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Presse-Infos | Kultur

Mitteilung vom 04.06.12

Verwandt mit den Flusspferden
Skelette von Urwalen zeigen die Anpassung ans Meer

Münster. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zeigt ab dem 21. September in seiner neuen Sonderausstellung ¿Wale ¿ Riesen der Meere¿ im LWL-Museum für Naturkunde Münster etwas, wofür die Evolution Millionen von Jahre gebraucht hat: Die Eroberung der Meere durch Säugetiere.

Die weltweit größten Säugetiere lebten ursprünglich an Land. Vier Skelettabgüsse von Urwalen (Archaeoceti) verdeutlichen, dass die Anpassung an den Lebensraum viele Veränderungen mit sich brachten. Die Körper der Wale wurden über die Jahrmillionen stromlinienförmiger und die stark ausgeprägten Hinterbeine sowie das Becken bildeten sich zurück. Ihre Vorderläufer formten sich zu Flossen, den sogenannten Flippern, aus. Die mächtige Schwanzflosse, die Fluke genannt wird, entwickelte sich zu einem kräftigen Werkzeug für den Antrieb im Meer. Die Nasenlöcher verlagerten sich auf den Kopf und wurden zum typischen Blasloch.
Der evolutionäre Walgang begann bereits vor circa 55 Millionen Jahren. Die vierbeinigen Vorfahren der heutigen Wale mussten zunächst den Weg ins Wasser antreten. Durch den Evolutionsprozess passten sich die Körper dieser Säugetiere immer weiter dem Lebensraum Wasser an. Heute bevölkern Wale alle Weltmeere. ¿Anhand des Körperbaus der bislang bekannten Urwale rekonstruierten Wissenschaftler den Gang ins Meer¿, erklärt Dr. Thorsten Pickel, Biologe und Ausstellungsmacher im LWL-Museum für Naturkunde. ¿Außerdem sind sie ein Indiz für den Verwandtschaftsgrad zu anderen Säugetieren, die lange Zeit ungewiss war¿, so Pickel weiter.

Heute zählen die Wale zu den Paarhufern, zu denen auch Flusspferde, Giraffen oder Schweine gehören. Die insgesamt drei Ausstellungsmacher des LWL-Museums für Naturkunde kauften die knapp zwei bis fünf Meter langen Urwal-Exponate aus Kanada. Die Originalskelette, von denen im LWL-Museum die Abgüsse gezeigt werden, sind geschätzt 50 Millionen Jahre alt.

Die Entwicklung der Wale
Die vier Abgüsse der Urwal-Skelette werden in der Sonderausstellung ¿Wale ¿ Riesen der Meere¿, ab dem 21. September, im Bereich Evolution zu sehen sein.

Pakicetus attocki
Der Pakicetus attocki, lebte vor rund 55 bis 40 Millionen Jahren und wird von der Wissenschaft als urtümlichster Wal angesehen. Das Tier wurde rund zwei Meter lang und lebte vermutlich wie die heute bekannten Flusspferde ¿ teils im Wasser und teils an Land. 50 Prozent des Originalskelettes konnten in dem 1,8 Meter langen Abguss dargestellt werden. Die fehlenden Elemente wurden rekonstruiert.

Ambulocetus natans
Der Ambulocetus natans zeigte eine krokodilähnliche Lebensweise. Wie diese war er Lauerjäger, der wie ein Otter in Seen, Flüssen oder Küstennähe schwamm. Das Tier lebte vor ungefähr 50 Millionen Jahren im Ufergebiet. Der Abguss des Skelettes ist 3,6 Meter lang. 80 Prozent des Originalskelettes konnten vollständig dargestellt und nur 20 Prozent der Knochen mussten nachgebildet werden.

Maiacetus inuus
Der Maiacetus inuus lebte bereits im offenen Meer. Seine ausgeprägten Beine ermöglichten ihm jedoch den Landgang. So führte er vielleicht ein ähnliches Leben wie die heutigen Seelöwen.
Das Skelett besaß eine Länge von 2,7 Metern, die originalgetreu im Abguss wiedergegeben wurde.

Dorudon atrox
Der Dorudon atrox, weist eine hohe Ähnlichkeit mit den heutigen Walen auf. Das Tier war schon vollständig an ein Leben im Wasser angepasst. Jedoch besaß er noch kleine Hinterbeine.
Der fünf Meter lange Abguss des Dorudon atrox, stammt von einem vollständig erhaltenen Originalskelett. Die ersten Wale, die ausschließlich im Wasser lebten, existierten schon vor etwa 40 Millionen Jahren.

Hintergrund zur Ausstellung:
Die Sonderausstellung ¿Wale ¿ Riesen der Meere¿, wird vom 21. September 2012 bis zum 3. No-vember 2013 im LWL-Museum für Naturkunde Münster zu sehen sein. Auf rund 1.700 Quadratmetern werden Lebensraum der Wale, Evolution, Anatomie, Lebensweise und Fortpflanzung sowie Walfang und Schutz thematisiert. Die Schau bietet deutschlandweit die größte Themenvielfalt zu diesen Meeressäugern. Imposante Skelette, lebensechte Tiermodelle und Organnachbildungen bringen den Besuchern die Biologie der sanften Riesen näher. NATIONAL GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND ist Medienpartner der Ausstellung.

Pressekontakt:
Verena Rösler, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Bianca Fialla, LWL-Museum für Naturkunde, Telefon: 0251 591-6066
presse@lwl.org



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Die Vorfahren der Wale haben noch räuberische Zähne und ausgeprägte Hinterbeine.
Foto: LWL/Oblonczyk


Foto zur Mitteilung
Pakicetus attocki ist der urtümlichste Wal auf vier Beinen.
Foto: LWL/Oblonczyk


Foto zur Mitteilung
Ambulocetus natans zeigt noch ausgeprägte Gliedmaßen.
Foto: LWL/Oblonczyk


Foto zur Mitteilung
Der Maiacetus inuus wurde damals 280 bis 390 Kilogramm schwer.
Foto: LWL/Oblonczyk


Foto zur Mitteilung
Der Dorudon atrox ist den heutigen Walen in seiner Form am ähnlichsten.
Foto: LWL/Oblonczyk



Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



Das Presseforum des Landschaftsverbandes im Internet: https://www.lwl.org/pressemitteilungen