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Presse-Infos | Kultur

Mitteilung vom 23.08.11

Schon Dinos hörten Vögel singen
Neue Studie enträtselt frühe Evolution der Vögel

Münster (mfm/lwl). Falken sind keine Greifvögel ¿ jedenfalls stammesgeschichtlich, sondern sie sind enge Verwandte der Papageien und Sperlingsvögel. Und der gemeinsame Urahn von Papageien und Sperlingsvögeln konnte vermutlich schon zu Zeiten der Dinosaurier Gesang erlernen - 30 Millionen Jahre früher als bisher angenommen. Das geht aus einer neuen Studie von Forschern aus Münster hervor, die einen entscheidenden Beitrag zur Klärung der Evolution der Vögel liefert.

¿Wir haben einen der kontroversesten Teile des Stammbaums der Vögel entschlüsselt¿, ist sich der Doktorand Alexander Suh vom Zentrum der Molekularbiologie der Entzündung (ZMBE) der Universität Münster sicher. Gemeinsam mit seinen Betreuern - Gruppenleiter Dr. Jürgen Schmitz, Prof. Jürgen Brosius (beide: ZMBE) sowie Dr. Jan Ole Kriegs vom LWL-Museum für Naturkunde des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) - hat Suh in der August-Ausgabe der international renommierten Fachzeitschrift ¿Nature Communications¿ eine entsprechende Forschungsarbeit veröffentlicht.

¿Erstmals können wir damit sagen, mit wem mehr als die Hälfte aller Vogelarten, die Sperlingsvögel, also alle Singvögel und Schreivögel, am engsten verwandt sind", erklärt Suh, der im Institut für Experimentelle Pathologie des ZMBE forscht. ¿Früher stellte man sie in die Nähe der Spechte oder der Kuckucke. Jetzt wissen wir, dass es die Papageien sind, die auf dem Nachbarast im Stammbaum sitzen."

Diese Erkenntnisse haben interessante neurobiologische Konsequenzen. Denn Papageien und die meisten Sperlingsvögel besitzen die - unter Vögeln seltene - Fähigkeit, Gesang zu erlernen. Sperlingsvögel wie der Zebrafink oder Papageien wie der Wellensittich sind daher wichtige Modellorganismen, um zu erforschen, wie Lernprozesse im Gehirn funktionieren. Die nahe Verwandtschaft dieser beiden Vogelgruppen legt den Schluss nahe, dass auch der gemeinsame Urahn von Sperlingsvögeln und Papageien diese Fähigkeit besaß. Erlernter Gesang wäre dann über 30 Millionen Jahre früher entstanden als bislang angenommen, und zwar vermutlich bereits im Zeitalter der Dinosaurier, schlussfolgern die Forscher.

Auch die Falken sind nach der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Studie nahe mit Sperlingsvögeln und Papageien verwandt und haben erstaunlicherweise nichts mit Bussarden, Adlern und anderen Greifvögeln zu tun. Aber nicht nur diese Äste des Stammbaums standen im Fokus der Studie. Die Daten auf der Basis so genannter ¿springender Gene" ermöglichen die Rekonstruktion der Vogelevolution bis tief in das späte Mesozoikum vor zirka 100 Millionen Jahren hinein. Die ¿springenden Gene¿ dienen dabei als ¿Marker¿, denn sie bleiben für viele Jahrmillionen erkennbar als ¿molekulare Fossilien¿ in der Erbsubstanz. Das macht diese Gene zu ¿Zeitzeugen der Evolution¿.

Link zum Artikel:
http://dx.doi.org/10.1038/ncomms1448
oder
http://www.nature.com/ncomms/journal/v2/n8/full/ncomms1448.html


Achtung Redaktionen:
Die englische Version dieser Pressemitteilung finden Sie als pdf-Dokument im Anhang.


Pressekontakt:
Alexander Suh, Doktorand beim Zentrum der Molekularbiologie der Entzündung (ZMBE) der Universität Münster, asuh@uni-muenster.de, und Karl G. Donath, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Bianca Fialla, LWL-Museum für Naturkunde, Telefon: 0251 591-6066
presse@lwl.org


Anlagen:
Anlage 1: Pressemitteilung_Englisch.pdf



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Foto zur Mitteilung
Die münsterschen Evolutionsforscher (v.l.): Prof. Jürgen Brosius, Dr. Jürgen Schmitz, Dipl.-Biol. Alexander Suh (ZMBE) und Dr. Jan Ole Kriegs vom LWL-Museum für Naturkunde. Foto: LWL/Oblonczyk

Foto zur Mitteilung
Singvögel, hier eine Grauammer, sind am nächsten mit den Papageien verwandt.
Foto: LWL/Kriegs


Foto zur Mitteilung
Papageien, hier ein Hellroter Ara, sind die nächsten Verwandten der Singvögel.
Foto: LWL/Kriegs


Foto zur Mitteilung
Singvögel und Papageien gehören auf einen Ast im Stammbaum. Die Falken, hier ein Rötelfalke, stehen ihnen am nächsten.
Foto: LWL/Kriegs



Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



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