wildem Apfel ist singulär gesehen von geringer Bedeutung. Er gewinnt dann an Wichtigkeit, wenn man ihn Zusammenhang mit den Funden von Weißdorn, Brombeere, Himbeere, Schwarzem Holunder, Schlehe, Haselnuß und Wildrose sieht. Die Truppe in Oberaden mußte sich offensichtlich z.T. von gesammelten Wildfrüchten ernähren. Erst nach der Zeitenwende läßt sich in Römerlagern am Rhein Kulturobst belegen.

Oliven mußten aus dem Mittelmeerraum nach Oberaden importiert werden. Die Sternkerne belegen, daß dieses in der Form der kompletten Früchte geschehen ist. Selbiges gilt für den Wein. Er gelangte also sowohl als Getränk in Fässern als auch in der Form der Traube nach Oberaden.

Ebenfalls aus dem Mediterrangebiet importiert wurde die Gewürzpflanze Korriander, während Sellerie und Dill nachgewiesene einheimische Gewürze sind, von denen ersteres offensichtlich sehr häufig verwendet worden ist. Von besonderer Bedeutung ist der Nachweis von Pfeffer in Oberaden, einem aus Indien importierten Gewürz. Mit dem Fund aus dem Lippelager bei Bergkamen liegt der früheste Nachweis dieser exotischen Kostbarkeit nördlich der Alpen vor. Pfeffer ist bereits im griechischen Kulturkreis bekannt, erlangte aber erst zur Römerzeit eine bedeutendere lukullische Wertung. Plinius schrieb über den Pfeffer (Naturalis Historiae XII 29):
"Es ist erstaunlich, daß man an der Verwendung des Pfeffers so sehr Gefallen gefunden hat. Denn einige (Gewürze) gefielen durch den angenehmen Geschmack, bei anderen lockte das Aussehen; der Pfeffer aber empfiehlt sich weder als Baumfrucht, noch als Beere. Allein durch seinen scharfen Geschmack gefällt er und dadurch, daß man ihn aus Indien herbeischafft ... Pfeffer wächst wild in seiner Heimat und dennoch wird er nach Gewicht gehandelt, so wie Gold und Silber."

Weizen stellte den Hauptteil des Getreides und muß in Oberaden angebaut worden sein. Für die Rispenhirse, offensichtlich zweitwichtigste Getreideart, wird dieses vermutet. Demgegenüber wurde die Gerste in so geringem Maße nachgewiesen, daß sie bei der Ernährung der Legionäre nur eine untergeordnete Bedeutung gehabt haben kann.

Weiterhin konnten in Oberaden nachgewiesen werden: Linse, Pferdebohne, Lein, Mandel (importiert) und Feige, die, in getrockneter Form importiert, einen großen Anteil an der Truppenverpflegung besessen hat.

Die gefundenen Ackerunkräuter belegen schließlich, daß beim Lager Oberaden Ackerbau und Viehzucht betrieben worden ist. Der Ackerbau existierte sowohl als Sommer- wie auch als Winterfruchtbau.

Über die Ernährung römischer Soldaten läßt sich abschließend folgendes sagen: Hauptnahrungsmittel war ein Getreidebrei (puls, pulmentum) aus Dinkel, einer Spelzweizenart. Auf dem Marsch hatte ein Legionär drei Tagesrationen Getreide mitzuführen. Auf Handmühlen wurde es zerquetscht und in Schüsseln angerichtet, wobei Salz, Kräuter und Gewürze untergemischt werden konnten. Zur Grundverpflegung gehörten weiterhin Käse, Gemüse, Öl, seltenes Fleisch. Als Süßungsmittel diente Honig, als Getränk gab es Wasser und Wein. Wildfrüchte, die in der Umgebung gesammelt wurden, bereicherten den Speisezettel.

Neben der Grundverpflegung um deren Beschaffung sich der Truppenteil selber zu kümmern hatte (Ackerbau und Viehzucht in Oberaden), bestand für einen römischen Soldaten die Möglichkeit, auf private Rechnung auch ausgefallenere Verpflegung zu erhalten. Neben den og. Importen aus dem Mediterrangebiet sind die nach Oberaden gelieferten Austern zu erwähnen. Olivenkerne, Austernschalen, Pfefferkörner und Weinfässer können als typisches Zeichen für eine Truppe gelten, die unter körperlich harten Bedingungen in Feindesland leben muß und die bei Stimmung zu halten ist, indem man sie gut und reichlich mit Lebensmitteln versorgt, wobei selbst ausgefallenere Dinge zumindest für die Offiziere angeliefert werden.


Literatur

Kučan, D.
Pflanzenreste aus dem Römerlager Oberaden. - In: Zeitschrift für Archäologie 15 (1981), S. 149-162.

Kučan, D.
Der erste römerzeitliche Pfefferfund - nachgewiesen im Römerlager Oberaden (Stadt Bergkamen). - In: Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 2 (1984), S. 51-56.


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OBJEKT-PROVENIENZWilhelmshaven, Niedersächsisches Institut für historische Küstenforschung


QUELLE    Höper, Hermann-Josef | Alltagsleben römischer Legionäre | Dia 08, S. 24-26
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit1.6   Römische Kaiserzeit
Ort1.12.1   Bergkamen, Stadt
DATUM AUFNAHME2004-02-29
AUFRUFE GESAMT2746
AUFRUFE IM MONAT186