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Mitteilung vom 17.08.18

Presse-Infos | Kultur

Zitierte Antikriegskunst: Tatjana Dolls "RIP_Im Westen Nichts Neues II"

Höhepunkte der Ausstellung "Frieden. Von der Antike bis heute"

Bewertung:

Münster. 400 Jahre nach Ausbruch des 30-jährigen Krieges (1618), 370 Jahre nach Abschluss des Westfälischen Friedens (1648) und 100 Jahre nach dem Friedensschluss von Versailles (1919), der den Ersten Weltkrieg beendete, beschäftigt sich die Ausstellung "Frieden. Von der Antike bis heute" (bis 2.9.) mit der Frage, warum Menschen zu allen Zeiten den Frieden wünschen, seine Bewahrung auf Dauer aber nie gelang. Frieden ist mehr als der Verzicht auf Gewalt - mit ihm verbindet sich die Hoffnung auf Harmonie, Freundschaft, Liebe, Glück, Wohlstand und Gerechtigkeit.

In Münster, der Stadt des Westfälischen Friedens, zeigen das LWL-Museum für Kunst und Kultur, das Kunstmuseum Pablo Picasso Münster, das Archäologische Museum der
Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU), das Bistum Münster und das Stadtmuseum Münster in einer Kooperation von fünf Institutionen diese Ausstellung, die in interdisziplinärer Kooperation mit dem Exzellenzcluster "Religion und Politik" der Universität Münster erarbeitet worden ist.

Eine Serie stellt ausgewählte Werke aus den fünf Ausstellungen vor.


Picasso Museum Münster: Von den Schrecken des Krieges bis zur Friedenstaube

Der Name der spanischen Stadt Guernica markiert einen Wendepunkt in der Kriegsführung des Zweiten Weltkrieges. Mit 1.645 zivilen Toten in dreieinhalb Stunden war eine neue Dimension von Krieg erreicht: die Massenvernichtung aus der Luft. Picasso fand darauf mit seinem Gemälde "Guernica" eine künstlerische Antwort, die das weltweite Entsetzen adäquat spiegelt. Seither ist "Guernica" das Hauptwerk der Antikriegskunst. Und gerade wegen seiner kultischen Verehrung stellt es für jüngere Generationen von Künstlern, Literaten oder Regisseuren eine ständige Herausforderung dar.

Die deutsche Künstlerin Tatjana Doll hat sich intensiv mit Picassos Vorbild auseinandergesetzt. Sie stammt aus dem Münsterland und lebt heute in Berlin und Johannesburg. Unter dem Titel "RIP_Im Westen Nichts Neues" schuf sie 2009 insgesamt drei künstlerische Anlehnungen an Picassos Jahrhundertwerk, die trotz ihrer Monumentalität von etwa sechseinhalb mal drei Metern hinter dem Format ihres Vorbildes zurück blieben.

"Im Westen nichts Neues" heißt ein 1929 erschienener Roman von Erich Maria Remarque, in dem der Autor in Anbetracht des ersten Weltkrieges Kriegsbegeisterung und Heldentod in Frage stellt. Der Zusatz R.I.P. steht als Gebetswort der katholischen Totenliturgie oder auch als Grabinschrift für "Requiescat in pace" oder für das englische "Rest in peace", also: "Ruhe in Frieden". So besitzt der Werktitel eine politische wie eine ästhetische Dimensionen: So wie sich das Kriegsgeschehen immer wiederholt, so wiederholt sich die Kunst unter beständig neuen Vorzeichen.

Dolls Paraphrasen auf Picasso erschöpfen sich nicht im minutiösen Kopieren ihres Vorbilds, vielmehr beschreibt sie den bildnerischen Vorgang so: "Dreimal Picassos Guernica wieder zu malen, ist meine dreimal je persönlich kenntlich machende Nachmalung." Diese Nachmalung ist zugleich Übermalung. Picassos Farben haben sich im Bild von Tatjana Doll scheinbar gerade wieder verflüssigt und laufen in langen Nasen an der Leinwand herunter. Die Künstlerin greift hier auf die Lackfarben-Technik zurück - sie übermalt, variiert und verfremdet. Es entsteht der Eindruck von etwas Unvollendetem und gerade Geschaffen - fast fühlt man sich an die Drippings des amerikanischen Action Paintings erinnert.

Das Vorbild Picasso wird sichtlich zitiert, aber gleichzeitig verschleiert und verborgen. Die berühmte, klassisch gewordene Motivwelt Picassos zerfließt und weicht auf zu neuen Erscheinungsformen. Dolls Bild versteht sich nicht nur als Huldigung, sondern auch als eine verfremdende Auseinandersetzung mit einem großen Vorbild der Kunstgeschichte.


Allgemeine Informationen zur Ausstellung unter http://www.ausstellung-frieden.de

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und ist als Gemeinschaftsprojekt "Frieden.Europa" von Münster und Osnabrück ein Beitrag zum Europäischen Kulturerbejahr.

Die Ausstellung wird unterstützt von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Kulturstiftung der Länder, dem Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, der Kunststiftung NRW, der Stiftung Kunst³ für das LWL-Museum für Kunst und Kultur, der Sparkasse Münsterland Ost, der Friede Springer Stiftung und weiteren Förderern.



Pressekontakt:
Claudia Miklis, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Telefon: 0251 5907-168, presse.landesmuseum@lwl.org.
presse@lwl.org



LWL-Einrichtung:
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Tel.: 0251 5907-210
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48143 Münster
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