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Presse-Infos | Kultur

Mitteilung vom 14.09.12

Anne-Frank-Gesamtschüler verwandelten sich eine Woche lang in Burgen-Forscher ¿ mit GPS, Erdbohrer und Luftbildern

Havixbeck (lwl). Statt an die Schulbank geht es mit schweren Stiefeln mitten ins Maisfeld oder ins Archiv. Füller und Tintenkiller werden durch Geoinformationssysteme, Lupen für die uralte Katasterkarten und Bohrer für den Weg in tiefere Erdschichten ersetzt. Eine Woche verwandelten sich die Schüler des 12. Jahrgangs der Anne-Frank-Gesamtschule in Havixbeck in Archäologen, Geologen und Historiker und gingen mit modernsten Forschungsmethoden der Gräftenanlage Schonebeck auf die Spur. Genau so, wie es die wissenschaftlichen Profis vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) oder von der Westfälischen Wilhelms-Universität machen würden ¿ bei einer Projektwoche der ganz besonderen Art.

Die Hinweise sind spärlich. Die Anne-Frank-Gesamtschüler sind die ersten, die sich wissenschaftlich der einstigen Niederungsburg nähern und ihre Relikte auf allen erdenklichen Gebieten dokumentieren. Fachleute von der ¿Expedition Münsterland¿ der Arbeitsstelle Forschungsstransfer an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster standen ihnen dabei ebenso mit Informationen und Hilfestellungen zur Seite wie Archäologen des LWL. Im Vorfeld war ein ferngesteuerter ifgicopter unterwegs, um eigens für dieses Projekt Luftbilder bei verschiedenen Vegetationsstufen aufzunehmen. Von der systematischen Oberflächenuntersuchung über Probebohrungen bis in zwei Meter Tiefe, Luftbildauswertung, Kartenerstellung, Erfassung der Lesesteindichte bis zur Entwicklung einer App für Smartphones reichte dabei das breit gefächerte Forschungsspektrum, das die Schüler in verschiedenen Arbeitsgruppen in Angriff nahmen.

Bevor es jedoch überhaupt an die praktische Arbeit ging, vermittelten die Experten den angehenden Nachwuchsforschern die theoretischen Grundlagen. LWL-Archäologe Björn Linnemann erläuterte zunächst am Beispiel des erst vor kurzem entdeckten Römerlagers in Olfen, was überhaupt ein Bodendenkmal ist, wie damit rechtlich umgegangen werden muss und welche Ziele Archäologen verfolgen, wenn sie Bodendenkmäler ausgraben. Schließlich ging es um die Entwicklungsgeschichte der Niederungsburgen ganz allgemein, damit die Schüler eine Vorstellung davon bekamen, welchen Bauwerken und Gebäudekomplexen sie überhaupt nachspürten. Schließlich gab der LWL-Archäologe auch noch einen Überblick über die verschiedenen Prospektionsmethoden und die Möglichkeiten der Datierung von archäologischen Funden, damit alle gut auf den praktischen Teil der Projektwoche vorbereitet waren. Rund um die Geologie allgemein, die Erdschichten speziell in Havixbeck und die Technik der Bohrungen drehte sich dann der zweite Teil der theoretischen Einführung.

Mit dem GPS-Gerät, den Luftbildern, historischen Karten und Bohrungen ging es dann an die Computer und vor Ort ins Gelände, um wichtige Fragen zu klären. Gab es an der Stelle überhaupt eine Gräftenanlage und wie sah die genau aus? All das versuchten die Schüler mit dem neu vermittelten Wissen über Geoinformationssysteme oder über die Software für die Erstellung einer App und anhand der zur Verfügung gestellten Werkzeuge herauszufinden.

Eine Zeitreise, die nicht nur in das Maisfeld führte, sondern auch in die Bibliothek des Instituts für vergleichende Stadtgeschichte und die Büros von Fachleuten, um Interviews zu führen. ¿Wir haben dabei wirklich viel gelernt und Geschichte einmal aus vielen ganz anderen Perspektiven kennen gelernt als aus dem Geschichtsbuch¿, schildert eine Schülerin ihre Erfahrung. ¿Besonders spannend war, dass wir dabei mit ganz neue Techniken kennen gelernt haben¿, ergänzt ein anderer Schüler.

Die Ergebnisse können Geschichtsinteressierte nicht nur in einem App anhand von Karten erleben und nachvollziehen. Es gibt sogar eine eigene Arbeitsgruppe, die sich damit beschäftigt, diese einzigartigen Forschungserkenntnisse auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen.

Ansprechpartner dafür ist Vanessa Weber:
Kontaktaufnahme unter vanessa.weber1@gmx.net.

Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Katja Burgemeister, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-8921.
presse@lwl.org



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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Maisfeld statt Klassenzimmer: Um der Vergangenheit auf die Spur zu kommen, sind auch Informationen über die Geologie wichtig. Die Schüler entnahmen selbst Erdproben mit Bohrkernen.
Foto: LWL/Linnemann



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