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Presse-Infos | Kultur

Mitteilung vom 14.01.08

Bewegte Zeiten
Eine Filmreihe zeigt die 68er in Münster und Westfalen

Münster (lwl). Zum 40. Mal jähren sich in diesem Jahr die Proteste der Studentenbewegung. Längst sind die ¿68er¿ zum Mythos geworden: Slogans wie ¿Unter den Talaren Muff von 1000 Jahren¿ und medienwirksame Bilder wie die Auftritte der K1-Kommunarden oder das Foto des erschossenen Benno Ohnesorg haben sich tief in das kollektive Gedächtnis der Bundesrepublik eingebrannt.

Die 40. Wiederkehr von ¿1968¿ wollen der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und der Geschichtsort Villa ten Hompel in Zusammenarbeit mit dem Programmkino Cinema, dem Stadtmuseum Münster und dem WDR Studio Münster zum Anlass für eine filmische Retrospektive dieses Epochenereignisses nehmen. An sechs Abenden werden vom 21. Januar bis 23. April Filme gezeigt, die um 1968 entstanden und heute Zeitzeugnisse dieser bewegten Jahre sind.

¿In der historischen Deutung gilt die Studentenbewegung des Jahres 1968 inzwischen als Hochwassermarke eines breiten Um- und Aufbruchs, der die westliche Welt tiefgreifend verändert hat¿, erläutert Dr. Markus Köster, Leiter des LWL-Medienzentrums für Westfalen, der die Reihe zusammen mit Christoph Spieker vom Geschichtsort Villa ten Hompel konzipiert hat.

¿Unsere Reihe will zeigen, wie die 68er auch in der westfälischen Provinz die heile bürgerliche Welt ins Wanken brachten - ohne sie freilich einstürzen zu lassen.¿ Drei Veranstaltungen der Reihe sind Spielfilmen gewidmet, die anderen drei zeigen Dokumentar- und Amateurfilme, die sämtlich im Westfalen der ausgehenden 1960er gedreht wurden. ¿Sie verweisen¿, so Christoph Spieker, ¿auf ein Stück Gegenöffentlichkeit in der Region, die sich unter anderem in der Konfrontation mit der NS-Vergangenheit, neuen Geschlechterrollen, einer veränderten Jugendkultur und einer expressiven Sexualität spiegelte.¿

Hintergrund: Das Programm

Den Anfang macht am 21. Januar im LWL-Medienzentrum Ulrich Schamonis ¿Alle Jahre wieder¿: Dieser heute zum Kultfilm avancierte Streifen entwirft ein ironisches Sittengemälde der münsterschen Gesellschaft und macht dabei die ganze Brüchigkeit des katholisch-bürgerlichen Milieus der Stadt am Vorabend der 68er sichtbar.

Eine echte Wiederentdeckung ist die WDR-Produktion ¿Zwischen Kreuz und Hakenkreuz¿, die am 11. Februar in der Villa ten Hompel vorgestellt wird. Zwei Jahre nach Schamoni warf der Fernsehjournalist Olrik Breckoff einen polemischen, aber sehr scharfsichtigen Blick auf den Umgang der Münsteraner mit der NS-Vergangenheit ihrer Stadt. ¿Breckoffs Dokumentation ist ein ganz außergewöhnliches Zeitdokument¿, macht Christoph Spieker neugierig auf den lange fast vergessenen Film. Zeige er doch, wie selbstverständlich einerseits die ehemaligen NS-Funktionäre sich auch über 20 Jahre nach dem Untergang des ¿Dritten Reiches¿ noch als honorige Bürger der Stadt darstellten und wie sehr andererseits das Gros der befragten Bewohner jede Auseinandersetzung mit der lokalen Geschichte jener zwölf braunen Jahre gescheut habe.

Dass die von den Metropolen ausgehende Revolte der 68er auch an Münsters Uni für wilde Zeiten sorgte und nicht nur von den Studierenden, sondern auch von den Münsteranern intensiv wahrgenommen und diskutiert wurde, zeigt eine Collage von Filmen aus dem Archiv des WDR, die Dr. Axel Schollmeier und Markus Schröder am 10. März parallel zur Fotoausstellung ¿Die wilden Jahre¿ im Stadtmuseum Münster präsentieren.

Als Kontraste zu den Bildern vom Aufbegehren der münsterschen Studenten wirken Polizeilehrfilme, die am 23. April in der Villa ten Hompel vorgestellt werden. Die Filme geben anschaulich Aufschluss über die Feindbilder und Strategien, die die staatliche Ordnungsmacht angesichts der Herausforderung durch die außerparlamentarische Opposition entwickelte.

Das Programmkino Cinema ist im Rahmen der Reihe am 25. Februar und 7. April Aufführungsort zweier Spielfilme: Peter Fleischmanns ¿Jagdszenen aus Niederbayern¿ (1968) über einen schwulen Außenseiter in einem bayrischen Dorf sowie Peter Zadeks ¿Ich bin ein Elefant, Madame¿ (1969), der vom Versuch der Primaner eines Bremer Gymnasiums erzählt, die autoritär strukturiere Schule demokratisch umzukrempeln. Beide Kinofilme lenken den Blick über Westfalen hinaus. ¿Sie zeigen aber gleichfalls¿- so Christine Müh vom Cinema, ¿wie scharf Protest und Beharung, Aufbruch und Repression am Ende der sechziger Jahre aufeinander trafen.¿

Alle sechs Filmpräsentationen werden von fachkundigen Referenten zeit- und filmhistorisch eingeordnet. Darüber hinaus sollen ausgewählte Zeitzeugen die Geschichte und Geschichten der 68er vergegenwärtigen. ¿Das Programm richtet sich an alle, die mehr über diese bewegte Zeit und ihre Filme erfahren wollen und natürlich auch an jene, die damals selbst dabei gewesen sind.¿ Gespräche und Diskussionen sind ausdrücklich erwünscht,¿ betont Markus Köster.

Die Filmforen beginnen jeweils um 20 Uhr; der Eintritt zu den beiden Spielfilmen im Cinema beträgt 6,50 Euro, für die übrigen Abende ist er frei.

Die Filmforen im Überblick:

Montag, 21. Januar: Alle Jahre wieder,
LWL-Medienzentrum für Westfalen, Fürstenbergstr. 14

Montag, 11. Februar, 20 Uhr Zwischen Kreuz und Hakenkreuz,
Geschichtsort Villa ten Hompel, Kaiser-Wilhelm-Ring 28

Montag, 25. Februar, 20 Uhr Jagdszenen aus Niederbayern
Cinema, Warendorfer Str. 45-47

Montag, 10. März, 20 Uhr Wilde Zeiten in Münster
Stadtmuseum Münster, Salzstr. 28

Montag, 7. April, 20 Uhr Ich bin ein Elefant, Madame
Cinema, Warendorfer Str. 45-47

Mittwoch, 23. April, 20 Uhr Polizei und 1968
Geschichtsort Villa ten Hompel, Kaiser-Wilhelm-Ring 28

Alle Infos auch unter www.lwl-medienzentrum.de oder telefonisch 0251/591-3926.

Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org


Links:
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
¿Alle Jahre wieder¿ ¿ ein Film von Ulrich Schamoni aus dem Jahr 1967. Foto: LWL

Foto zur Mitteilung
Flower Power in Münster. Foto: Berthold Socha


Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



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