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Presse-Infos | Kultur

Mitteilung vom 11.10.12

LWL zeichnet Bürgerhaus am Rheiner Marktplatz als Denkmal des Monats aus
Haus aus dem 17. Jahrhundert ist eines der ältesten Profanbauten der Stadt

Rheine (lwl). Das Gebäude Marktplatz 12 gehört zu den ältesten Profanbauten in Rheine. Zur Zeit wird das Bürgerhaus, das vor Ort unter dem Namen ¿Textil¬haus Beckers¿ bekannt ist, saniert. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat das Haus aus dem 17. Jahr-hundert jetzt als Denkmal des Monats Oktober ausgezeichnet.

¿Es hat aufgrund seines Bautyps und seines vielschichtigen Bestandes über die Stadt Rheine hinaus hohe Bedeu¬tung mit besonderem dokumentarischen Wert, und es ist eines der stattlichsten Gebäude am Marktplatz. Gegenüber der Dionysiuskirche an der Ecke Münster-strasse/Marktplatz gelegen, nimmt es - unterstrichen durch seinen sehr hohen Giebel - eine städtebaulich hervorgehobene Position ein¿, erklärt LWL-Denkmalpflegerin Dr. Barbara Seifen.

Das Haus wurde 1649 auf den Resten eines Vorgängerhauses errichtet, das 1647 gegen Ende des 30-jährigen Krieges bei einem großen Stadtbrand ausgebrannt war. Heute sind vom Bau des Jahres 1649 die Außenwände, der komplette Dachstuhl, einige Kamine, die Balkendecken und die Fachwerk-Innenwände erhalten. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde das Haus für geänderte Nutzungen im Erdgeschoss umgebaut, zeitweise befand sich dort eine wie es heißt ¿erstklassige Gastwirtschaft¿, später ein Textilgeschäft. Mit der Verlegung der Haupttreppe im Inneren folgten in allen Geschossen weitere Veränderungen im 20. Jahrhundert.

Das Gebäude, das lange als Ge¬schäfts- und Wohnhaus diente, wird derzeit für neue gewerbliche Nutzun¬gen saniert. Vor Beginn der Arbeiten wurde das Haus bautechnisch, bau-historisch und restauratorisch unter¬sucht. Dabei erhielten die Bauforscher neue Erkenntnisse über die Grundriss¬veränderungen und die ehemalige Ausstattungen des Gebäudes mit Ka-minen, Ofennischen und Stuckdecken. Zusammenhängende Raumfassungen oder intakte Stuckdecken waren jedoch aufgrund zahl¬reicher Umbauten in der Vergangenheit nicht mehr erhalten.

Bei den Untersuchungen stellte sich ein erheblicher Insektenbefall an den hölzernen Einbau-ten und im Dachstuhl heraus. Um diesen Befall zu stoppen, behandelte eine Fachfirma aus Lippstadt das ganze Haus im August, als die Außentemperaturen besonders hoch waren, über mehrere Tage mit Heißluft. Dazu waren im Gebäudeinneren Temperaturen von über 60 Grad nötig. ¿Aber diese Maßnahme allein reicht zur Sanierung der Schäden natürlich nicht aus. Zahlreiche Holzverbindungen des Dachstuhls und Auflager der Deckenbalken sind durch Feuchtigkeit und Fäulnis geschädigt und müssen im nächsten Schritt sorgfältig ergänzt oder teilweise ausgetauscht werden. So werden sie statisch wieder ertüchtigt, erst dann können die weiteren Maßnahmen im Inneren erfolgen¿, so Seifen. Die Bauarbeiten starten in diesem Oktober, ab Frühjahr 2013 soll das Erdgeschoss für seine neue gewerbliche Nutzung fertig gestellt sein.

Hintergrund

Die Büroräume im Obergeschoss werden ebenfalls zügig ausgebaut, die neuen Eigentümer suchen noch geeignete Mieter dafür. Alle für das Baudenkmal wichtigen Detail¬fragen stimmen die Eigentümer, der Architekt, die Untere Denkmalbehörde der Stadt Rheine und die LWL-Denkmalpfleger bei regelmäßigen Baustellenterminen ab. ¿Es ist sehr erfreulich, dass sich die neuen Eigentümer des Gebäudes, eine junge Familie aus Rheine, dieser großen Bauaufgabe stellen und das Haus für die nächsten Generationen erhalten¿, lobt Seifen.

Mehrfach bekleideten die Besitzer und Bewohner dieses Hauses das Amt des Bürger¬mei¬sters der Stadt. 1649 wurde es laut Datierung und Wappen von Johan von Letmate, fürst-bischöflicher Gograf (Richter) in Rheine, und Anna von Besten errichtet. Der Vorgänger¬bau, der in einem sehr auffälligen Relief seitlich an der Fassade zur Münsterstraße dar¬gestellt ist, war gegen Ende des 30-jährigen Krieges bei dem großen Stadtbrand von 1647 ausgebrannt. Reste dieses Vorgängers, vermutlich im 16. Jahrhundert auf der wohl seit dem 13. Jahrhundert besiedelten Hausparzelle errichtet, sind im Bereich des Kellers und in den Außenwänden des heutigen Baus noch erhalten.


Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Der LWL hat das Bürgerhaus Marktplatz 12 in Rheine als Denkmal des Monats ausgezeichnet.
Foto: Hermann Willers


Foto zur Mitteilung
Das Relief am Haus Marktplatz 12 in Rheine.
Foto: Hermann Willers


Foto zur Mitteilung
Die Heißluft wird über lange Schläuche im Gebäude verteilt.
Foto: Hermann Willers



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