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Presse-Infos | Kultur

Mitteilung vom 03.06.09

Zylinder, Strohhut und Pelzmütze
LWL-Industriemuseum zeigt "Hut & Co" in Lage

Lage (lwl). 150 Jahre Hutgeschichte(n) erzählt eine Ausstellung, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ab Sonntag, 7. Juni, in seinem Ziegeleimuseum in Lage zeigt. Unter dem Titel ¿Hut & Co.¿ können die Besucher bis 31. Oktober im LWL-Industriemuseum einen Streifzug durch die Modegeschichte und die Geschichte der Hutherstellung unternehmen.

200 Exponate ¿ von der einfachen Schiebermütze bis zum eleganten Damenhut mit Federschmuck ¿ sind in Lage zu sehen. "Viele Exemplare stehen auch für ein Stück Sozialgeschichte¿, erklärt LWL-Museumsleiter Kulke. Beim Kaffeeklatsch zum Beispiel verharrten Hüte aus gutem Grund auf den Köpfen der Damen, schließlich war der Frisörbesuch lange Zeit ein teures Unterfangen. Und der Zylinder, der heute allenfalls noch als feierliches Accessoire zum Ball oder zur Beerdigung getragen wird, war im 18. Jahrhundert ein Symbol für eine freiheitliche Gesinnung. Die Schiebermütze schützte die Arbeiter vor dem allgegenwärtigen Staub und Schmutz z.B. in der Weberei. Der breitrandige Strohhut bewahrte die elegante Dame des 19. Jahrhunderts vor einer unerwünschten Bräunung des Teints.

Hüte haben darüber hinaus ihre eigene Symbolik und Zeichenhaftigkeit. Kulke: "Ob es um soziale Unterschiede oder um das Spiel der Geschlechter geht, um Zugehörigkeit zu bestimmten Berufsständen oder unterschiedlichen Jugendszenen - immer wieder sind es Kopfbedeckungen, die unmissverständlich Zeichen setzen.¿ Hüte sind eingebunden in gesellschaftliche Umgangsformen und Rituale. Das betrifft vor allem den Männerhut: eine Geste der Höflichkeit, wenn der Herr zum Gruß den Hut lüpft. Zahlreiche Redensarten zeugen noch heute von seiner bedeutsamen Rolle: "Hut ab" - wird immer noch als Ausdruck von Respekt und Hochachtung verstanden, auch von demjenigen, der noch nie einen Hut getragen hat.

Neben Mode- und Symbolfragen geht es in der Ausstellung auch um die Hut-Herstellung. Zahlreiche Exponate aus der Produktion wie unterschiedliche Hutformen und -dämpfer sowie eine Fotostrecke von Lorenz Kienzle aus einer Hutfabrik in Guben - einst ein Zentrum der deutschen Hutindustrie - geben Einblicke in den Fertigungsprozess. Seidenbänder in allen farblichen Schattierungen, Federn, Vögel, Blumen und Hutnadeln aus 150 Jahren lassen die Kunst der Putzmacherin lebendig werden. Manche Kopfbedeckung dürfen Besucher auch selbst aufsetzen. Kulke: "Wer selbst einmal ausprobieren möchte, wie ihm zum Beispiel ein Zweispitz im Stil Napoleons steht, hat bei uns Gelegenheit dazu."

Die Ausstellung, die im LWL-Textilmuseum Bocholt (Kreis Borken) in Zusammenarbeit mit dem LVR-Industriemuseum in Ratingen entstanden ist, wird in Lage durch viele regionale Hüte und Hutgeschichten ergänzt. Einzigartige Exponate stellte das Langser Modegeschäft Pohle zur Verfügung. Bereits 1877 gründete der aus Reick bei Dresden stammende Hutmacher Hermann-Richard Pohle dieses Geschäft in der Langen Straße. In einer eigenen Vitrine können die Besucher jetzt alte Hutschachteln, Formen zur Hutherstellung und historische Fotos eines der ältesten Lagenser Geschäfte bewundern.

Viele spannende Geschichten erzählen auch die vielen Hüte, die dem Museum in den letzten Wochen von Menschen aus der Region zur Verfügung gestellt wurden. Der alte Strohhut der Mutter, der Zylinder aus dem Nachlass des Großvaters, die Pelzmütze die sich noch auf dem Dachboden fand.

Ein ganz besonderer Fund waren auch zwei Hutformen. Sie stammen aus dem ehemaligen jüdischen Geschäft Spanier in Bünde und dürften zu den letzten dinglichen Erinnerungen an diese Familie gehören.

Hut und Co. 150 Jahre Hutgeschichte(n)
7.6. bis 31.10.2009
LWL-Industriemuseum
Ziegeleimuseum Lage
Sprikernheide 77, 32791 Lage
Geöffnet Di - So 10 -18 Uhr

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.

Pressekontakt:
Christiane Spänhoff, LWL-Industriemuseum, Telefon: 0231 6961-127 und Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Gut behütet zeigt sich diese Damengruppe in den 1960er Jahren in der Öffentlichkeit.
Foto: LWL


Foto zur Mitteilung
Formziehen in der Hutfabrik Guben an der Neiße. Aufnahme von 1999, dem Jahr der Fabrikstilllegung.
Foto: LWL/Lorenz Kienzle


Foto zur Mitteilung
Schick - mal mit, mal ohne Krempe. Hüte aus der Lagenser Ausstellung.
Foto: LVR-Industriemuseum



Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



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