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Presse-Infos | Psychiatrie

Mitteilung vom 10.10.12

"Tri" gegen "Bi" ¿ LWL-Experte will Austausch über krankhafte Stimmungswechsel
Wenn beschleunigtes Leben einer manischen Depression Vorschub leistet

Eben noch voller Hochstimmung und Tatendrang. Urplötzlich bodenlos verzweifelt bis hin zu Selbstmordgedanken. Menschen mit extremen Stimmungsschwankungen brauchen Hilfe. Was Not tut erklärt Prof. Dr, Georg Juckel, Ärztlicher Direktor des LWL-Universitätsklinikums Bochum für Psychiatrie, Psychotherapie, Präventivmedizin und Psychosomatische Medizin im Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Als Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Bipolare Störungen (DGBS) ¿ so heißt das früher als manisch-depressive Erkrankung bekannte Krankheitsbild heute ¿ plädierte Juckel bei der jüngsten DGBS-Jahrestagung für einen ¿intensiveren Trialog¿.

Was meinen Sie damit?

Juckel: Trialog meint systematische Kommunikation und Erfahrungsaustausch zwischen den drei Parteien der Professionellen, der Betroffenen und der Angehörigen. Kaum ein anderes psychiatrisches Krankheitsbild braucht diesen Trialog auf Augenhöhe so sehr wie die bipolare Störung, um Fortschritte in Therapie, Klinik und Wissenschaft zu erzielen. Je mehr Experten ¿ wozu eben auch Betroffene und Angehörige zählen ¿ an einem Tisch sitzen, umso größer das Wissen um diese Erkrankung und umso besser das Hilfeangebot. Es gilt, bipolare Störungen unter verschiedenen Fragestellungen zu betrachten.

Was sind solche Fragen zum Beispiel?

Juckel: Unsere DGBS-Jahrestagung hatte diesmal das Motto ¿Bipolar in einer beschleunigten Welt`.¿. ¿Stress¿, ¿Anspannung¿, ¿Zeitdruck¿, "Burnout", "Mobbing"oder "Leistungsgesellschaft" sind Umstände, die den Alltag der Menschen zunehmend prägen. Im Trialog hinterfragen wir beispielsweise gemeinsam, inwiefern eine hektische Welt die Entstehung einer bipolaren Störung, ihren Verlauf und viele ihrer Begleiterscheinungen vor allem bei der Arbeit, aber auch zunehmend im Freizeitbereich beeinflusst.

Und wie lautet die Antwort?

Juckel: Tatsächlich können eine hektische Lebensweise und ständiger Stress den Ausbruch einer derartigen Krankheit, bei der ein geregeltes Leben kaum mehr möglich ist, begünstigen. Wie überhaupt vor dem Hintergrund unsicherer Lebensverhältnisse die anhaltend steigenden Fehlzeiten durch psychische Störungen betrachtet werden müssen. Im Bundesdurchschnitt lag 2011 der Anstieg der Fehlzeiten bei Erwerbspersonen bei 4,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch der Anteil der Krankenhausaufenthalte durch psychische Erkrankungen stieg weiter an, seit 1990 um 162 Prozent, so der Barmer GEK Report Krankenhaus 2012. Die Prävention, Behandlung und Versorgung Betroffener hat folglich auch einen hohen volkswirtschaftlichen Stellenwert.

Hintergrund:

Die bipolare Störung wird auch als manisch-depressive Erkrankung bezeichnet, bei der die Betroffenen unter extremen Stimmungsschwankungen leiden. Je nach Ausprägung der Störung können manische (= euphorisch-hyperaktive) und depressive Phasen direkt ineinander übergehen; es können aber auch lange symptomfreie Zeiten dazwischen liegen. Zwischen einer und zwei Millionen Menschen in Deutschland gelten als betroffen von dieser Krankheit. Jeder vierte Erkrankte versucht mindestens einmal, sich das Leben zu nehmen. 15 Prozent der bipolar erkrankten Menschen sterben durch Suizid. Seit 1999 verfolgt die Deutsche Gesellschaft für Bipolare Störungen (DGBS) das Ziel, die Bedürfnisse von Menschen mit einer bipolaren Störung in Öffentlichkeit und Gesundheitspolitik zur Geltung zu bringen sowie die Forschung, Fortbildung und Selbsthilfe zu fördern. Die DGBS vereint rund 2000 Professionelle, Betroffene sowie deren Angehörige (http://www.dgbs.de) .



Pressekontakt:
Karl G. Donath, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Prof. Dr. Georg Juckel, Ärztlicher Direktor des LWL-Universitätsklinikums Bochum und 1. Vorsitzender der DGBS (ganz links) setzt sich gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen bundesweit für Menschen mit bipolaren Störungen ein: (v.l.) neben Juckel Angehörigenvertreterin Julia Stolpp,Prof. Dr. Dr. Michael Bauer, Barbara Wagenblast, Martin Kolbe, Erwin Lenk und Schatzmeister Prof. Dr. Peter Brieger.
Foto: DGBS



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