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Presse-Infos | Kultur

Mitteilung vom 08.02.08

Von der Kontaktanzeige anno 1738 bis zum Internet-Chat
LWL-Industriemuseum zeigt Ausstellung ¿liebe.komm - Botschaften des Herzens¿

Lage (lwl). ¿Mausilein¿ und ¿Schnurzelputz¿, ¿Augenstern¿ und ¿Bärchen¿ - Liebende sprechen ihre eigene Sprache. Liebe gesagt, geschrieben, gemailt ... um Botschaften des Herzens dreht sich die Sonderausstellung ¿liebe.komm¿, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am Sonntag (10.02.) um 11 Uhr in seinem Industriemuseum in Lage (Kreis Lippe) eröffnet (bis 18. Mai 2008). Die vom Museum für Kommunikation in Frankfurt entwickelte Ausstellung wurde bereits in Frankfurt, Nürnberg, Hamburg, Berlin und Hattingen gezeigt.

Thema Liebe im Ziegeleimuseum? ¿Das passt durchaus zusammen¿, meint LWL-Museumsleiter Willi Kulke. Die lippischen Ziegler zogen im Führjahr zu Tausenden in die Fremde, um dort bis zum Herbst zu arbeiten. Zurück ließen sie ihre Familie. Nur mittels Briefen hielten sie Kontakt zu ihren Frauen. Besuche schlossen sich durch die große Entfernungen aus. Aber auch in der Fremde schlossen die lippischen Ziegler manche zarte Bande. Beliebt waren sie bei der einheimischen männlichen Jugend deshalb sicher nicht. Die Ausstellung ¿liebe.komm ¿ Botschaften des Herzens¿ ergänzt so die Dauerausstellung um weitere Aspekte dieses immer aktuellen Themas.

Was genau erwartet die Gäste der Ausstellung? Bei ¿liebe.komm¿ geht¿s immer um die gleiche Botschaft. Nur die Wege, die diese Botschaften des Herzens nehmen, haben sich in den letzten 250 Jahren dramatisch verändert. Ob von Angesicht zu Angesicht oder über Medien aller Art - mit viel Phantasie und Leidenschaft versuchen Liebende auf verschiedene Weise ihre Gefühle in eine mitteilbare Form zu bringen. Diese Versuche verfolgt die Ausstellung, indem die verschiedenen Phasen im Ablauf einer Liebesbeziehung vom ersten Kennenlernen bis hin zum Beziehungsalltag mitsamt der Beziehungskrise in sieben Szenen nachgezeichnet werden.

Szene 1: Liebesbilder - Von Herz und Schmerz

Zu Beginn der Ausstellung begrüßt Liebesgott Amor den Besucher. Getroffen von seinem Pfeil beginnt die Liebe und lässt zugleich spüren, dass zur ihr oft auch der Schmerz gehört. Zahlreiche Bilder und Texte prägen die Vorstellung von der Liebe. In der klassischen Literatur wie im Groschenroman sind ihr unzählige Texte gewidmet. Eine Auswahl an Liebesgaben, überwiegend in Herzform, führt die Bedeutung der Liebe im alltäglichen Leben einst und jetzt vor Augen.

Szene 2: Liebeschemie - Im Dschungel des Unbewussten

Für die Beziehung zweier Menschen sind oft die ersten Sekunden einer Begegnung entscheidend. Die Kommunikation läuft zuerst über unsere Sinnesorgane. Drei Installationen zu den Themen ¿Sehen¿, ¿Hören¿ und ¿Riechen¿ regen den Besucher an zu testen, wie er sich ein Bild von einer Person macht, bei wem er ¿ganz Ohr¿ ist oder ob er jemand womöglich ¿nicht riechen kann¿.

Szene 3: Liebessehnsucht - Begehren und Bekommen

Die große Liebe zu finden, ist wohl einer der sehnlichsten Wünsche eines jeden Menschen. Doch wie an den richtigen Partner kommen? Das ist durchaus kein neues Problem. Die erste Kontaktanzeige Deutschlands erschien 1738, bereits seit 1750 kann man in Büchern Rat zum Verfassen von Liebesbriefen suchen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts konnte in bestimmten Cafés der Kontakt von Tisch zu Tisch mit optischen Telegraphen, später mit Tischtelefonen hergestellt werden. Heutzutage muss sich der Kontaktsuchende zum Flirten nicht einmal mehr aus dem Haus bewegen. Per Chat im Internet lässt sich das bequem vom heimischen Computer erledigen.

Kontaktsuchende Ausstellungsbesucher können ihre Nachricht in einem ¿Nachbau¿ der Bräutigamseiche deponieren. Das Original steht in der Nähe der holsteinischen Stadt Eutin und dient seit 1891 als Heiratsvermittler. Partnersuchende legen ihre Anzeige hinein und hoffen, dass der oder die Richtige vorbei kommt und sie liest. Die Bräutigamseiche hat inzwischen sogar eine eigene Postadresse.


Szene 4: Liebesglück - Im siebten Himmel

Zwei Verliebte, die einander gefunden haben, möchten sich richtig kennen lernen. Gerade in dieser Phase sind Briefe ein beliebtes Medium, sich dem anderen mitzuteilen und sich zugleich selbst über seine Gefühle klar zu werden. Das gilt auch für Liebende, die keine Möglichkeit haben, ein gemeinsames Leben zu führen, wie ein Brief von Goethe an die verheiratete Charlotte von Stein dokumentiert. Kafkas Briefwechsel mit seiner Verlobten Felice Bauer ist berühmt geworden und hat andere Briefschreiber inspiriert. Und der Brief einer Martha an ihren Partner Heinz über die Frage, wer nun wann und warum böse auf den anderen ist, kommt so manchem Besucher vermutlich irgendwie vertraut vor.

Die heute so beliebten SMS lassen Gefühlskommunikation über große oder kleine Distanzen quasi in Echtzeit erfolgen: ¿Ich denke jetzt gerade in diesem Augenblick an dich!¿ So vermittelt sich das Gefühl von sprichwörtlicher Verbundenheit, wie es auch ein Telefonat schafft, ohne jedoch den Wunsch nach wirklicher Nähe stillen zu können.

Szene 5: Liebesbande - Wir sind ein Paar

Die erste Phase einer Liebesbeziehung ist vorwiegend von der Kommunikation zwischen den Liebenden geprägt, aber irgendwann folgt der Schritt in die Öffentlichkeit: Wir lieben uns und alle sollen es wissen. Exemplarisch symbolisieren verschiedene Paare Wege, eine Liebesbeziehung in die Öffentlichkeit zu tragen: durch Freundschaftsbändchen und Tattoos als moderne Variante oder über die Medien wie Rudolf Scharping und die Gräfin Pilati-Borggreve. Die Möglichkeit der Ehe steht mittlerweile auch homosexuellen Paaren offen und ein Hochzeitsalbum mit Ankündigungen, Einladungen, Gratulations-Telegrammen und schließlich der Rechnung der Feier zeigt, was im Jahr 1904 alles mit einer Eheschließung verbunden war. Die Ferntrauung schließlich steht für Kriegszeiten.

Der Zusammenschnitt privater Hochzeitsvideos der Künstlerin Claudia Müller-Hermann führt dem Besucher Variationen des immer wieder Gleichen vor Augen, und entspannt auf einem Bett dahingestreckt kann er schließlich die schönsten Filmliebesszenen genießen.

Szene 6: Liebesalltag - oft nah und doch fern

Liebe bedarf der Kommunikation, um die gegenseitige Nähe und Intimität zu erhalten. Ein Konvolut von Kühlschrankzetteln zeugt davon, wie Paare durch eine Unzahl von Notizen ihre innige Beziehung ausdrücken, indem sie sich Lob, Bestätigung und Aufmunterung schenken. Kodierte Postkarten aus der Zeit um 1900 vermitteln einen Eindruck, wie ein Liebespaar trotz dieses öffentlichen Mediums eine sehr intime Verständigung pflegen konnte. Die schriftliche Liebeskorrespondenz, die zeitweilig auszusterben schien, erlebt durch die Popularität der E-Mail eine neue Blütezeit. Zwei umfangreiche E-Mail-Korrespondenzen geben Einblick, wie Paare über weite Distanzen, Deutschland-Amerika und Deutschland-Georgien, ihre Beziehung gepflegt haben.

Szene 7: Liebesleid - Happy End oder Neuanfang?

Kaum eine Liebe ist krisenfrei. Die Versuchung des Seitensprungs lockt und so fehlt auch in der Ausstellung nicht der Blick in die verbotene Zone des Fremdgehens. In der Krise steigt das Bedürfnis nach Austausch und Auseinandersetzung extrem an, doch damit auch die Zahl missglückter Kommunikationsversuche. ¿Du kannst mich einfach nicht verstehen!¿, ein häufig gehörter Ausspruch, der es sogar schon auf einen Buchtitel geschafft hat. Therapeuten, gedruckte Ratgeber, Briefkastentanten bieten mehr oder weniger seriöse Abhilfe. Und doch bleibt am Ende oft nicht mehr übrig als ein Abschiedsbrief, ein Häufchen zerrissene Liebesbriefe und manchmal ein Scheidungsurteil. Die Ausstellung überlässt es der Phantasie des Besucher, was nach dem Wechselbad der Gefühle folgt: Der Rundgang endet im Happy-End oder führt ihn wieder zum Beginn zurück.


Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der zum Preis von 19,80 ¿ im Museum erhältlich ist. (Buchhandel und Versand 34,80 ¿)


Rahmenprogramm

14. Februar
14.00 Uhr + 15.30
Kostenlose Führung durch die Ausstellung
Die Museumsmitarbeiterin Margret Höwing liest ihnen ihr Liebesglück aus den Karten
(nur Museumseintritt)

17. Februar + 20. April
14.00 Uhr
Liebesglück, Liebesleid
Die Wahrsagerin Esmeralda liest die Zukunft ihrer Liebe aus dem Kaffeesatz

23. Februar + 22. März
14 ¿ 17 Uhr
Scheherazade erzählt
Während Kinder im Alter von 5 - 10 Jahren Geschichten aus 1001 Nacht hören, gestalten sie mit vielfältigen Materialien (Schmucksteinen, Glimmer,,) schöne Bilder dazu. Bei Kerzenschein und dem Duft der Aromalampe trinken wir Wintertee und essen selbst gebackene Waffeln. Anmeldung erforderlich! Kosten inkl. Material 5,- Euro

24. Februar
14.00 Uhr
Kommunikation zwischen Geige und Cello
Monika von Bülow (Violoncello) Anne Jungsblut (Violine)

01. März + 29. März
14 ¿ 17 Uhr
Liebe.komm
Von Liebeszauber und Herzensangelegenheiten
Gemeinsam mit der Museumspädagogin Annette Zyros töpfert ihr Amulette, Engel oder herzige Dosen. Es werden Märchen und Geschichten erzählt, die zu Herzen gehen. Für Kinder im Alter von 7 ¿ 11 Jahren. Anmeldung erforderlich! Kosten inkl. Material 5,- Euro

09. März
14.00 Uhr
La Lucía (Flamencotanz ) y José Martin (Gitarre)
La Lucía und José Martin zeigen die Tiefe und Vielfalt des ¿Flamenco puro¿. Er vermag ebenso Lebensfreude auszudrücken wie heitere Melancholie, mitreißend kraftvoll, ernsthaft verhalten, spöttisch und explosiv, in die Erde stampfend und in den Himmel greifend. Museumseintritt.

16. März
14.00 Uhr
Liebe.komm: Liebeslieder des 20. Jahrhunderts
Mit dem ¿Duo "Nimm Zwei" bestehend aus: Hans-Jörg Kühne (Saxophone) und Gunter Fels (Keyboard, Gitarre, Gesang). Museumseintritt.

30. März
14 ¿ 17 Uhr
Tunnel-Theater
Szenen zur AusWEGlosigkeit der LIEBE
In drei kurzen Szenen stellt das Tunnel-Theater Bielefeld Paare vor, die sich in den Fängen der Liebe aufreiben: Ein handfester Streit, eine Szene absurder Liebesdramatik und eine ernüchternd-komische Darstellung eines alternden Liebespaares. Museumseintritt

05. April + 19. April
14 ¿ 17 Uhr
Liebe, Freundschaft, Schmetterlinge.
Kinder und Jugendliche im Alter von 10 - 14 Jahren gestalten Freundschaftsarmbänder, während eine Geschichte über Liebe und Freundschaft vorgelesen wird. In der Pause hören wir Liebeslieder.

13. April
14.00 Uhr
Die wilden Hühner und die Liebe
Die Sache mit der Liebe ist gar nicht so einfach. Das müssen auch Sprotte, Frieda, Melanie, Wilma und Trude erfahren. Alle ¿Wilden Hühner¿ haben mit diesem verflixten Gefühl zu tun. Dabei müssen die Hühner lernen, dass Liebe nicht unbedingt immer was mit Jungs zu tun hat! Museumseintritt.

Pressekontakt:
Christiane Spänhoff, LWL-Industriemuseum, Tel. 0231 6961-127 und Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
¿Wann werden wir uns wiedersehen?¿, Postkarte aus den 1930er Jahren.
Foto: Museum für Kommunikation Frankfurt


Foto zur Mitteilung
Bezugsscheinfreie Küsse¿, Karrikatur um 1916.
Foto: Museum für Kommunikation Frankfurt


Foto zur Mitteilung
Postillon d¿amour, Porzellanfigur aus Meißen, um 1900.
Foto: Museum für Kommunikation Frankfurt



Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



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