Für die Menschen, für Westfalen-Lippe
Logo des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe

Landschaftsverband Westfalen-Lippe
https://www.lwl.org

URL dieser Seite: https://www.lwl.org/pm24185



Presse-Infos | Kultur

Mitteilung vom 15.04.11

Emscher Revier. Industrielandschaft im Prozess
LWL-Industriemuseum Zeche Zollern präsentiert Fotos von Joachim Schumacher

Dortmund (lwl). Karg und verlassen, bizarr und hässlich, aber doch Heimat mit herbem Charme: Mehr als 40 Jahre hat Joachim Schumacher das Revier mit seiner Kamera porträtiert. Der Landschaftsver-band Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert in seinem Industriemuseum Zeche Zollern in Dortmund ab Sonntag, 17. April, insgesamt 72 Arbeiten aus dem bisherigen Gesamtwerk des in Gelsenkirchen lebenden Fotografen. Die Ausstellung mit dem Titel ¿Emscher Revier. Industrielandschaft im Prozess¿ läuft bis 3. Juli in Dortmund.

Joachim Schumacher hat an der Essener Folkwangschule studiert und gehört zu den Vertretern der sogenannten ¿New Topographics¿. Diese Richtung der Fotografie entstand in den 1970er Jahren in den USA und entwickelte einen neuen, kritischen Blick auf menschen-gemachte Landschaften. Noch während seines Studiums griff Schumacher diese Impulse auf und darf als einer der frühesten Vertreter der ¿New Topographics¿ in Deutschland gelten.

Das Revier hat den gebürtigen Saarländer von Anfang an fasziniert: ¿Meine ersten Fotos vom Ruhrgebiet in den 1970er Jahren waren kleine Reportagen, in denen aber die Darstellung der Landschaft schon im Mittelpunkt meines Interesses stand. Als Saarländer kannte ich Schwerindustrie-Landschaften. Was mich hier besonders beeindruckte, war die Dimension des menschlichen Eingriffs in die Landschaft, die Existenz einer absoluten Industrielandschaft¿, so Joachim Schumacher.

Gerade die Emscherregion bietet dem Fotografen ein reiches Experimentierfeld: Der Abriss von Altindustrien, die Rückführung von Halden und Mülldeponien, die Verödung der Städte durch Ab-wanderung und sozialen Niedergang, das oft hilflose Bemühen um Modernisierung und städte-baulichen Neuanfang sowie die Umgestaltung des Emschersystems sind Schumachers vorrangige Themen. Er dokumentiert, ohne registrierend-dokumentarische Reihen zu erstellen, er klagt nicht offen an, bezieht aber implizit Position. ¿Schumacher erschafft eigene Bildwirklichkeiten, er sieht das Emscher-Revier für uns neu, so wie wir es noch nicht gesehen haben und fordert uns implizit zu Fragen und Stellungnahmen heraus¿, so Museumsleiterin Dr. Ulrike Gilhaus.

Die Ausstellung beginnt mit 40 Schwarz-weiß-Arbeiten aus den 1970er bis 90er-Jahren, die den Industrieabbruch, die Entstehung von Freiflächen und die beginnende Umnutzung behandeln. Dann folgen 32 Farbfotos aus den letzten elf Jahren ¿ alles extreme Querformate. Besonders in den jüngeren Arbeiten thematisiert Schumacher nicht das Spektakuläre, nicht die Vorzeigeobjekte und Postkartenmotive des Ruhrgebiets, sondern die ¿alltägliche¿ Erfahrung von Stadt- bzw. Industrielandschaft. ¿Hier setze ich den Schwerpunkt nicht auf das Austauschbare, das ich in jeder deut-schen Industriestadt finden kann, sondern versuche ein spezifisches Ruhrgebiets-Milieu aufzuspüren, das sich zunehmend auflöst, aber für die Identität der Region noch eine wichtige Rolle spielt¿, erläutert der Fotograf.

Schumacher hat an zahlreichen Ausstellungsprojekten mitgewirkt. Beim Fotoprojekt ¿Bridges¿, das die Emscher Genossenschaft jährlich seit 2005 veranstaltet, war er zweimal unter den Preisträgern. Mit seinen Arbeiten ist er außerdem am ¿Pixelprojekt Ruhrgebiet¿ beteiligt.

Die Ausstellung wird finanziell unterstützt von der Emscher Genossenschaft und ergänzt durch die Kooperation mit der Dortmunder Galerie ¿Projektraum Fotografie¿ (http://www.projektraum-fotografie.de). Unter dem Titel ¿Joachim Schumacher: Land schafft¿ werden dort vom 19. Mai bis 17. Juli 2011 Industrie- und Stadtlandschaften aus dem Ruhrgebiet, dem Saarland und dem Rheinischen Braunkohlerevier gezeigt.


Emscher Revier. Industrielandschaft im Prozess
Fotografien von Joachim Schumacher
17. April bis 3. Juli 2011
LWL-Industriemuseum Zeche Zollern
Grubenweg 5, 44388 Dortmund
Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen (19,90 ¿).


Pressekontakt:
Christiane Spänhoff, LWL-Industriemuseum, Telefon: 0231 6961-127 und Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Aufnahme von der Bergehalde Hoheward in Herten, 2005.
Foto: Joachim Schumacher


Foto zur Mitteilung
Auch ein Stück Emscher Revier: Das Thyssen-Stahlwerk in Duisburg-Bruckhausen, 2003.
Foto: Joachim Schumacher



Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



Das Presseforum des Landschaftsverbandes im Internet: https://www.lwl.org/pressemitteilungen