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Presse-Infos | Kultur

Mitteilung vom 18.10.12

Du bist Westfalen!
Themensonntag im LWL-Museum mit einer Archäologie-Reise ins östliche Ruhrgebiet

Herne (lwl). Kohle, Ruß und Staub ¿ neben den gängigen Klischee vom östlichen Ruhrgebiet gibt es weit mehr zu entdecken als Zechen und Schwerindustrie:. Hier opferten die Germanen ihren Göttern, hier fanden merowingische Krieger eine prächtig ausgestattete Begräbnisstätte. Hier rüsteten sich die Menschen auch im späten Mittelalter im wahrsten Sinne, um Kriege gegen ihre Feinde zu führen. Am Sonntag, 21. Oktober, zeigt das LWL-Museum für Archäologie in Herne gemeinsam mit Einrichtungen, Museen und Vereinen die reiche Vergangenheit dieser oft unterschätzten Region Westfalens. Es ist zugleich der letzte eintrittsfreie Thementag unter dem Motto ¿Du bist Westfalen!¿

In den Museumsvitrinen in Herne sind dann die Scheinwerfer besonders auf die archäologischen Funde aus den östlichen Regionen des Ruhrgebiets gerichtet. Darunter sind auch erst kürzlich gesicherte Überraschungsfunde, die unmittelbar aus der Restaurierungswerkstätten des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) kommen und hier zum ersten Mal zu sehen sind.

Aber auch bereits länger bekannte Fundplätze werden an diesem Thementag eingehend beleuchtet.. Auf der Entdeckungstour durch die Heimat wartet jenseits der Vitrinen viel Fachwissen in Vorträgen, in museumspädagogischen Angeboten und an Informationsständen auf die Besucher.

Römische Weinfässer an der Lippe

Hier finden sich beispielsweise Weinfässer, die von den römischen Soldaten jenseits der Eroberung der Lippegebiete nicht nur leergetrunken, sondern auch anschließend als Lager- und Abfallgefäße umfunktioniert wurden. Die verschiedensten Metallfunde zeigen, dass die Germanen im östlichen Ruhrgebiet deutlich intensiveren Kontakt mit den Römern hatten, als bislang vermutet. Von den Begräbnis-Sitten der ersten Bewohner der Region in frühester Vorzeit bis zum prachtvoll ausgestatteten Leben in den regionalen Adelshäusern des Mittelalters reicht der Querschnitt an diesem Tag. Im Mittelpunkt stehen dabei archäologische Funde vom germanischen Opferplatz in Castrop-Rauxel, aus der Rüstkammer von Haus Herbede in Witten und vom Renaissanceschloss Horst in Gelsenkirchen.

In der ¿Frisch Erforscht¿-Vitrine sind erstmals die prächtigen Beigaben aus Bergkamen zu sehen, die einem merowingischen Krieger in sein Grab gelegt worden sind. Einen Schildbuckel und Teile eines wertvollen Gürtels, der filigran mit Mustern aus eingelegtem Silber verziert ist, haben die LWL-Archäologen der Außenstelle Olpe frisch aus den Restaurierungswerkstätten mit nach Herne gebracht. Grabungsleiterin Dr. Eva Cichy berichtet, wie sie mit dem Grabungsteam den Aufsehen erregenden Fund gemacht hat. Sie steht für neugierige Fragen Rede und Antwort und schildert, wie solche Funde dokumentiert und restauriert werden.

Delfine an der Emscher

Die Archäologin Dr. Angelika Speckmann berichtet in ihrem Vortrag unter einem ganz besonderen Aspekt über die Großgrabung in Castrop-Rauxel-Ickern: ¿Delfine an der Emscher¿. Stefan Leenen holt die Emscherburgen aus der Vergangenheit in die Gegenwart und berichtet davon, wie das Leben damals dort aussah.

Außerdem sind von 11 bis 18 Uhr Handwerksvorführungen und Spezialführungen vorgesehen. Darüber hinaus sind verschiedene Einrichtungen, Vereine und Institutionen zu Gast, um ihre Arbeit an Ständen der Stadtarchäologie Dortmund, des Museums Adlerturm Dortmund, des Museums Schloss Horst Gelsenkirchen, des Emschertalmuseums Herne, der Archäologischen Kulturlandschaft Ruhrgebiet e. V., des Fördervereins des LWL-Museums für Archäologie oder der Altertumskommission für Westfalen vorzustellen.

Das Kriegergrab aus Bergkamen

Warum er in Bergkamen sein Grab gefunden hat, ist noch nicht geklärt. Vielleicht war der merowingische Krieger schlicht auf der ¿Durchreise¿, als ihn der Tod dort ereilt hat, wo heute die Autobahn 2 ¿ die wichtigste Ostverbindung des Landes wenn nicht gar Europas ¿ die Landschaft prägt und ein neuer Logistikpark entsteht. Vielleicht hat es hier aber auch eine Siedlung in der Mitte des 7. Jh. gegeben. Es wurden jedenfalls mehrere Gräber an dieser Stelle entdeckt. Reiche Beigaben brachte jedoch nur das Grab des Kriegers zum Vorschein. Eine Spatha und ein Sax - damals gebräuchliche Kriegswaffen ¿ befanden sich ebenso darunter wie eine Lanze, ein Schild und ein Pfeilbündel. Es muss sich also um einen bedeutenden Mann gehandelt haben, zumal die Beigaben reich verziert waren. Wie reich, das zeigte sich erst in den Restaurierungswerkstätten der LWL-Archäologie in Münster und war eine echte Überraschung.

Rüstkammer von Haus Herbede in Witten

Es ist eines der ältesten Herrenhäuser im mittleren Ruhrtal. Im Jahr 1200 wurde Haus Herbede erstmals erwähnt. Hier rüsteten sich die Bewohner in beeindruckender Weise, um ihren Stand zu behaupten. Das zeigt die einstige Rüstkammer aus dem späten Mittelalter. Sie ist bei einem Brand in den Keller des Hauses gestürzt. Dabei konnten kuriose und einmalige Rüstungsteile der Zeit erhalten bleiben. Auch als das Haus später für die Eisen verarbeitende Industrie in einer für die Region typischen Weise genutzt wurde ¿ und immer weiter verfiel. Heute ist Haus Herbede liebevoll restauriert und eine vielseitige historische Erlebnislandschaft.

Der germanische Opferplatz in Castrop-Rauxel

Nicht nur Kohle wurde auf der Zeche Erin gefördert. Hier haben bis in die römische Kaiserzeit hinein offenbar auch die Germanen einen bedeutenden Opferplatz etabliert, um ihren Göttern zu huldigen. Sie haben dabei zahlreiche Kostbarkeiten von der Keramik bis zur Waffe im Sumpf versenkt. Was genau hinter dieser Handlungsweise steckt, warum ausgerechnet dieser Ort dafür ausgesucht wurde, warum hier außerdem ein Handelsort vermutet wird ¿ das alles können Besucher beim Themensonntag herausfinden.

Das Renaissanceschloss Horst in Gelsenkirchen

Es ist nicht nur der wichtigste Renaissancebau des Ruhrgebietes, sondern auch einer der ältesten und bedeutendsten in Westfalen. Wie es sich auf der bei einem Brand im Jahr 1554 schwer beschädigten ehemaligen mittelalterlichen Burg lebte, wie der Alltag aussah und mit welchen Kostbarkeiten sich die Bewohner umgaben, das zeigen die Vitrinen im Herner Museum. Darin sind Beispiele der Bau- und Haushaltsausstattung von Schloss Horst zu sehen.

Hintergrundinfo zur Veranstaltungsreihe ¿Du bist Westfalen!¿
An bislang drei Themensonntagen stellte das Museum aktuelle und ältere Funde aus dem Münsterland, aus Ostwestfalen-Lippe und aus Südwestfalen in den Mittelpunkt. Der vierte und letzte Themensonntag widmet sich voll und ganz dem östlichen Ruhrgebiet. Ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Vorträgen, Gesprächen mit den Ausgräbern und Restauratoren, Themenführungen und kulinarischen Spezialitäten aus der jeweiligen Region runden den ¿Du bist Westfalen!¿-Tag ab. Vereine, Museen und Institutionen aus der Region informieren über alles, was es zu den Themen ¿Archäologie¿ und ¿Geschichte¿ vor der eigenen Haustür zu entdecken gibt. Filme, handwerkliche und experimentelle Vorführungen warten außerdem auf alle Archäologie-Interessierten.



Mehr Infos:

http://www.lwl-landesmuseum-herne.de

LWL-Museum für Archäologie
Europaplatz 1
44623 Herne
Tel. 02323 94628-0


Öffnungszeiten:

Dienstag, Mittwoch, Freitag 9 Uhr bis 17 Uhr,
Donnerstag 9 Uhr bis 19 Uhr,
Samstag, Sonntag, Feiertag 11 Uhr bis 18 Uhr

Eintritt:
¿ 5,00 Euro Erwachsene
¿ 2,00 Euro Kinder und Jugendliche (6 bis 17 Jahre),Schülerinnen und Schüler
¿ 1,60 Euro Schülerinnen und Schüler bei Teilnahme an Führung oder museumspädagogischen Programm (2 Begleiter frei)
¿11,00 Euro Familien
¿ 3,00 Euro Ermäßigungsberechtigte
¿ 4,00 Euro Erwachsene in Gruppen ab 16. Personen


Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Katja Burgemeister, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-8921.
presse@lwl.org



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Teile der reich verzierten Gürtelgarnitur eines merowingischen Kriegers, dessen Grab in Bergkamen gefunden wurde. Die Funde sind jetzt zum ersten Mal beim Themensonntag "Du bist Westfalen!" im Herner Museum für Archäologie zu sehen.
Foto: LWL


Foto zur Mitteilung
Dieser Sturzbecher ist vor 1582 hergestellt worden und zeigt einen Adligen - wenn nicht sogar den Bauherrn von Schloss Horst, Rutger von (der) Horst, höchstselbst.
Foto: LWL/S. Brentführer



Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



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