TEXT

TITEL1648: Krieg und Frieden in Europa


ORTMünster
JAHR1998


ONLINE-TEXTCorrea, Antonio Bonet: Juan Caramuel de Lobkowitz - paradigmatische Persönlichkeit des Barock
SEITEBd. 2, S. 369-375


TEXT
Theologe, Philosoph, Natur- und Sprachforscher, Jurist, Diplomat, Soldat, Ingenieur und Architekt : Juan Caramuel de Lobkowitz, Graf von Zen, königlicher Ratgeber, Zisterziensermönch und Bischof von Vigevano, ist zweifellos die Verkörperung des universellen Menschen des Barock. Er beherrschte mehr als 20 Sprachen, war ein begabter Prediger und Autor vieler Bücher über ein weites Themenspektrum. Darüber hinaus nahm er an den entscheidenden politischen und militärischen Ereignissen der Zeit teil. Intellektueller erhob er seine Stimme in den großen religiösen und ästhetischen Debatten, und seine rege Reisetätigkeit hatte zur Folge, daß er immer wieder bei den großen Ereignissen, die die Geschichte Europas veränderten, anwesend war. Er scheint tatsächlich allgegenwärtig. Auch wenn er aus einer ausländischen Familie stammte, war er doch von Geburt und mit ganzem Herzen Spanier und stellte sein Leben in den Dienst der spanischen Krone. Zwar verbrachte er die längste Zeit seines Lebens in fremden Ländern, seine Bücher richteten sich aber an spanische Leser. Die meisten seiner Bücher schrieb er auf Latein, was er aber für die Spanier interessant und nützlich hielt, publizierte er auf spanisch: die "Declaración mystica de las armas de España invictamente hilecosas" (Brüssel 1636), "Steganografía o Arte de escribir en cifra" (Brüssel 1635), "Defensa de la Monarquía y Respuesta al Manifiesto de Portugal" (Antwerpen 1642), Métrica o Arte nueva de varios e ingeniosos laberintos" (Rom 1663), "Arquitectura civil recta y oblicua" (Vigevano 1678).

Der Grund zu Caramuels umfassender Bildung wurde in Spanien gelegt, aber schon bald zeigte er ein reges Interesse an allem, was in Europa in der Philosophie und den Wissenschaften publiziert wurde. Als Ordensmann war er scholastisch geschult, aber er war der erste Spanier, der die ideologischen Grenzen, die Spanien von der übrigen Welt isolierten, zu durchbrechen suchte und die neuen Ideen, denen er in Europa begegnete, nach Spanien trug. Henry Kamen stellte ganz richtig fest: Caramuel war der einzige Wissenschaftler in Spanien mit internationalen Kontakten, [1] Zu seinen Freunden zählten der Kappuziner und Astronom A. M. Schirlaeus de Rheita, den er in Köln besuchte; er stand in Briefkontakt mit Gassendi, Mersenne, Marco Marci, Thomas Compoton und Athanasius Kircher, der ein verwandtes Wesen hatte. [2] Sein bedeutendster Briefpartner aber war René Descartes, dessen Werk eine radikale Wende im europäischen Denken einleitete. Mit Descartes endete die Ära der Scholastik und des Aristotelismus, das gedruckte Wort verlor seine Autorität, und es begann das Zeitalter der Vernunft und Erfahrung als Grundlage allen Wissens. Die Vorstellung eines alles umfassenden Systems, die mathesis universalis Descaartes', war entscheidend für das Denken Caramuels, der die Mathematik als Grundlage seines enzyklopädischen Konzepts des Wissens zählte. Aus diesem Grund wurde Caramuel von seinen Zeitgenossen, den spanischen Novatores des ausgehenden 16. Jahrhunderts, geschätzt und später von den Fortschrittlichen des 18. Jahrhunderts gelobt und respektiert. Sein subtiler Geist, seine außergewöhnliche Intelligenz und sein Erinnerungsvermögen, seine Argumentationskraft im Streit - "en ciencias prodigioso", um Worte aus einem Sonnett in seiner "Mathesis biceps" zu zitieren - machten ihm zum Mittelpunkt von Kontroversen, sowohl wegen seiner politischen und wissenschaftlichen Schriften als auch wegen seiner verschiedenen Aktivitäten. Er war streitlustig und wurde häufig bekämpft. Er schrieb schnell und viel, und während seine Brillanz allgemein anerkannt wurde, galt sein Werk als nicht besonders tiefsinnig. Die Breite seiner Interessen verführte ihn, so viel zu schreiben, daß dies "unweigerlich die Präzision seiner Ausführungen beeinträchtigte". [3] Sein Gegner Humanus Erdmann sagt von ihm, er habe "Geist für acht, Eloquenz für fünf und Urteilsvermögen für zwei", dennoch wurde er doch so geschätzt, daß man von ihm sagte, "wenn Gott es zuließe, daß alle Wissenschaft verschwinden würde, Caramuel aber gerettet würde, dieser allein ausreiche, um sie wieder aufzubauen". [4]

Caramuel war eher ein exzellenter Dilettant als ein Fachmann, und seine Neugierde war unerschöpflich. Er strebte danach, alles Wissen so zu strukturieren, daß es didaktisch weitervermittelt werden könne. Wie sein Zeitgenosse und Landsmann Jan Comenius (1592-1670), der Autor der "Didactica Magna", wickelte er innovative Formen der Erziehung - spekulativ zwar, aber dennoch die Basis seiner Arbeit. Mit seinem Eklektizismus und seinen Widersprüchen ist er ein typischer Intellektueller seiner Zeit. Seine Vorliebe für die Mathematik führte zu einer absurden Besessenheit, alles in geometrische Muster zu fassen, ein Aspekt, der ihn für diejenigen interessant macht, die nach modernen Strömungen im 17. Jahrhundert suchen.

Die Zeit wird häufig als Periode der Dekadenz und intellektuellen Unbeweglichkeit gesehen, aber unter der dekorativen Oberfläche lebte ein starker Drang zur Moderne, der Bruch mit der mittelalterlichen Tradition war bereits vollzogen. In der Universalität und der Kühnheit des Denkens Caramuels scheint etwas von diesem Streben nach Freiheit und Modernität wider. Dieses war Grundlage seines ganzen Systems der Wissenschaften, dazu bestimmt, die unbeweglichen Strukturen einer als ewig apostrophierten Weisheit zu durchbrechen. Als herausragender Figur dieser Zeit wird Caramuels Person und seinem Werk heute neues Interesse entgegengebracht.


Ein unruhiges Leben



Juan Caramuel Lobkowitz wurde in Madrid am 23. Mai 1606 geboren. Seiner Vater, Lorenzo Caramuel, ein Ingenieur und Artillerist, stammte aus Luxemburg, und seine Mutter, Catalina de Frisia, kam aus einer böhmischen Adelsfamilie, ihre Verwandten bekleideten bedeutende Ämter auf der politischen Bühne Europas. [5]

Schon früh zeigte Caramuel eine besondere Begabung für Sprachen und Mathematik, als Kind schrieb er bereits astrologische Tabellen und machte erste literarische Versuche, Anagramme und Akrostichons. Nach der Schule in Madrid, wo der später berühmte Jesuit Juan Eusebio Nieremberg sein Freund war, besuchte Caramuel die Universität von Alcalá de Henares. Bestärkt durch seine Lehrer, die Mönche Atanasio Cuchis und Crisóstomo Cabero, entschloß er sich, dem Zisterzienserorden in dem zur Diözese Palencia gehörenden Kloster La Espina beizutreten. Sowohl dieses Kloster als auch das Kloster Montederramo in der Provinz Orense, wo Caramuel Philosophie studierte, wurden in dieser Zeit im klassischen Stil umgebaut. Sein Lehrer an der Universität von Salamanca, wohin er geschickt wurde, um Theologie zu studieren, war der Mönch Angel Manrique (1577-1649), der Architekt des Zisterzienserklosters in Salamanca und seit 1645 Bischof von Badajoz. Caramuel war sich immer bewußt, daß Manrique sein erster Lehrer in der Baukunst war.

Caramuel wurde zum Professor für Theologie in den Zisterzienserkollegs Palazuelos und Alcalá ernannt, verließ aber kurz darauf Spanien. 1635 ging er nach Protugal und später an die Universität Löwen, wo er 1638 den Doktortitel der Theologie erlangte. Auch war er zu der Zeit Vertrauter des Kardinalinfanten Ferdinand, Statthalter der Niederlande. Als Mönch in Dünkirchen wurde er durch seine Predigten bekannt und durch die Rolle, die er im Jansenisten-Konflikt spielte. Er wurde zum Abt von Melrose in Schottland und Vizegeneral der Zisterzienser in Großbritannien gewählt, scheint aber den Kontinent nie verlassen zu haben. Als die Stadt Löwen durch französische Truppen belagert wurde, erwies Caramuel sich als Experte in Militärfragen. Wegen seiner Einstellung im Jansenisten-Konflikt nannte Alfonso María de Liguri ihn den "Princeps laxitarum". Wegen der Schwierigkeiten, die ihm aus dieser konstanten Debatte erwuchsen, und da er den angestrebten Lehrstuhl für Theologie an der Universität Leiden nicht erhielt, wandte er sich naturwissenschaftlichen Studien zu. 1644 verließ er Flandern. König Philipp IV. ernannte ihn zum Abt von Disbondenberg in der Pfalz, und der Erzbischof von Mainz machte ihn zu seinem Assistenten und Bischof von Mösien. So wurde Caramuel zum Zeugen des Dreißigjährigen Krieges. Das Herannahen der französischen Armee zwang ihn mehrfach, seinen Wohnsitz zu wechseln, erst nach Speyer, dann nach Frankenthal, Frankfurt und Münster, wobei er auch in diplomatischer Mission unterwegs war. Der spanische König sandte ihn als seinen Beauftragten an den Hof Kaiser Ferdinands III. nach Wien. Dieser wiederum schickte ihn 1647 nach Prag, wo Verwandte Caramuels wichtige Funktionen innehatten. Nacheinander war er Abt des Klosters Montserrat in Wien, des Klosters Emmaus in Prag und zuletzt Vizegeneral von Böhmen. In Prag war er nicht nur in Glaubenssachen tätig; als Führer einer bewaffneten Gruppe von Priestern und Mönchen half er 1648, die Stadt gegen die Belagerung durch die schwedische Armee zu verteidigen. Zugleich galt sein Engagement der Stadtbefestigung, und als der Sieg errungen war, erhielt er gemeinsam mit den kommandierenden Generälen Rudolfo Dolloredo und Inocencio de Conti die höchste militärische Verdienstmedaille. Später schrieb man seinen Predigten die Konversion von 30000 böhmischen "Ketzern" zu, deren Rückkehr zum katholischen Glauben die Herrschaft der Habsburger in diesen Ländern festigte. Dies war Caramuels Beitrag zum Friedensprozeß. In seinen Predigten trat er, wie die Jesuiten, für Vergebung ein, diese Laxheit wurde ihm später zum Vorwurf gemacht.

Die Benennung zum Bischof von Königgrätz, ein Amt, das er nie antrat, beendete diesen wichtigen Lebensabschnitt. Den Rest seines Lebens verbrachte er in Italien, wo er am päpstlichen Hof und in den italienischen Städten mit der geistigen und künstlerischen Kraft des Barock in Berührung kam. 1655 wurde der Italiener Fabio Chigi als Alexander VII. Papst. Caramuel hatte ihn während der westfälischen Friedensverhandlungen in Münster getroffen, und sie waren seither brieflich in Kontakt geblieben. Als der neue Papst ihn 1655 nach Rom rief, machte Caramuel sich sofort auf den Weg. Die zwei Jahre, die er in Rom verbrachte, waren allerdings nicht die besten seiner Laufbahn. Als Berater der Kongregation des Heiligen Stuhls hatte er sich mit ästhetischen Fragen zu befassen. Als Bernini begann, seine Kolonnaden auf dem Petersplatz zu bauen, machte Caramuel den Vorschlag, das Peristyl gemäß seiner Theorie einer obliquen Perspektive zu bauen. Sein Beharren auf diesem Vorschlag führte zu einer erbittert geführten Debatte, in der die Wissenschaft in Opposition zu den Künsten gestellt wurde. Caramuel bewunderte Bernini als Künstler, nicht jedoch als Baumeister, und sagte, daß Bernini nicht verstehen könne, daß Struktur und Form in der Architektur aufeinander abgestimmt sein müssen. Es war allerdings ein großer Fehler, im damaligen Rom Bernini zu kritisieren. Zumal Caramuels religiöse Ansichten von der Linie der päpstlichen Orthodoxie abwichen und er des Cartesianismus verdächtigt wurde. Zwar widmete er seine "Theologia Fundamentalis" (Rom 1656) dem Papst, das Buch wurde aber nicht in Gnaden aufgenommen. Als "uomo d'ingenio, ma poco prudente" [6] wurde er, statt wie erhofft zum Kardinal berufen zu werden, zum Bischof von Campania im Königreich Neapel ernannt. Dort, im Süden, und später in Otranto publizierte Caramuel seine wichtigsten Werke, u.a. die drei großen Foliobände des "Cursus Mathematicus".

Die produktivste Phase seines Lebens aber begann, als er auf Veranlassung des spanischen Königs Karl II. zum Bischof von Vigevano im Königreich Mailand ernannt wurde. In der lombardischen Stadt fand er die Ruhe, eines seiner ambitioniertesten Werke zu vollenden, die 1678 publizierte "Arquitectura civil recta y oblicua". In Vigevano steht auch sein einziges Buchwerk, die Barockfassade der Kathedrale, die die Westseite der Renaissancepiazza Bramantes abschließt. Caramuel starb am 8. September 1682 im Alter von 76 Jahren. Sein Grab schmückt ein einfacher Stein mit der Inschrift "Magnus Caramuel Episcopus Viglevani". Diesem Stein gegenüber steht ein Gedenkstein mit einer lobenden Inschrift.

Die Bücher dieses fleißigen Autors, manche in Latein, manche in Spanisch, wurden in ganz Europa gedruckt - Brüssel, Löwen, Antwerpen, Köln, Frankfurt, Wien, Prag, Lyon, Venedig, Rom, Dampania, Orranto und zuletzt Vigebano -, aber keines in Spanien. In seiner außerordentlichen Vielseitigkeit ist er Lope de Vega vergleichbar, dem von Caramuel bewunderten "Fénix de los ingenios".

Bewunderung galt sowohl dem unerschöpflichen Wissen Caramuels und seiner Gelehrsamkeit als auch der Zahl seiner Schriften. Als ihn Kaiser Ferdinand III. in seinem Kloster in Wien besuchte und den ganzen Nachmittag in den 260 Manuskripten geblättert hatte, die der Mönch in vier Kästen aufbewahrte, soll er gesagt haben: "Ich will nicht darüber urteilen, ob die Schriften, die ich gesehen habe, gut oder schlecht sind. Mögen dies die Leser tun, die sie teuer kaufen, und die Verleger, die sie immer wieder drucken. Sagen möchte ich nur, daß ich, hätte ich es nicht selbst gesehen, es nicht geglaubt hätte, daß eine Hand und eine Feder so viele und so verschiedene Dinge schreiben können."

Einen Überblick über sein Gesamtwerk - es reicht von wissenschaftlichen Publikationen zu Unterhaltsamem, moralischen Traktaten, Predigten und politischen Schriften - zu erstellen, ist wegen der unklaren Chronologie seiner Handschriften und ihren Publikationsdaten schwierig. Gründlich wie er war, fügte er jedoch am Ende seiner Bücher eine Liste seiner Werke ein, wie sie während seiner Reisen publiziert wurden. [7] Überall in Europa wurde Caramuel von seinen Gegnern scharf angegriffen. So kritisiert Pascal in "Les Provinciales" seine probabilistischen Ideen, da sie der Jesuitenkasuistik sehr ähnlich seien. [8] Weit wichtiger als dieser polemische Seitenhieb ist jedoch die Tatsache, daß Leibniz aus seinem Werk zitiert, auch wenn er es nicht immer positiv bewertet.

Die Kritik Muratoris war weniger scharf. Die "Irrtümer, die der Geist und die Erinnerung begehen können" erwähnend, sagt er über Caramuel, "seine Auffassungsgabe, Geist und Erinnerungsvermögen seien außergewöhnlich", daß er aber "viel Geist im Kleinen und wenig Geist im Großen" zeige. [9] Natürlich waren die trockenen neoklassizistischen Geister des 18. Jahrhunderts, die vergeblich hofften, bei ihm wissenschaftliche Präzision zu finden, von seinem komplizierten und überschäumenden Stil überrascht. Der Reichtum und die Vieldeutigkeit seines Stils erschienen ihnen als eine Täuschung des Verstandes.


Theologe und universeller Philosoph


Vor allem aber war Caramuel Theologe, darum bemüht, das menschliche Wissen in ein System einzubinden, in dem wissenschaftliche Fakten und Philosophie zueinander passen. Obwohl in der Scholastik ausgebildet, war er einer der ersten, der mit den besonders in Spanien vorherrschenden Denkschulen des Aristoteles und Thomas von Aquin brach. Die Modernität seines Denkens fußt auf seiner religiösen Voreingenommenheit für das Wirksame. Wie die Jesuiten war Caramuel "Probabilist", gegen den strengen Beweis, und versuchte, durch Forschung und Lehre wahrhafte Söhne des Glaubens zu formen. Er hielt Wissenschaft und Kultur mit all ihren spirituellen Aspekten für die effektivsten Waffen zur Verteidigung des katholischen Glaubens. Sein philosophisches Modell des Universums war allumfassend. In seiner Beschäftigung mit dem Erkennen des Einzelnen aus seinen inneren Werten war er der erste, der den Begriff "Ontosophie" gebrauchte, später "Ontologie" genannt. Die Identität von Denken und Sein, die Homologie von Wissen und Gegenständen, führte ihn zu der Vorstellung einer Urphilosophie oder "Pansophie".

In bezug auf die scholastische Universallehre blieb Caramuel dabei, daß das individualisierende Prinzip auf etwas der Materie und Form Innewohnendem beruhe und nicht individuelle Eigenschaft des jeweiligen Einzelfalls sei. Seiner Einschätzung nach beherrscht der Wunsch nach Wissen alles Sein, das Streben, sich die Realität durch Vernunft anzuverwandeln, d.h., die Wirklichkeit zählend und klassifizierend in ein enzyklopädisches wissenschaftliches System einzuordnen. Das Konzept von der Einheit beherrscht alles Sein und alle Gegenstände, alle Ideen und Meinungen. Durch einen eklektischen Gebrauch von Theorien und Doktrinen fand Caramuel die Verbindung zwischen allen Künsten und Wissenschaften und strebte danach, ihre Grundlagen zu erneuern. Beherrscht von der Suche nach einem quantifizierbaren Endergebnis, forschte er nach einer sicheren Methode, durch Hypothese und Experiment zum Ursprung der Wahrheit, die hinter der betrügerischen Erscheinung liegt, zu gelangen. In seinen eigenen Worten: "Es ist närrisch, allgemeinen Meinungen zuzustimmen, ohne sie vorher zu untersuchen". Auf das Experiment wie die Spekulation vertrauend, stellte er gängige Hypothesen auf den Prüfstand, für ihn fundamental zur Ermittlung der Wahrheit. Das Binom "Erfahrung/Wahrheit" war ganz der Vernunft und dem methodischen Zweifel untergeordnet. Jede - auch vorläufige - Hypothese enthält eine Wahrheit oder ist eine Nachahmung von Wirklichkeit, und ihre Gültigkeit kann wissenschaftlich nur durch das Experiment ergründet werden. Er war einer der ersten spanischen Wissenschaftler, der die Lehren von Kopernikus und Descartes akzeptierte und die neuen mechanischen Entdeckungen der Wissenschaften in seine philosophischen Reflektionen einbezog.

Caramuel folgte der scholastischen Unterscheidung zwischen freien und mechanischen Künsten nicht, denn für ihn waren alle Wissenschaften miteinander verbunden. Sein Werk, ob zur Philosophie, Logik, Grammatik oder den Naturwissenschaften gehörig, kulminierte in seinen Schriften, in denen er das Wissen wie in einem universell scheinenden Katalog anordnete, mit der Mathematik als verbindendem Element. Seine Klassifizierungen und seine Urteile über das Seiende waren manchmal außerordentlich feinsinnig. [10] Caramuel, der seit seiner Kindheit Sprachen gelernt hatte und auch mit orientalischen Sprachen wie Chinesisch und auch amerikanischen Eingeborenensprachen vertraut war, beharrte darauf, daß die Beherrschung von Sprachen ein unverzichtbares Werkzeug für jedes wissenschaftliche Forschen sei, denn dies sei das Mittel, durch das der Mensch alles beschreibe und seine Vorstellungen formuliere. Sein Interesse ging so weit, daß er nicht nur viele Sprachen erlernte, sondern auch, wie Kircher, versuchte, eine neue Universalsprache zu erfinden, einer Reihe mathematischer Kombinationen ähnlich und bestimmt für den Gebrauch in den Wissenschaften. Obgleich diese Idee Caramuel sein ganzes Leben hindurch faszinierte, brachte er sie nie zu Papier.

Caramuels Denken über Sprache hatte einige sehr moderne Aspekte. Seine Analysen führte er mit Hilfe einer instrumentellen Grammatik durch, mit anderen Worten, angewandte Linguistik - Ars loquendi -, die als die Grundlage aller Wissenschaft angesehen wurde. Diese wurde ergänzt durch eine spekulative Grammatik, die sich mit Bedeutung und dem Sinn beschäftigt, und Semiotik, in der die Identität von Denken und Sein Grundlage für das Verstehen der logischen Mechanismen des Wissens ist.


Die spanische Monarchie


Als politischer Schriftsteller und Abgesandter der spanischen Krone und Kirchenmann war Caramuel auch Verteidiger der Einheit und Größe der habsburgischen Monarchie. Gemeinsam mit seinem Werk als Moraltheologe und Prediger bildet dies einen wichtigen Schlüssel zu seinem Patriotismus und erklärt seinen Respekt vor der Tradition, trotz seines fortschrittlichen wissenschaftlichen Denkens.

Das erste Buch, das er publizierte, die "Declaración mística de las armas de España invictamente victoriosa" von 1636, entstand zeitgleich mit den Schlachtengemälden von Velázquez, Juan Rizzi, Carducho und Zurbarán für den Buen Retiro-Palast. Die "Declaración" ist ein Zeugnis einer Zeit, in der das spanische Reich sich seiner Stärke noch bewußt war. Caramuel drückt dies z.B. in seinem Vergleich des jungen Königs Philipp IV. mit der Sonne - dem vierten Himmelskörper, wie Philipp der vierte König seines Namens war - und somit dem Zentrum des Universums aus. Wie die Sonne das Universum erhellt, so reicht der Glanz des Königs bis ans Ende der Erde, daher seine Devise "Iluminat et faver". [11]

Als 1640 die Einheit des spanischen Reichs bedroht war und der Krieg mit Portugal ausbrach, verteidigte Caramuel das Recht der spanischen Monarchie auf das portugiesische Territorium. Aber er bemerkte auch die Anzeichen des Niedergangs, die Verluste und Fehlschläge der schwindenden Großmacht, wie sein politisches Manifest "Enfermedad de España" (Spaniens Krankheit), eine medizinische Allegorie, zeigt, die sich als Manuskript in der Biblioteca Nacional in Madrid erhalten hat. Er war nicht entmutigt. Die Wissenschaft wurde zusammen mit der Hoffnung auf die Wiederkehr der Größe der Nation seine persönliche Zuflucht. Da er 1678 seine "Arquitectura civil recta y oblicua" nicht seinem verehrten König Philipp IV. widmen konnte, widmete er sie dessen Nachfolger Don Juan de Austria, dem illegitimen Sohn des Königs, der mit seiner großzügigen Förderung der "Novatores" dem spanischen Leben neue Impulse zu geben versuchte. Für Spanien war es ein Unglück, daß Don Juan 1679 starb, denn sein Wirken hätte das Schicksal wenden können. Caramuel muss sich der großen Bedeutung dieses Verlustes für Spanien bewußt gewesen sein.


Die "Mathesis Biceps"


Caramuels ganzes Weltbild gründete auf der Mathematik, und mit Lineal und Zirkel gedachte er alle Probleme der Physik, Astronomie, Meteorologie, Architektur, des Spiels, der Freiheit oder der Gnade zu lösen. Er war mit der modernen Mathematik des Gérard Desargue vertraut, wenn er auch wegen seines Temperamentes eher den magischen Werten des mystischen Kompaß Fludds und den Phantasien des Athanasius Kircher nahe stand.

Caramuel sind einige kleinere Beiträge zur Mathematik zu verdanken, so erklärte er die allgemeinen Grundlagen der Zahlenfolge auf der Basis n (er gibt sie als 2, 3, 10, 12 und 60 an) und zeigt, daß einige von ihnen günstiger als das Dezimalsystem sein können. Er machte einen Vorschlag für eine neue Methode, einen Winkel zu dritteln, und erdachte ein System von Logarithmen, das von seinen Zeitgenossen nicht verstanden wurde, aber als Vorläufer der Co-Logarithmen gelten kann. Sein wichtigstes mathematisches Werk war der vierteilige "Cursus Mathematicus" (1667/68, 2. Auflage 1670), die ersten zwei Bände, die "Mathesis Vetus operationum compendis demonstrationibus dilucidata" und "Mathesis nova veterum inventis confirmata" waren theoretisch, der dritte Teil behandelte Architektur und der vierte die Astronomie. Der dritte Teil wurde später erweitert und in spanischer Sprache als "Arquitectura civil reca y oblicua" publiziert.


Theorie der Architektur


Die "Arquitectura civil reca y oblicua" war ein neuer Anfang, sowohl durch Caramuels Problemstellung als auch durch seine Art der Behandlung. Wie in Leon Batista Albertis "De re aedificatoria" (1485), war auch sein Zugang zur Architektur rein spekulativ. [12] Seinem Streben, alles Wissen zu verallgemeinern, die Vielfalt auf die Einheit zu reduzieren, ebenso wie seinem Verlangen - das 18. Jahrhundert vorwegnehmend -, die verschiedenen Formen der Kunst zu klassifizieren, folgend, schrieb er eine Art Enzyklopädie über eine vorwiegend soziale Tätigkeit. Nur Scamozzi hatte in seiner "Dell'Idea dell Architectura Universale" (1615) ähnliches versucht. Caramuels Architektur basiert auf moderner Mathematik. Architektur, die "niedrig ist, da sie auf arithmetischen Berechnungen und geometrischen Beweisen beruht", ist zur selben Zeit hohe Kunst im vollen Wortsinn. Die scholastische Unterscheidung zwischen mechanischen und freien Künsten zugunsten einer modernen Vorstellung von wissenschaftlichem Tun verwerfend, bestätigte Caramuel, daß die Architektur Sache von Architekten und Ingenieuren sei, nicht die von Bauleuten, Zimmerern, Arbeitern und Steinschneidern. Um Fehler bei der Planung eines Gebäudes zu vermeiden, bedürfe es einer gründlichen Kenntnis der Mathematik, Logarithmik und Geometrie werden gebraucht, um die Steine richtig zu schneiden und die erforderlichen Korrekturen vorzunehmen. Die richtige Proportion, um Harmonie zwischen den verschiedenen Teilen zu erreichen, basiert ebenfalls auf der Mathematik. Außerdem plädierte Caramuel dafür, daß man gute Architektur durch öffentliche Ausschreibungen und Wettbewerbe fördern solle.

Die "Arquitectura civil recta y oblicua" umfaßt drei Bände, wobei der dritte die Illustrationen enthält. Das Werk hat einen langen Entstehungsprozeß, es ist die Frucht umfangreicher Studien und Reflektionen. Eine erste Version erschien in lateinischer Sprache im dritten Band des "Cursus Mathematicus" (1667/68). Caramuel beschreibt die Vorbereitungen zu dem Werk so: "Ich begann 1624 noch in Spanien als junger Mann damit, diese Ideenaufzuzeichnen, als man daranging eine neue Kapelle in unserem Kloster zu bauen. Nun, im Alter, beschäftige ich mich immer noch damit. Das Gravieren der Platten begann 1635 und wurde in Brüssel, Löwen, Antwerpen, später in Wien fortgesetzt; vieles entstand in Prag, auch in Rom, Campana und Otranto. Und nun nach vierzig Jahren wurde die Aufgabe des Stechens und Druckens in Mailand und Vigevano beendet, wo ich diese Architectura Oblicua in der Fassade meiner Kirche umgesetzt habe." Diese Zeiten aus der Autobiographie belegen Caramuels stetiges Interesse an der Architektur.

Für den Cartesianer Caramuel, ausgebildet in der nichteuklidischen Geometrie, war Perspektive nicht identisch mit dem System der Renaissance. Die flache oder künstliche Perspektive sollte zugunsten natürlicher Formen vermieden werden. Im Gegensatz zu der "construzione legitima" Albertis und Leonardos, die in der Geometrie Desargues' und Abraham Bosses, der Perspektive Nicerons' und vor allem in Pietro Accoltis "Lo inganno degli occhi" (1625) und Bernardino Baldis "Ars magna lucis et umbrae" (1646) wieder aufgenommen wurde, trat Caramuel für eine freiere Perspektive der beschleunigten Fluchtpunkte ein, womit er sich dem System der Anamorphose annäherte. [13] Diesbezüglich ist er vergleichbar mit Samuel Marolois, Emmanuel Maignan und Athanasius Kircher, auch wenn Jurgis Baltrusaitis Caramuel in seiner Studie zur Kunst der Anamorphose nicht erwähnt. [14] Man muss Caramuel aber von dem bekannten Jesuiten Andrea Pozzo, dem Theoretiker der falschen Perspektive, unterscheiden. Wie Angela Guidoni Marino darlegte, folgt dieser bei seiner Fortsetzung der manieristischen "cuadratura" einem gänzlich anderen Konzept als Caramuel und Guarino Guarini. [15]


Auseinandersetzungen mit Bernini und Guarino Guarini


Die Architekturtheorie Caramuels war von Anfang an umstritten. Ein erster Streit entflammte, als er in die Diskussion über das Verhältnis von Kunst und Wissenschaft bei der Konstruktion des Peristyls oder "Anphiteatro Nuevo" auf dem Petersplatz in Rom unter Papst Alexander VII. eingriff. Für Caramuel hatte das Peristyl "Tantos errores como piedras" (so viele Fehler wie Steine), und seine elliptische Form müsse über einem ovalen Grundriß gebaut werden. [16] Sein Gegenprojekt würde die Verzerrungen, die bei einer Anwendung der Zentralperspektive entstehen, beseitigen. Dies war eine mathematische Herausforderung und erschien Caramuel als die einzige Lösung für die Probleme, die dieser metamorphe Raum aufwarf. Das Ergebnis jedoch war nicht so furchtbar wie von Caramuel erwartet. Durch das Geschick der römischen Bauleute, die unter Berninis Aufsicht arbeiteten, wurde erreicht, was beinahe einer Anwendung von Caramuels Theorie gleichkam. Versuche und kleine Korrekturen, Schrägstellung und Reduzierung des Abstandes der Säulen, sowie Anpassung anderer Elemente führten zum Verschwinden der verbleibenden dreieckigen Zwischenräume (den "cuñas") der Öffnung und Erweiterungen der Intervalle und andere Defekte, die Caramuel befürchtet hatte. Dennoch kritisierte Caramuel Bernini weiter und fand Fehler in der Sala Regia und an der Reiterstatue Kaiser Konstantins. Letztere nannte er ein perfektes Kunstwerk, das durch die Höhe der Aufstellung verdorben würde. Er fand den Effekt so häßlich, daß er das Ganze als "goffo" (grob) bezeichnete. Uneingeschränktes Lob zollte er lediglich dem perfekten Oval, das Bernini beim Bau der Kirche San Andrea in Quirinale benutzt habe.

Caramuels ablehnende Haltung gegenüber dem großen Bernini, dem Meister der päpstlichen Zeremonien, führte zu Unmut bei den Autoritäten. Er neigte eher zu Borromini, den er jedoch in seinem Buch nicht erwähnt. Im Rom Giovanni Pietro Belloris und der Akademie des hl. Lukas, Anhängern des Klassizismus, war Bernini über jeden Vorwurf erhaben. Kritik, besonders von einem Fremden, war nicht gern gesehen.

Der Streit mit Guarino Guarini war eher wissenschaftlicher als ästhetischer Natur. [17] Die beiden Männer hatten viel gemeinsam: Beide waren Kleriker, Philosophen und Mathematiker. Sie waren Zeitgenossen und fast Nachbarn, man kann davon ausgehen, daß sie einander gekannt haben. Es gab aber einen entscheidenden Unterschied: Guarini war zuallererst Baumeister, Architekt, und hat sich besonders mit der praktischen Seite der Baukunst beschäftigt. Er schrieb ein Buch zur zivilen Architektur, das erst lange nach seinem Tod veröffentlicht wurde. In die Geschichte ist er aber vor allem wegen seiner Bauwerke eingegangen. Caramuel dagegen war lediglich für ein Gebäude verantwortlich, und dies auch nur als Bauherr. Daher konnte Guarino Guarini ihm vorwerfen, er sei, da er noch nie selbst gebaut habe, nicht kompetent, und von ihm sagen, daß seine Kritik wohl eher ein Scherz sei als vernünftige Anleitung.


Die Anerkennung der Gotik


In einem Punkt jedoch waren Caramuel und Guarini einig: in ihrem Bemühen um die Anerkennung der Gotik. Nach Oeschlin könnte es Caramuel gewesen sein, der die Haltung Guarinis beeinflußte. [18] Lange nachdem die gotische Architektur durch die Renaissance abgelöst wurde, würdigte Caramuel ihre Leistungen und nahm die gotischen Säulen in sein System der Säulenordnungen auf. Er war der erste, der Beispiele aus den Kathedralen Sevillas, Salamancas, Mailands und dem Kartäuserkloster Pavia aufzählte. Diese Liste wurde später, durch andere Beispiele ergänzt, von Guarini und Milizia zitiert. [19]

Caramuel schätzte die Gotik aus verschiedenen Gründen. Zunächst wegen ihrer Originalität im Vergleich zu den klassischen Formen der Griechen und Römer. So wie der Tempel in Jerusalem nicht dem akademischen Ideal von Architektur entsprach, "so zeichneten und schnitten die Juden und Goten ihre Steine, ohne vergleichbare Ideen bei den griechischen oder römischen Palästen gesehen zu haben." Sie hatten andere Vorbilder. Dann schätzte Caramuel die Gewölbe der Gotik, die von ihren stützenden Strukturen, "Pfeiler, [in denen] viele schlanke Säulen zusammengefaßt [sind], einige eckig, andere rund, die alle ineinander übergehen" [20], nicht zu trennen seien. Neben seiner technischen Analyse gotischer Bauwerke und ihrer Komplexität schrieb Caramuel auch über ihre Schönheit. Von den vielen gotischen Bauten, die er nennt, schätzte er die kleineren besonders: "Ich habe schöne kleine Bauten gesehen, die aber, wenn sie groß gebaut werden, dem Auge nicht gefällig sind." Daher beklagte Caramuel auch, daß zu seinen Lebzeiten gotische Bauten abgerissen wurden, um Bauwerken im modernen, klassischen Stil Platz zu machen.

Diese Wertschätzung der Gotik kommt bei Caramuel nicht von ungefähr, ebensowenig wie bei Guarini, denn Caramuel verbrachte einen großen Teil seines Lebens in Gebieten, wo die Gotik dominierte: Kastilien, Flandern, dem Heiligen Römischen Reich und Böhmen. Einige der Gebäude Guarinis enthalten Strukturen und Stilelemente, die von dieser als barbarisch eingeschätzten Kunst abgeleitet waren. Da er lange in Prag gelebt hatte, mußte auch Caramuel tiefgehende Erinnerungen an die schöne Stadt haben, in der Gotik und Barock harmonisch nebeneinander bestehen.

Caramuel ist als Mensch und Intellektueller, als "Mann für alle Gelegenheiten" in einer für Europa entscheidenen Epoche, ein interessantes Studienobjekt. Seine umfassende Bildung, seine Schriften und seine vielfältigen Aktivitäten in den Bereichen Militär, Politik und Diplomatie, sein Einsatz für die habsburgische Sache und für die katholische Kirche bedeutete, daß er stets im "Auge des Taifuns" stand. Der Zisterziensermönch, der, zum Bischof aufgestiegen, immer unterwegs und ständig in Dispute verwickelt war, ist ohne Zweifel ein typischer Europäer des 17. Jahrhunderts.



ANMERKUNGEN -  Siglenliste für Literaturangaben

1 Kaman 1981, S. 11.
2 Ceñal 1953; Ceñal 1954; Velarde Lombraña 1982.
3 López Piñero 1969, S. 133; López Piñero 1979, S. 436-39.
4 Erdemann 1648. Das Zitat "ingenium habet ut octo, eloquentiam ut quinque, juditium ut duo" stammt aus der Lobrede auf Caramuel bei P. Feijóo 1730, IV, discourse 14. Zu anderen positiven Äußerungen von Zeitgenossen vgl. Muñiz 1793, S. 68-79.
5 Garma 1983, S. 168-179; "Obgleich die Biographie Juan Caramuels de Lobkowitz seit dem 17. Jahrhundert in allen Einzelheiten bekannt ist, sind sich die Autoren, die sich mit ihr beschäftigt haben, nicht einig bezüglich der Staatsangehörigkeit seiner Eltern. Laut Nicolás Antonio war er Sohn des Lorenzo Caramuel, eines luxemburgischen Adeligen, und der adeligen Catalina de Frisia aus der deutschen Familie Lobkowitz. Seine anderen Biographien vertreten die Meinung, sein Vater sei aus Böhmen und seine Mutter aus Flandern gewesen". Andere wiederum sagen, sein Großvater sei ein Luxemburger gewesen, der im Dienst Karls V. in Madrid war. Wie aus Crasso 1666 hervorgeht, war seine Mutter eine Lobkowitz. Verklarde Lombraña 1982, S. 528, Anm. 4, zitiert Caramuel, er sei von "matre Bohema er patre Lutzelburgensi natum" (Brief an Gassendi vom 25.1.1645). Die erste Biographie Caramuels veröffentlichte Crasso 1666, erst mit Tadisi 1970 erschien die nächste in Italien. Vgl. auch Antonio 1783, S. 66-171; Baena 1789/90; Ceyssens 1961; Guerin 1972, S. 343.
6 Gudoni Marino 1973, S. 81-120.
7 Angelilli 1976, S. 513-517. Eugenio Battisti teilte mir mit, daß sich im Diözesanarchiv von Vigevano noch viele unpublizierte Manuskriptwe Caramuels befinden.
8 Pascal 1957, S. 719, 739, 835.
9 Muratori 1782.
10 Pastore 1905, S. 125-135.
11 Brown/Elliot 1981, S. 42.
12 Florensa 1929, S. 105-121; Bernardi Ferrero 1965, S. 91-110; Wiebenson 1982. Eine Faksimile-Ausgabe bei Bonet Correa 1984.
13 Vagnetti 1979, S. 415.
14 Baltrusaitis 1955.
15 Guidoni Marino 1973, S. 102 f.; Guidoni Marino 1979, S. 396-419.
16 Guidoni Marino 1973, S. 81-120.
17 Guarini 1968.
18 Oeschlin 1970, S. 572-595; Wittkower 1975, S. 94 f.; Winkower 1979, S. 21.
19 Guarini; Sevilla, Salamanca, Reims, Paris, Mailand, Certosa, Bologna und Siena (später Hinzufügung des Turms von Pisa und der St.-Pauls-Kathedrale in London); Milizia: Sevilla, Salamanca, Paris, Amiens, Reims, Straßburg, Westminster, Lichfiele, Pisa, Siena, Bologna und Mailand.
20 Fra Juan Rizzi schrieb in seiner "Pintura Sabia" über die Gotik: "Es gibt einen anderen Stil, der, ohne die Proportionen zu wahren (zu unrecht alt [...] und von uns gotisch genannt, da er aus der Zeit der Goten stammt), aus vielen Säulen hohe Pfeiler formt, mit einem Durchmesser von ungefähr einem Zwölftel und 12 ‚baras' hoch, mit vielen Details, wie Blättern und Insekten, und entsprechenden verzierten Bögen, die am Schußstein einen Bogen oder einen Winkel formen, ein großartiges Stück Filigranarbeit." Torm/Lafuente Ferraro 1930, I, S. 40, Anm. 43.


QUELLE     | 1648: Krieg und Frieden in Europa | Bd. 2, S. 369-375
PROJEKT    1648 - Westfälischer Friede

DATUM AUFNAHME2005-11-03
AUFRUFE GESAMT4232
AUFRUFE IM MONAT237