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Presse-Infos | Kultur

Mitteilung vom 31.08.11

Textilkunst erhält festen Ort in der Spinnerei
LWL präsentiert zum Auftakt Arbeiten von Magdalena Abakanowicz und Laura Ford

Bocholt (lwl). Eine Herde rätselhafter Tiere bevölkert den ehemaligen Spinnsaal. Vorwitzig, mit vorgereckten Hälsen, mustern sie ihre Umgebung und die Besucher. ¿Mutants¿ nennt die polnische Künstlerin Magdalena Abakanowicz die Figurengruppe. Die ¿mutierten¿ Vierbeiner aus Sackleinen sind Teil der Ausstellung ¿.AtelierIndustrie: Magdalena Abakanowicz ¿ Laura Ford¿, die der Land-schaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zur Eröffnung der Spinnerei in seinem TextilWerk Bocholt zeigt. ¿Wir sind sehr glücklich, gleich zum Auftakt zwei international so renommierte Künstlerinnen präsentieren zu können, deren Werk wesentlich von textilen Materialien geprägt wird und die dazu für zwei Generationen in der Textilkunst stehen¿, erläuterte Dirk Zache, Direktor des LWL-Industriemuseums, am Mittwoch (31.8.) bei der Vorstellung der Schau in Bocholt.

Textilkunst soll ein fester Bestandteil im Angebot des neuen Kulturforums werden. ¿Bisher gibt es zumindest wohl in Europa keinen Ort, der sich auf diese Art der Textilkunst spezialisiert hat. Diese Lücke wollen wir schließen¿, betont Zache und knüpft an einen aktuellen Trend an. Kunst verlasse zunehmend die klassischen Museen und besetze unter anderem auch alte Fabriken, die als authentische Orte eine besondere Faszination ausüben.

Magdalena Abakanowicz gilt in der Kunstgeschichte als eine der einflussreichsten Künstlerinnen der letzten Jahrzehnte. 1930 bei Warschau geboren, arbeitet sie bereits ab den 1960er Jahren mit unterschiedlichen textilen Materialien. Ihre raumgreifenden Webobjekte aus Sisal und Wolle, ¿Abakans¿, machen sie bald international bekannt. In Kunstharz getränktes Sackleinen wird dabei zu ihrem bevorzugten Material. 1968 vertritt sie erstmals Polen auf der Biennale in Venedig, was Magdalena Abakanowicz endgültig zum internationalen Durchbruch verhilft. Es folgen große Aus-stellungen - von Paris bis New York - darunter weitere drei Teilnahmen auf der Biennale in Venedig. In Bocholt präsentiert das LWL-Industriemuseum jüngeren Arbeiten aus Sackleinen, ein Material, das lange Zeit auch wesentlicher Bestandteil der textilen Produktion im Münsterland war.

Die gebürtige Waliserin Laura Ford (Jg.1961) lebt und arbeitet heute in London. Ihre textilen Figuren erinnern zunächst an Märchen- und Fabelwelten früherer Zeiten, beziehen sich aber oft auf die sozialen Missstände unserer Gegenwart. Dirk Zache: ¿Eine eigenartige Melancholie, Humor und auch gelegentlicher Sarkasmus umgeben das Werk von Laura Ford.¿ Bei ihren Textilarbeiten steht die Wiederverwendung vorgefundener textiler Materialien wie Stoffresten, Rohwolle, aber auch Altkleidern oder Seesäcken im Vordergrund, die sie zusammenfügt, montiert und mit anderen Ma-terialien oder Fundstücken zu Fantasiefiguren neu arrangiert. In Bocholt sind Arbeiten zu sehen, mit denen Laura Ford für Wales 2005 auf der Biennale in Venedig vertreten war sowie neue Instal-lationen, die für und in Bocholt entstanden sind.

Eröffnung am Freitag, 2.9., 20 Uhr

Ermöglicht wurde die Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Galerie Scheffel in Bad Homburg. Galerist Christian K. Scheffel wird die Ausstellung gemeinsam mit Dirk Zache am Freitag, 2.9., um 20 Uhr eröffnen. Gäste sind herzlich willkommen. Für das kulturelle Rahmenprogramm sorgen ¿PerformDance¿ aus Stralsund mit zwei Tänzerinnen, Yeri Annarika Vagas Sanchez, Mexico, und Miriam Ruoff, Deutschland, unter der Choreografie von Stefan Hahn. Begleitet werden sie von Wie-land Möller, Schlagzeug und Percussion. Die Künstlerin Laura Ford wird ebenfalls anwesend sein. Bei Jazzmusik haben Spinnerei und Ausstellungen bis 24 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.


Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Ausstellung und Katalog wurden gefördert von LWL-Kulturstiftung und Stadtsparkasse Bocholt.

MAGDALENA ABAKANOWICZ

1930 geboren in Falenty, Polen
1950-54 Studium an der Akademie der Künste in PoznaÅ„/Posen
1965-90 Professorin an der Akademie der Künste in PoznaÅ„/Posen
1984 Gastprofessorin (u.a.) an der University of California, Los Angeles

Die Künstlerin lebt und arbeitet in Warszawa/ Warschau.

PREISE UND AUSZEICHNUNGEN (Auswahl)

1965 Grand Prix of São Paolo Biennale, São Paolo, Brazil
1993 Award for Distinction in Sculpture, The Sculpture Center, New York, New York
1994 Mitglied der Akademie der Künste, Berlin
1997 Leonardo da Vinci World Award of Arts, Mexico
2000 Orden ¿Pour le Mérite¿ für Wissenschaften und Künste, Berlin, Germany
Cavaliere nell¿Ordine al Merito della Repubblica Italiana, Italy
2004 Commandeur de l'Ordre des Arts et des Lettres, Paris, France
2005 Lifetime Achievement Award Recipient, the International Sculpture Center, Hamilton, New Jersey

1974 Ehrendoktorwürde (u.a.) der Royal Academy of Arts, London
1996 Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Sciences, Cambridge
2010 Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern
¿für ihren herausragenden und dauerhaften Beitrag zum kulturellen Dialog
zwischen Polen und Deutschland¿

LAURA FORD

1961 geboren in Cardiff, Wales
1978-82 Bath Academy of Art, Bath, England, (BA Hons)
1982-83 Chelsea School of Art and Design, London, England, (MA Sculpture)
1985-86 hält Vorträge und reist durch Indien

Die Künstlerin lebt und arbeitet in London; u.a. lehrt sie an der Middlesex University.

AUSZEICHNUNGEN UND STIPENDIEN

1989-98 Arts Council of Great Britain
1989 Glasgow City of Culture
1993 British Council
1995 Henry Moore Foundation Award

AtelierIndustrie: Magdalena Abakanowicz ¿ Laura Ford
2.9. ¿ 20.11.2011

LWL-Industriemuseum
TextilWerk Bocholt I Spinnerei
Industriestraße 5, 46395 Bocholt
Geöffnet Di ¿ So 10 bis 18 Uhr

Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Christiane Spänhoff, LWL-Industriemuseum, Telefon: 0231 6961-127
presse@lwl.org



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
"Mutants" nennt die polnische Künstlerin Magdalena Abakanowicz ihre Tierherde, die den Spinnsaal bevölkert.
Foto: LWL/M. Holtappels


Foto zur Mitteilung
Laura Fords Mann mit Taschen und Krücken aus der Serie "Glory Glory" war 2005 auf der Biennale in Venedig ausgestellt.
Foto: LWL/M. Holtappels



Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



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