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Presse-Infos | Kultur

Mitteilung vom 18.07.17

Spuren aus 7.000 Jahren
LWL-Archäologie sichert Siedlungsreste in Werl

Werl (lwl). In Werl haben Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) auf einer kleinen Baufläche fast einhundert Befunde entdeckt, die von der Steinzeit bis zum Mittelalter reichen.

Am Lyggengraben im Werler Westen baut Klemens Stehr derzeit im Garten seines Elternhauses ein neues Eigenheim. Da aus dem Umfeld bereits Funde bekannt waren und in Werl immer mit Neufunden zu rechnen ist, war eine archäologische Begleitung der Bauarbeiten notwendig. Diese Aufgabe übernahm eine Fachfirma, die prompt auf der überschaubaren Fläche zahlreiche Gruben, Pfostengruben und Steinfundamente freilegte.

Diese Menge an archäologischen Befunden überraschte auch die Archäologen des LWL.
Es stellte sich schnell heraus, dass sich die entdeckten Siedlungsspuren über einen Zeitraum von mehr als 7.000 Jahren verteilen: Einige sind mittelalterlich, andere Hinterlassenschaften dagegen stammen aus der Jungsteinzeit, der sogenannten Linearbandkeramik, als die ersten Bauern in Westfalen sesshaft wurden.

Besonders während der heißen Wetterperiode Mitte Juni waren die Grabungsarbeiten nicht einfach. Der Boden war stark ausgetrocknet und einige Gruben reichten tief in die Erde hinein. Gerade in diesen tiefen Gruben lagen zahlreiche Funde aus der Jungsteinzeit. Dazu zählen die typisch bandverzierten Keramikscherben und aus Feuerstein geschlagene Werkzeuge, darunter eine schöne Pfeilspitze.

Auch aus dem Mittelalter sind viele Keramikscherben geborgen worden. Außerdem fanden die Archäologen große Mengen von Tierknochen, die Aufschlüsse über die damalige Ernährung geben. Demnach wurden an dem Fundplatz vor allem Schweine geschlachtet und verzehrt.

Der Bereich um den Werler Lyggengraben wurde in den vergangenen Jahrzehnten dicht bebaut, ohne dass Archäologen vor Ort waren. Der aktuelle Fund mache deutlich, dass der Verlust an archäologischen Hinterlassenschaften hoch sei, so Prof. Dr. Michael Baales, Leiter der Außenstelle der LWL-Archäologie in Olpe. "Umso wichtiger ist es daher, bei zukünftigen Baumaßnahmen genau hinzuschauen: Ansonsten gehen Funde vergangener Zeiten unwiederbringlich verloren. Wir versuchen bei Privatpersonen, die vom Denkmalschutzgesetz vorgesehene Kostenübernahme für die Ausgrabung durch den Einsatz eigenen Personals zu vermeiden", erläutert Baales. "Allerdings ist unsere Personaldecke nicht so dick, dass dies hier mit einem kurzen Einsatz zu erledigen gewesen wäre. Daher bin ich sehr dankbar, dass Herr Stehr eine Fachfirma mit ins Boot holte." Zusammen wurde die Vielzahl an Befunden in knapp vier Wochen untersucht.

Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Nils Wolpert, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-8901
presse@lwl.org



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Die Ausgrabung liegt inmitten eines Wohngebiets in Werl.
Foto: LWL/H. Menne

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Auf der überschaubaren Fläche fanden die Archäologen zahlreiche Gruben.
LWL/M. Baales

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Funde aus 7000 Jahren Vergangenheit: Keramikscherben, Steinwerkzeuge und Tierknochen.
Foto: LWL/H. Menne

Foto zur Mitteilung
Auch diese sorgfältig gearbeitete Pfeilspitze war unter der Funden.
Foto: LWL/H. Menne


Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



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