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Presse-Infos | Kultur

Mitteilung vom 05.01.11

Material im Wandel
Neue Alchemie: Von Vogelkäfig zu Vogelnest

Münster (lwl). In der Sonderausstellung ¿Neue Alchemie. Kunst der Gegenwart nach Beuys¿ (bis 16. Januar 2011) zeigt das LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster elf Positionen zeitgenössischer Kunst, die ästhetische und inhaltliche Kategorien von Joseph Beuys aufgreifen. Diese junge Künstlergeneration beschwört die Kraft des Ursprünglichen, der Natur, der Energie und des Irrationalen und schafft Werke aus Materialien wie Ton, Gips, Holz und Ästen, Metallen, Steinen, verschiedenen Tiermaterialien und Textilien. In einer Serie stellt das Landesmuseum des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) ausgewählte Exponate vor.

Man muss ganz nah rangehen, um den Witz der Collagen von Björn Braun zu erfassen: Der Künstler hat Abbildungen aus Reiseführern und antiquarischen Büchern genommen, die idyllische Landschaften, meist Bergwelten, und friedliche Dörfer zeigen. Sie geben ein nostalgisches Bild des Daseins wieder, das den realen Lebenserfahrungen in der globalisierten Welt zu widersprechen scheint. Björn Braun manipuliert diese Bilder, indem er Motive entfernt oder hinzufügt. Das Muster eines Fachwerkhauses schmückt plötzlich das Kleid der Frau, die mit einem Mann vor dem Haus posiert. Braun benutzt dabei stets nur das vorhandene Material: Es wird nichts Fremdes hinzugefügt, aber auch nichts endgültig entfernt ¿ aus jeder Zerstörung entsteht etwas Neues. Neben der Veränderung des Äußeren greift der Künstler, der in Karlsruhe lebt, aber vor allem in die sinnhafte und inhaltliche Ebene ein. Immer wieder tauchen dabei Symbole von Heimat und Sesshaftigkeit auf, etwa Häuser und Hütten, aber auch Stühle und Bänke. Es sind Orte des Rückzugs, der Ruhe und des Schutzes ¿ Orte also, die in unseren hektischen Zeiten, in denen das bewusste Ausruhen und Innehalten nur noch wenig Platz findet, immer notwendiger erscheinen.

Dem Thema Behausung widmet sich Braun auch aus einer ganz anderen Perspektive mit einer Installation, die aus einem Vogelkäfig entstanden ist. Es ist schon etwas paradox: Der Mensch erfreut sich an der Natur, indem er sich einen Vogel als Haustier hält. Doch anstatt ihm eine angemessene Wohnung zu schaffen, gibt er dem Vogel einen Käfig in der Form eines typischerweise von Menschen bewohnten Hauses. Björn Braun hat dem Käfig einzelne Streben entnommen und daraus ein Vogelnest gebaut, das sich wie eine Schutzzone, ein privater Rückzugsraum im Käfig befindet. Das zwiespältige Verhältnis von Natur und Kultur könnte nicht anschaulicher dargestellt werden.


Weitere Informationen unter http://www.lwl-landesmuseum-muenster.de.


Pressekontakt:
Nina Heinrich, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Telefon: 0251 5907-209, nina.heinrich@lwl.org und Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Dem Vogel ein angemessenes Haus zu schaffen: Eine Lösung zeigt Björn Braun mit dieser Installation.
Foto:LWL



Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



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