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Presse-Infos | Kultur

Mitteilung vom 21.02.17

Lebenslange Leidenschaft
LWL-Mitarbeiter schreibt Bücher über Fachwerkhäuser


Detmold (lwl). Dr. Heinrich Stiewe ist einer der beneidenswerten Menschen, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben: Seit fast 25 Jahren arbeitet der studierte Volkskundler für den Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) im LWL-Freilichtmuseum Detmold. "Inmitten von wunderschönen und hochinteressanten Fachwerkhäusern", sagt er. Für die schlägt nämlich seit Stiewes Kindheit sein Herz. Mehrere Bücher hat er bereits über diese historische Bauform verfasst, unter anderem den Band "Fachwerkhäuser in Deutschland", einen aktuellen Überblicks zum Thema, der 2007 erschienen ist und nun wieder aufgelegt wurde.

Herr Stiewe, woher kommt die Faszination für Fachwerkhäuser?
Dr. Heinrich Stiewe: "So wie andere Kinder Eisenbahnen, Trecker oder Tiere toll fanden, habe ich mich schon immer für alte Häuser interessiert. Fachwerk ist besonders spannend, weil es eine landschaftsprägende und eindrucksvolle Art von Holzbauweise ist, eine Mischung aus anspruchsvoller Zimmermannsarbeit und künstlerischer Gestaltung. Schon als Schüler bin ich mit dem Rad durch die Gegend gefahren, habe alte Häuser fotografiert und deren ursprünglichen Zustand zeichnerisch rekonstruiert. Ich finde es faszinierend, wie langlebig Holz als Baustoff ist, solange er trocken bleibt und nicht von Schädlingen befallen wird. Ein Holzhaus kann über 1.000 Jahre alt werden."

Was sind die ältesten Fachwerkhäuser in Deutschland?
Stiewe: "In Esslingen am Neckar steht das älteste bekannte Fachwerkhaus, das wurde 1261 erbaut, Häuser aus den 1290er Jahren stehen in Limburg an der Lahn und in Quedlinburg. Zu den ältesten Häuser in Westfalen gehören ein Bürgerhaus in Höxter von 1348, die Johanniterkommende in Burgsteinfurt von 1398 und ein Haus in Blomberg von 1452."

Wie kamen Sie auf die Idee, ein Buch über Fachwerkhäuser zu schreiben?
Stiewe: "'Fachwerkhäuser in Deutschland' ist mein drittes Buch und entstand aus einer Zusammenarbeit mit der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft. Der Band sollte erstmals die gesamte Entwicklungsgeschichte des Fachwerkbaus in Deutschland abdecken. Das auf nur 160 Seiten mit 120 Abbildungen zu schaffen, war eine echte Herausforderung - ich musste sehr viel weglassen und mich auf das Wesentliche beschränken. Wichtig war mir, den Lesern auch einen kleinen Serviceteil zu bieten: Wie gehe ich mit einem Fachwerkhaus richtig um, wenn ich es renovieren will? Diese Häuser haben allein aufgrund ihres Alters immer eine Geschichte - und darüber möchte man als Besitzer natürlich auch etwas wissen. Wer waren die Menschen, die hier gewohnt haben? Wie haben sie das Haus genutzt? Was hat sich über die Generationen hinweg verändert? Das kann richtig spannende Detektivarbeit sein. Das Buch richtet sich also nicht nur an Fachleute, Architekten und Denkmalpfleger, sondern auch an jeden, der sich für alte Häuser interessiert, selbst eines besitzt oder mit dem Gedanken spielt, eines zu kaufen."

Sie sind auf den Rollstuhl angewiesen - war das bei Ihrer Recherche vor Ort problematisch?
Stiewe: "Ja, das ist eine schwere Einschränkung, aber davon darf man sich nicht abhalten lassen, zu tun, was einem wichtig ist. Ich habe viele Fachwerkstädte und -dörfer in Deutschland und Europa mit Freunden bereist und die Häuser fotografiert und gezeichnet. Nicht alle konnte ich von innen besichtigen, aber viele wichtige Beispiele schon. Besonders die oberen Stockwerke und Dachwerke sind ja häufig nur über Treppen zu erreichen. Ich organisiere mir dann entweder starke Leute, die mich nach oben tragen oder jemanden, der dort für mich fotografiert. Besonders in Norddeutschland gibt es aber auch häufig befahrbare Häuser mit einer großen Diele, hier spielten sich Wohnen und Leben früher vor allem im Erdgeschoss ab. Und schließlich kommt mir meine Erfahrung zugute, weil ich vor meinem Unfall 1989 bereits viele Fachwerkhäuser von innen gesehen habe."


Infos zum Buch:
Heinrich Stiewe, Fachwerkhäuser in Deutschland. Konstruktion, Gestalt und Nutzung vom Mittelalter bis heute. 2. aktualisierte Auflage Darmstadt (Philipp von Zabern) 2015. ISBN: 9783805349161, 19,95 Euro.



Pressekontakt:
Hannah Reichelt, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-5400
presse@lwl.org



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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Dr. Heinrich Stiewe hat sein Hobby zum Beruf gemacht und beschäftigt sich mit Geschichte und Architektur von Fachwerkhäusern.
Foto: Stiewe

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Bleibt es trocken und frei von Schädlingen, kann ein Fachwerkhaus sehr alt werden. Dieses Haus in Schötmar (Kreis Lippe) stammt aus dem 16. Jahrhundert.
Foto: Stiewe

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Gut in Schuss: An diesem Bauernhaus von 1673, das jetzt im LWL-Freilichtmuseum Detmold steht, ist die Zeit scheinbar spurlos vorübergegangen. Tatsächlich steckt hinter der Fachwerkfassade jede Menge Restaurierungsarbeit.
Foto: Stiewe

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"Fachwerkhäuser in Deutschland" soll als erstes Buch die gesamte Fachwerkgeschichte Deutschlands abdecken.
Foto: WBG


Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



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