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Presse-Infos | Kultur

Mitteilung vom 05.03.09

Schwere Kunst im Kloster Bentlage
LWL-Landesmuseum verleiht mittelalterliche Steinskulpturen

Rheine/Münster (lwl). Das Kloster Bentlage bei Rheine (Kreis Steinfurt) hat in der ersten Märzwoche gewichtige ¿Gäste¿ empfangen: Die Skulpturengruppe ¿Handwaschung Pilati¿ von Heinrich Brabender aus dem LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster ist eingetroffen. Die Steinskulpturen aus dem Museum des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe (LWL) sind nicht nur 1.200 Kilo schwer, auch bei der künstlerischen Qualität und ihrer Bedeutung für die Klostergeschichte sind die Leihgaben Schwergewichte.

Dass sich Pilatus mit seinen Begleitern jemals auf Reisen begeben würde, hätte man bis vor Kurzem nicht für möglich gehalten. Aber nun gab es keine Wahl. Das LWL-Landesmuseum erhält einen Neubau und während der Bauzeit müssen alle Skulpturen die Baustelle verlassen. Pilatus in dieser Zeit in Bentlage zu präsentieren, war die Idee von Dr. Hermann Arnhold, Direktor des LWL-Landesmuseums in Münster. ¿Durch die Zusammenführung der ¿Handwaschung Pilati¿ mit den Lettnerfiguren aus Bentlage im mittelalterlichen Ambiente des Klosters sind die bedeutenden Werke auch während der Bauphase für die Öffentlichkeit zugänglich¿, erklärt er.

Als die Bentlager Kreuzherren im Jahre 1500 ihre Kirche mit Apostelfiguren schmücken wollten, vergaben sie den Auftrag an einen Bildhauer ihrer Region, den Münsteraner Heinrich Brabender. Mit ihrem Auftrag bewiesen die Kreuzherren Mut: die Bentlager Lettnerfiguren gelten als die frü-hesten erhaltenen Werke des Meisters. Die Qualität der ausgeführten Arbeiten gab ihnen Recht. Noch heute gelten die Apostelfiguren als Hauptwerke des ¿mester Hynrick Brabender, beldensnyder¿.

Ein wichtiges Kennzeichen der Bentlager Lettnerfiguren ist, dass Brabender sie als Sitzfiguren gestaltete. Dieses Motiv taucht auch bei der über 20 Jahre später geschaffenen ¿Handwaschung Pilati¿ wieder auf: Pilatus sitzt auf einem mächtigen Thronsessel, er wendet sich nach links, wohl in der Absicht, seine Hände ¿in Unschuld zu waschen¿.

Ob dies tatsächlich dargestellt war, ist heute nicht mehr bekannt. Denn im Frühjahr 1534 wurde die Statuengruppe von Wiedertäufern in Stücke geschlagen und als Füllmaterial für die Schanzen der Befestigungsanlage von Münster verwendet, mit denen sich die Rebellen vor den herannahenden Truppen des Bischofs von Münster schützen wollten. Im Jahr 1897/98 wurden sie bei einer archäologischen Ausgrabung wieder entdeckt. Neben Pilatus wurden die Statue des dornengekrönten Christus und Fragmente verschiedener Assistenzfiguren gefunden. Seither waren sie im LWL-Landesmuseum in Münster ausgestellt.

Neben den Skulpturen werden demnächst weitere Kunstwerke von Münster nach Rheine für eine Museumspräsentation ausgelagert, die ab August die Klosterbesucher erwartet. Unter dem Titel ¿Der Blick in die Moderne¿ werden rund 40 Werke der klassischen Moderne aus dem LWL-Landesmuseum in der ehemaligen Klosteranlage gezeigt.

Veranstaltungshinweis
Am Tag der offenen Tür im Kloster Bentlage, am 29. März um 11 Uhr, werden Dr. Beilmann-Schöner, Leiterin des Museums Kloster Bentlage, und Dr. Hermann Arnhold, Direktor des LWL-Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte, die ¿gewichtigen Gäste¿ in einem Salongespräch der Öffentlichkeit vorstellen.

Pressekontakt:
Claudia Miklis, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Telefon: 0251 5907-168 und Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



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Foto zur Mitteilung
Nach ihrem Transport vom LWL-Landesmuseum ist die Christus-Pilatus-Gruppe sicher im Kloster Bentlage angekommen.
Foto: Kloster Bentlage



Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



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