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Presse-Infos | Der LWL

Mitteilung vom 02.07.12

Einzigartig in NRW: ¿Inklusionsvorbild Münsterland sollte Schule machen¿
Kooperation ermöglicht Unterricht am Heimatort ¿ Kirsch: ¿Förderschulen nötig¿

Münster/Münsterland (lwl). ¿Eine derart intensive Zusammenarbeit zwischen Förder- und Regelschulbereich ist bislang einzigartig in Nordrhein-Westfalen. Für die Inklusion sehbehinderter und blinder junger Menschen sollte das Vorbild Münsterland buchstäblich Schule machen.¿ Dr. Wolfgang Kirsch, Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), ist ebenso wie Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe ¿stolz und beeindruckt¿: Nur zwei Jahre nach dem Start eines Pilotprojekts besuchen schon 87 blinde oder sehbehinderte Schülerinnen und Schüler eine allgemeine Schule in ihrem Heimatort, statt wie früher in eine oftmals weit entfernte Förderschule gefahren zu werden.

Als Verantwortliche der Schulträger Stadt Münster und LWL plädierten Lewe und Kirsch am Montag (2.7.) in Münster bei der Unterzeichnung neuer Kooperationsvereinbarungen für einen weiteren Ausbau der Zusammenarbeit zwischen Förder- und Regelschulen. Beim Schulbesuch sehgehandicapter junger Menschen arbeiten mittlerweile 71 Regelschulen aller Schulformen aus den Kreisen Coesfeld, Steinfurt, Warendorf und Borken sowie der Stadt Münster und der Stadt Selm (Kreis Unna) mit dem regionalen Kompetenzzentrum des LWL, der münsterischen Irisschule, Förderschule mit dem Schwerpunkt Sehen, zusammen.

Das Pilotprojekt hatte im Auftrag des Landes 2010 mit 16 Schülern und 16 Schulen begonnen. Sein Grundgedanke: Damit blinde und sehbehinderte junge Menschen möglichst barrierefrei eine Allgemeinschule absolvieren können, stellt die Iris-Förderschule fachliches Wissen und personelle Unterstützung zur Verfügung. Gemeinsam sorgen der Allgemeinschulträger, der LWL oder die zuständige Krankenkasse für die technische Ausstattung des jeweiligen Schülerarbeitsplatzes zum Beispiel mit einer blindengerechten PC-Tastatur. Umfang und Verfahren sind in Einzel-Kooperationsvereinbarungen mit den allgemeinen Schulen festgelegt. Als deren zentraler Partner ¿kann die Irisschule dabei auf einen reichhaltigen Erfahrungsschatz unter anderem aus der Frühförderung blinder und sehbehinderter Kinder und dem gemeinsamen Unterricht (GU) zurückgreifen¿, so Schulleiterin Claudia Scholle. Neben den Schülerinnen und Schülern betreuen Förderschul-Fachleute rund 100 Kinder im Vorschulalter bei regelmäßigen Besuchen zuhause an deren Wohnort.

Dass durch ¿Abwanderung¿ in Richtung Regelschulen die Schülerzahl an der Iris-Förderschule selbst in den vergangenen Jahren um etwa die Hälfte auf jetzt noch 36 geschrumpft sei, entspreche dem Inklusionsgedanken, so Scholle weiter. Rund drei Viertel aller blinden und sehbehinderten Kinder und Jugendlichen im Münsterland gehen somit inzwischen auf eine allgemeine Schule.

¿Die umfassende Teilhabe von Menschen mit Behinderung muss vorangetrieben werden¿, bekräftigte LWL-Direktor Dr. Kirsch. Dabei müsse im Schulbereich bei allen Überlegungen zu mehr Gemeinsamkeit von Menschen mit und ohne Behinderung aber das einzelne Kind ¿in seiner persönlichen Situation und Entwicklung im Vordergrund stehen¿, so Kirsch. Er wisse um elterliche Besorgnisse vor der Vereinsamung eines gehandicapten Kindes, wenn es als einziges an einer Regelschule unterrichtet wird.

Sonderpädagogische Förderung durch LWL-Förderschulen und den LWL als erfahrenen Schulträger würden weiterhin gebraucht. Kirsch ist ¿davon überzeugt, dass es uns auch zukünftig nicht in jedem Fall gelingen wird, junge Menschen mit Behinderung in das allgemeine Schulsystem zu integrieren ¿ sinnvoll und ihren Bedürfnissen entsprechend.¿ Dies gelte etwa für die zunehmende Zahl von Kindern mit schwersten und mehrfachen Behinderungen. ¿Gerade für sie muss es weiter einen angemessenen schulischen Förderort geben. Und dieser Meinung sind auch viele Eltern, die sich bewusst für eine LWL-Förderschule entscheiden¿, sagte Kirsch.

Hintergrund:
Das Land NRW ermöglicht Schulträgern, ihre Förderschulen zu so genannten Kompetenzzentren für sonderpädagogische Förderung auszubauen. Im Rahmen einer Pilotphase sollen landesweit solche Zentren entstehen, die der schulischen Förderung von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf - insbesondere in der allgemeinen Schule - dienen und Angebote zur Diagnose, Beratung und ortsnahen präventiven Förderung machen.
Die Pilotphase hat mit dem Schuljahr 2008/2009 begonnen, inzwischen nehmen in ganz Nordrhein-Westfalen 50 Regionen daran teil.



Foto: LD/OB/Schulleitungen bei Unterzeichnung Kooperationsverträge


Pressekontakt:
Karl G. Donath, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org


Anlagen:
Anlage 1: Kopie von Pressebericht Anzahl SuS an Kooperationsschulen.pdf



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Mehr Inklusion dank frisch unterzeichneter Kooperationsverträge: Dr. Arnold Hermans, Schulleiter Annette-Gymnasium Münster, Dr. Britta Demes, Bezirksregierung Münster, Claudia Scholle, Schulleiterin LWL-Irisschule, LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch, Kathrin van Hagen, Schulleiterin Geschwister-Scholl-Realschule Münster, Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe (v.l.n.r).
Foto: LWL



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