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Presse-Infos | Kultur

Mitteilung vom 24.08.11

Römischer Ziegelbrand brachte hohe Leistung und gute Qualität
Experiment des LWL im Ziegeleimuseum Lage beendet

Lage (lwl). ¿Mit dem Ergebnis des zweiten Ziegelbrandes haben wir deutlich die Ergebnisse des ersten Brandes aus dem Jahr 2009 übertroffen.¿ Dr. Andreas Immenkamp vom LWL-Industriemuseum zeigt sich zufrieden. Gut zwei Wochen musste er sich gedulden, bis die Ziegel nach dem Brand im römischen Ofen abgekühlt waren und ausgeräumt werden konnten. Das Projekt experimenteller Ar-chäologie, das der Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL) in seinem Ziegeleimuseum in Lage startete, fand damit seinen Abschluss.

Insgesamt wurden nach römischer Manier 10.000 Ziegelsteine gebrannt, die Besucher des LWL-Industriemuseums nun sauber aufgeschichtet in Augenschein nehmen können. Es hatte sich in der Tat als richtiger Schritt herausgestellt den Ofen leicht zu verändern. Dazu wurden die Ofenwandungen deutlich erhöht und die Ofendecke mit zusätzlichen Kaminaufsätzen ausgebildet. ¿Durch diese Maßnahmen haben wir die Zugverhältnisse im Ofen und damit auch die Brenntemperatur entscheidend steigern können¿, erklärt Immenkamp. ¿Unser Ziel war es die Grenze der Leistungsfähigkeit eines solchen Ofens zu bestimmen, um verlässliche Informationen über Qualität und Quantität römischer Ziegeleien zu erhalten.¿

Immerhin erzielten die Brenner im Kernbereich des Ofens eine Temperatur von mehr als 1000°C. ¿Damit ist der Beweis erbracht, dass die Römer mit ihren Mitteln bereits Temperaturen erreicht haben, die bei der heutigen hochtechnisierten Ziegelindustrie Standard sind¿, so Immenkamp. Allerdings wurde diese hohe Temperatur nicht in der gesamten Brennkammer des Ofens erreicht. Temperatur-unterschiede von ca. 400°C waren zu registrieren. Das zeigt, dass zu römischer Zeit mit einem Ofen dieses Typs nur unterschiedliche Produktqualitäten zu erzielen waren. Von Schwachbrand bis fast Klinkerqualität erstreckt sich die Produktpalette. Immenkamp: ¿Aber auch Ziegel, die mit geringeren Temperaturen gebrannt worden sind, eigneten sich für den Hausbau.¿

Die maximale Leistungsfähigkeit eines solchen Ziegelofens haben die Wissenschaftler vermutlich nicht ausgeschöpft: ¿Wir haben in der obersten Schicht des Besatzes immerhin noch Temperaturen von knapp 900°C erreicht und hätten sicherlich pro Brand noch mehr Ziegel in verwertbarer Qualität herstellen können. Es ist davon auszugehen, dass die römischen Ziegelöfen deutlich mehr an Kapazität aufnehmen konnten bzw. an Leistung erbrachten als es Archäologen bisher angenommen haben,¿ erläutert Immenkamp.

Immerhin brachten die Ergebnisse dieses Praxistests Aufschluss über die verbrauchte Menge an Brennmaterial, auch konnte nun der Ablauf des Brennvorgangs präzise nachvollzogen und die Schwachstellen im Ofengefüge aufgedeckt werden. Von größter Bedeutung jedoch waren die quantitativen und qualitativen Ergebnisse: Mit einem Ziegelofen dieser Größe konnten pro Saison (April bis Ende Oktober) mindestens 240 Tonnen gebrannte Ziegelware, was etwa 80.000 normalen Ziegelsteinen entspräche, hergestellt werden. Etwa ein Drittel der Ziegel erreichte eine Güte die den heutigen Qualitätsanforderungen entspricht.

Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Christiane Spänhoff, LWL-Industriemuseum, Telefon: 0231 6961-127
presse@lwl.org



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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Nur ein Häufchen Asche im Ofen blieb übrig vom 30 RM Reisig und ca. 5 RM Buchenholz die der Ofen zum Brennen der Ziegel verschlang.
Foto: LWL / Immenkamp


Foto zur Mitteilung
Blick von oben in die Ofenkammer. Noch stehen die gebrannten Ziegel in Reih und Glied.
Foto: LWL / Immenkamp


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Die Ofenarbeiter bei der Entnahme der ersten Ziegel. Foto: LWL / Immenkamp

Foto zur Mitteilung
Die gesamte Ausbeute im Überblick. 10.000 Ziegelsteine mussten auf Paletten gestapelt werden.
Foto: LWL / Immenkamp



Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



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