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Presse-Infos | Kultur

Mitteilung vom 23.02.18

Trügerischer Glanz: Die falsche Krone im Louvre
Sonderausstellung "Irrtümer & Fälschungen" ab März im LWL-Museum für Archäologie in Herne

Herne (lwl). Seit Jahrtausenden fasziniert Gold die Menschen, und wenn es dann noch uralt sein soll, übt es einen ganz besonderen Reiz aus. Hiervon ließen sich selbst die Experten im berühmten Pariser Museum Louvre blenden, als sie die angebliche Krone des skythischen Königs Saitaphernes kauften. Das goldene Schmuckstück zeigt das Museum für Archäologie des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Herne ab dem 23. März in der neuen Sonderausstellung "Irrtümer & Fälschungen der Archäologie".

Ausgerechnet am 1. April 1896 gab der Pariser Louvre den Kauf mehrerer Schmuckstücke bekannt. Vorgeblich stammten sie aus einem Grab in der Nähe der griechischen Schwarzmeerstadt Olbia. Am meisten Aufsehen erregte eine Tiara, eine über 2.000 Jahre alte helmförmige Krone: Der vermeintliche Fund war aus purem Gold und trug eine altgriechische Inschrift. Demnach war die Krone ein Geschenk der Bürger Olbias für den "großen und unbesiegten König Saitaphernes".

Schon bald bestritten einige Wissenschaftler die Echtheit der Tiara. Vor allem der deutsche Archäologe Adolf Furtwängler wunderte sich über den guten Erhaltungszustand und die Kombination unterschiedlicher Kunststile. Erst 1903 kam Licht ins Dunkel: Pariser Zeitungen berichteten von einem Goldschmied namens Israel Ruchomowski, der die Tiara innerhalb von acht Monaten in Odessa gefertigt habe. Der Louvre lud Ruchomowski nach Paris ein, um die Urheberschaft des einfachen Goldschmieds zu prüfen, denn anfänglich schenkte man ihm keinen Glauben. Doch spätestens als Ruchomowski Teile der Tiara aus seinem Gedächtnis heraus kopierte, mussten die Fachleute des Louvre ihren Irrtum eingestehen. Ein Fehlkauf, der das Museum 200.000 Francs kostete und den Spott der Öffentlichkeit einbrachte.

"Die Tiara ist ein echter Höhepunkt unserer Ausstellung", so Museumsleiter Dr. Josef Mühlenbrock. "Wir freuen uns, dass der Louvre uns dieses kostbare Exponat ausleiht. Die vier Bleche, mit denen Ruchomowski seine Urheberschaft unter Beweis stellte, können wir sogar zum allerersten Mal museal präsentieren."

Irren ist menschlich - davon bleiben auch angesehene Wissenschaftler nicht verschont. Die Sonderausstellung "Irrtümer & Fälschungen der Archäologie" im LWL-Museum für Archäologie in Herne korrigiert vom 23. März bis 9. September populäre, aber überholte Thesen zu vergangenen Epochen. Über 200 Exponate decken spektakuläre Fehlurteile und Betrugsfälle in ganz Europa auf. Interaktive Medienstationen sollen den kriminalistischen Spürsinn von kleinen wie großen Besuchern wecken.


Mehr Infos: http://www.irrtuemer-ausstellung.lwl.org
LWL-Museum für Archäologie
Europaplatz 1
44623 Herne
Tel. 02323 94628-0

Achtung Redaktionen:
Pressekonferenz zur Eröffnung mit Rundgang am 21. März, 11 Uhr.


Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Nils Wolpert, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-8901
presse@lwl.org



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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
bpk / RMN - Grand Palais
Foto: Hervé Lewandowski
Achtung Redaktionen:
(Das Foto darf bis zum 1.1.2019 verwendet werden)


Foto zur Mitteilung
Ein Höhepunkt der Ausstellung ist die Tiara des Saitaphernes, eine Fälschung, vor der selbst der Pariser Louvre nicht gefeit war. Abgebildet ist die satirische Postkarte aus der Zeit der Entlarvung der Fälschung (um 1903), erstellt von Albert Bergeret (Lichtdruck) und Armand Gaboriaud alias Marcel Hujan (Text)
Foto: LWL/J. Mühlenbrock


Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



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