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Mitteilung vom 02.10.02

Presse-Infos | Der LWL

Auf dem Weg ins neue Museum
Rasiermesser und Pinzetten aus der Bronzezeit - das Gräberfeld in Nordrheda

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Nordrheda (lwl). Wenn Archäologen ein Grab ausmachen, gruseln sie sich nicht. Stattdessen sind sie froh über die Hinweise auf das Leben vor Jahrtausenden. Wie in dem Gräberfeld in Nordrheda bei Gütersloh, in dem man 1987 unter anderem Rasiermesser und Pinzetten aus Bronze fand. Beim Bau der Ortsumgehung Rheda-Wiedenbrück entdeckten die Ausgräber des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in einer Sandgrube auf 37.000 Quadratmetern Beweise für eine Besiedlung der Gegend seit 8.000 Jahren - und einige der interessantesten und fundreichsten Gräber in Westfalen.

"Der Fund dokumentiert zum Beispiel den Übergang von der Körper- zur Brandbestattung", sagt LWL-Archäologe Dr. Daniel Bérenger, "und er belegt, dass Westfalen die Entwicklungsschritte der Bronzezeit mitgemacht hat." Im neuen Westfälischen Museum für Archäologie, das Ende März nächsten Jahres in Herne eröffnet wird, stellt der LWL die Rasiermesser und Pinzetten des Rhedaer Brandgrabes aus.

"Die Menschen in Westfalen gingen vor rund 3.000 Jahren langsam dazu über, ihren Toten nicht mehr nur Waffen mit ins Grab zu geben", erklärt Bérenger. Der Forscher deutet dies so, dass bestimmte kultische oder soziale Regeln eingehalten werden mussten. So kam der Haarpflege bei Männern anscheinend eine große Bedeutung zu, was die Wissenschaftler als Zeichen des hohen Ranges der Verstorbenen ansehen.

Für den Entwicklungsstand der Menschen in Westfalen während der Bronzezeit (2.800 bis 750 v. Chr.) gab es bisher wenig Indizien. Mit den Körperpflegegeräten aus Nordrheda ließen sich nun auch Kontakte zu anderen, weit entfernten Regionen nachweisen, erläutert der Fachmann des Landschaftsverbandes. Denn das Material Bronze musste zunächst importiert werden. Die Handelsrouten, die von der Iberischen Halbinsel bis nach Skandinavien, vom Balkan bis zu den Britischen Inseln reichten, durchquerten auch die Region Westfalen. Im neuen Museum dokumentiert darum eine große Karte die Verknüpfungen des Gebietes mit anderen Teilen der Welt.

"Die Menschen mussten sich gut stellen mit den fahrenden Fremden", sagt Bérenger. Sie handelten vermutlich mit Getreide, Vieh und Fellen, vielleicht auch mit Salz: "Westfalen profitierte von den Anregungen der Fremden."

Ende März 2003 wird der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) sein neues Archäologiemuseum in Herne eröffnen. In den folgenden Wochen weisen wir auf eine Reihe von interessanten Exponaten hin, die sich auf die Reise in die neue Ausstellung über 250.000 Jahre westfälischer Geschichte machen.






Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon 0251 591-235
presse@lwl.org




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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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