Für die Menschen, für Westfalen-Lippe
Logo des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe

Landschaftsverband Westfalen-Lippe
https://www.lwl.org

URL dieser Seite: https://www.lwl.org/pm23633



Presse-Infos | Kultur

Mitteilung vom 27.01.11

Seltener Dreilapperkrebs im Ebbegebirge gefunden
465 Millionen Jahre alter Fund möglicherweise einzigartig

Herscheid/Münster (lwl). Forscher des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) haben einen seltenen Trilobiten, einen sogenannten Dreilapperkrebs, an einer Straßenböschung im Ebbegebirge bei Herscheid im Märkischen Kreis ausgegraben.

So ein Fund ist nach Angaben des Wissenschaftlers Dr. Lothar Schöllmann vom LWL-Museum für Naturkunde in Münster sehr selten: ¿Im Ebbegebirge treten die ältesten Schichten Westfalens zutage. Während der Ausgrabung konnten fünf Exemplare dieser Gliederfüßer geborgen werden. Darunter befand sich das Exemplar eines ¿Selenopeltis`. Bislang wurde nur ein isoliertes Schwanzschild 1990 in der Gegend geborgen.¿ Grabungsleiter Schöllmann schätzt das Alter des Fossils auf 465 Millionen Jahre, der Zeit des unteren Llanvirn.

Dabei scheint der Fund recht unscheinbar, beträgt doch die maximale Länge der dunkelgrauen Versteinerung lediglich einen Zentimeter. ¿Möglicherweise fehlt das Pygidium, das Schwanzschild¿, sagt Schöllmann. Das ist aber erst später festzustellen, da das Stück zur Zeit noch nicht präpariert ist. Sollte das Schwanzschild erhalten sein oder das bereits gefundene Pygidium zum neuen Fund passen, wäre der Neufund das einzige fast vollständige Exemplar dieser Art weltweit.

Hintergrund
Den Namen Trilobiten verdanken die sogenannten ¿Dreilapperkrebse¿ ihrer ausgeprägten Dreigliederung des Körpers in einen vorderen Kopfschild, einen mittleren, segmentierten Rumpfabschnitt und einen hinteren Schwanzschild. Eine deutliche Dreigliederung ist auch in die Querrichtung vorhanden: durch eine Mittelachse und beidseitig davon abgegliederte Seitenteile. Systematisch gehören die Trilobiten mit den Krebsen und Insekten zu den Gliederfüßern (Arthropoden). Entgegen ihres deutschen Namens sind diese Tiere jedoch nicht mit den Krebsen verwandt.

In der rund vierwöchigen Grabung im vergangenen Herbst bargen die Forscher als weitere Funde Algen, ausgestorbene, polypenähnliche marine Tiere, die zu den frühesten Stammformen der Wirbeltiere gehören und ¿Tomaculum problematikum¿, ein mit Kotpillen gefüllter Gang.

Die Grabungsstelle lag vor 465 Millionen Jahren auf dem Kleinkontinent Avalonia, zu dem die Kerne von Norddeutschland, Belgien, Zentralengland, Zentralirland Neufundland, und Nova Scotia gehörten. Avalonia lag auf der Südhalbkugel der Erde, etwa auf der geographischen Breite von Süd-Feuerland. Im frühen Ordovizium trennte sich Avalonia vom Südkontinent Gondwana, der aus Afrika, Südamerika, Antarktis, Indien, Nord- und Südchina bestand, um im Unter-Devon dann mit Laurussia, welches aus Nordamerika, Grönland, Skandinavien, Baltikum bestand, zu kollidieren.

Pressekontakt:
Bianca Fialla, LWL-Museum für Naturkunde, Telefon: 0251 591-6066 und Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Trilobit Selenopeltis. Das Fossil hat eine Höhe von 10 mm.
Foto: LWL/Klaas


Foto zur Mitteilung
Entnahme der horizontierten Proben auf der Grabung.
Foto: LWL/Schöllmann


Foto zur Mitteilung
Spalten der horizontiert entnommenen Proben und Untersuchung auf Fossilien.
Foto: LWL/Schöllmann



Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



Das Presseforum des Landschaftsverbandes im Internet: https://www.lwl.org/pressemitteilungen