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Presse-Infos | Kultur

Mitteilung vom 08.11.12

Albert Renger-Patzsch ¿ Industriefotografien für Schott
Ausstellung im LWL-Industriemuseum erinnert an Wittener Wurzeln des Weltkonzerns

Witten (lwl). Schott ¿ dieser Name ist weltbekannt. Er steht für hochwertiges Spezialglas aus Deutschland. Die wenigsten wissen allerdings, dass der Gründer des heutigen Weltkonzerns aus Witten kommt. Otto Schott wurde 1851 in der Ruhrstadt geboren. Eine Ausstellung im LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall erinnert jetzt an den Erfinder und Unternehmer. Im Mittelpunkt der Schau, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am Sonntag (11.11.) in Witten eröffnet, stehen Industriefotografien von Albert Renger-Patzsch (1897-1966). Er gilt als einer der bedeutendsten deutschen Fotografen des 20. Jahrhunderts. Für die Schott-Glaswerke hat er in den 1930er und 1950er Jahren eindrucksvolle Werbefotografien angefertigt.

¿Wir sind sehr froh, diese hochkarätigen Fotografien nach der Präsentation in unserer Glashütte Gernheim jetzt auch in der Heimatstadt des Firmengründers Schott zeigen zu können. Sie geben Auskunft über das Zusammenwirken von Industrie, Kunst und Handwerk und gelten als herausragendes Zeugnis der Industriekultur¿, sagte LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Thale am Donnerstag (8.11.) in Witten.

Das LWL-Industriemuseum präsentierte die Fotos in der Glashütte Gernheim in erster Linie als wertvolle Dokumente der Glasproduktion zur Zeit der Hochindustrialisierung. ¿Für die Zeche Nachtigall ist die Ausstellung ein guter Anlass, auch einen Blick auf den genialen Erfinder Otto Schott und die Spuren, die er in seiner Heimatstadt hinterlassen hat, zu werfen¿, erklärt Dr. Anne Kugler-Mühlhofer vom LWL-Industriemuseum. Ein Laborglaskoffer, Familienfotos und weitere Dokumente zeugen von seinem Leben und seiner Tätigkeit.


Otto Schott (1851-1935)

Otto Schott stammt aus einer Glasmacherfamilie. 1854 eröffnete der Walzenmacher und Vater von Otto, Simon Schott, gemeinsam mit seinem Schwager Karl Hahne und anderen Partnern in Witten die Tafelglashütte ¿Haarmann, Schott & Hahne¿. August Schott, ein Bruder von Simon, gründete1865 mit den Partnern Buchholz und Heidsieck in Annen ebenfalls eine Tafelglashütte.

¿Der jüngste Spross begeisterte sich schon früh für die Familientradition des Glasmachens¿, berichtet Friedhelm Specht vom Arbeitskreis ¿Otto Schott¿ des Vereins für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark. Der Verein ist neben der Schott AG und dem Kulturforum Witten Kooperationspartner der Schau.

Nach einem Studienaufenthalt in Frankreich stellte Schott seiner Familie einen neuartigen ¿Oberflamm-Hafen-Ofen mit Regenerativ-Gasheizung¿ vor. Das System zeichnete sich durch einen rationellen Kohleeinsatz aus. Zudem war es der einzige Ofen, mit dem später die von Schott erfundenen Glasarten für optische Zwecke produziert werden konnten. In den 1870er Jahren wurde die technische Neuerung mit großem Erfolg in den Wittener ¿Schott¿-Werken eingesetzt.

Nach seinem Studium in Aachen, Würzburg und Leipzig hat sich Otto Schott vermutlich seit 1874 in Annen aufgehalten, um seine theoretischen Untersuchungsergebnisse in den Familienbetrieben in die Praxis umzusetzen. So hat er 1881 auf der Hütte in Annen das englische Monopol für Deckglas mikroskopischer Präparate durchbrechen können. Bis zum Tode seines Vaters 1874 und bis zur Neugründung der Annener Hütte 1885 unter Carl Hahne setzte Otto Schott immer wieder Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Arbeiten in den Familienbetrieben um. ¿Von vielen Neuerungen profitierte letztlich neben der Wittener auch die gesamte Deutsche Glasindustrie¿, erklärt Anne Kugler-Mühlhofer. 1882 zog Otto Schott nach Jena und gründete dort gemeinsam mit Ernst Abbe sowie Roderich und Carl Zeiss das ¿Glastechnische Laboratorium Schott & Genossen¿.


Albert Renger-Patzsch (1897¿1966)

Die Ausstellung im ehemaligen Werkstattgebäude der Zeche Nachtigall zeigt circa 60 Originalabzüge, so genannte Vintage Prints, des Fotografen aus dem Schott-Archiv. Renger-Patzsch dokumentierte für die Glasfabrik Schott alle Stationen der Glasherstellung ¿ von der Zusammenstellung des Gemenges bis zum fertigen Produkt. Die Zusammenarbeit zwischen Schott und Renger-Patzsch begann 1936. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits ein renommierter Fotograf, der im Auftrag zahlreicher Industrieunternehmen Werke, Produkte und Produktionsabläufe dokumentierte. Auch für Schott, zunächst im Jenaer Glaswerk, nahm er alle Vorgänge des Glasmachens auf. Diese Dokumentationen setzte Renger-Patzsch ab 1954 in den Werken von Schott in Mainz und Grünenplan fort.

Nachdem Albert Renger-Patzsch von seinem Vater die Techniken der Fotografie erlernt hatte, leitete er Anfang der 1920er Jahre das Bildarchiv des Folkwang-Verlags und war zugleich dort als Fotograf tätig: Er dokumentierte Kunstwerke, vor allem aber fertigte er Aufnahmen von Pflanzen ¿ ihrer Struktur und Details ¿ an. Eine Zusammenschau seines Werkes erschien 1928 unter dem Titel ¿Die Welt ist schön`.

Seit Ende der 20er Jahre lebte Renger-Patzsch in Essen. Er verfügte über ein Atelier im Museum Folkwang und unterrichtete 1933 für sieben Monate an der Folkwang-Schule. Während dieser Zeit entstanden zugleich viele seiner Ruhrgebiets-Ansichten. Mitte der 1930er Jahre nahmen seine Aufträge für Industrieunternehmen zu. Renger-Patzsch zählt heute zu den bedeutendsten Fotografen der Neuen Sachlichkeit.

Eröffnung

Zur Eröffnung am Sonntag (11.11.) um 11 Uhr sind Gäste herzlich willkommen. Um 14.30 Uhr findet eine Führung mit der Kuratorin aus dem Schott-Archiv in Jena, Dr. Angelika Steinmet-Oppelland, statt. Teilnahme und Eintritt sind frei. Vorträge und Themen-Führungen begleiten die Schau in den kommenden Monaten. Informationen dazu unter
http://www.lwl-industriemuseum.de.


Albert Renger-Patzsch. Industriefotografien für Schott
11. November 2012 bis 2. Juni 2013

LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall
Nachtigallstraße 35
58452 Witten
Geöffnet Di - So 10-18 Uhr


Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Christiane Spänhoff, LWL-Industriemuseum, Telefon: 0231 6961-127
presse@lwl.org



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Glasmacher bei der Arbeit.
Foto: Albert Renger-Patzsch, Schott AG, VG Bildkunst Bonn 2010 / Archiv Ann und Jürgen Wilde


Foto zur Mitteilung
Glasmacher bei der Arbeit. Foto: Albert Renger-Patzsch, Schott AG, VG Bildkunst Bonn 2010 / Archiv Ann und Jürgen Wilde

Foto zur Mitteilung
Otto Schott auf einer Fotografie aus den 1920er Jahren.
Foto: Schott AG



Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



Das Presseforum des Landschaftsverbandes im Internet: https://www.lwl.org/pressemitteilungen