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Presse-Infos | Kultur

Mitteilung vom 15.10.07

¿Polnisch oder deutsch?¿ Spätaussiedler aus Polen sind seit den 1980er Jahren im Ruhrgebiet
Vortrag im LWL-Industriemuseum Zeche Hannover

Bochum (lwl). Bedingt durch die zunehmende Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage ließen sich zwischen 1980 und 1990 etwa eine Million Zuwanderer aus Polen in Deutschland nieder. Die Meisten von ihnen wurden als Spätaussiedler anerkannt. Sie behielten aber ihre kulturelle Identität. Mit der Zunahme der Einwanderer aus Polen wuchs ihr Bedürfnis, polnischsprachige Vereine zu gründen und ihre religiösen und kulturellen Bräuche zu leben.
Mit dem neuen Aufleben des polnischen kulturellen Lebens befasst sich seit längerem Dr. Veronika Grabe. In ihrem Vortrag am Donnerstag, den 18. Oktober, um 19.30 Uhr im LWL-Industriemuseum Zeche Hannover in Bochum zeigt sie die Entwicklung des polnischen Vereinslebens seit den 1990er Jahren auf. Außerdem stellt die Referentin die Frage nach der Rolle, die die polnischsprachigen Migranten im Bild des heutigen Ruhrgebietes spielen. Die Veranstaltung findet im Rahmen der Ausstellung ¿Westfalczycy ¿ Ruhrpolen¿ statt, die der Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL) noch bis zum 28. Oktober in Bochum zeigt. Die Ausstellung kann vor Beginn des Vortrages besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.

Dr. Veronika Grabe umreist historische und politische Begebenheiten nach dem 2. Weltkrieg in Polen und der BRD, die eine Ausreise in den Westen als Spätaussiedler ermöglichten. Bereits Anfang der 1970er Jahre eröffnete sich nach dem deutsch-polnischen Abkommen von 1970 und 1975 die Möglichkeit über die Familienzusammenführung nach Deutschland auszureisen. In dieser Zeit kamen die meisten Einwanderer aus Oberschlesien, wo etwa eine Million so genannte Autochthonen nach dem Zweiten Weltkrieg bleiben durfte, die sich weitgehend als Deutsche verstanden und zum überwiegenden Teil einigermaßen gut Deutsch sprachen. Die bestehende Praxis der Anerkennung der deutschstämmigen als Deutsche Staatsbürger aber auch eine liberale Zuwanderungspolitik gegenüber Migranten aus dem Ostblock hatten zur Folge, dass die Einwanderung aus Polen bis Ende der 1980er Jahre förmlich explodierte.

Dadurch, dass die Einwanderer an der eigenen kulturellen Identität festhielten, wie Dr. Veronika Grabe feststellt, wurden einerseits der bereits existierenden Organisationen der ¿alten Polonia¿ belebt, wie ¿Bund der Polen¿. Andererseits gründeten die Zuwanderer aus Polen neue Vereine, Verbände und Klubs. Dazu gehören u.a. der Polnische Kongress in Deutschland e.V. mit ca. 31 Organisationen. Die größte von ihnen ist die 1992 gegründete Polnische Medizinische Gesellschaft in Deutschland e.V. Zweitgrößter Verband im Kongress ist der Verband der Polnischsprachigen Juristen e.V. Seit 2005 ist der Verband Polnischer Sportklubs e.V. registriert.

Darüber hinaus spielen im Leben der Migranten polnischsprachige Medien eine wichtige Rolle. Außer Zeitungen und Zeitschriften gehören ebenfalls Radiosendungen in polnischer Sprache und polnische Seiten im Internet dazu. Polnische oder schlesische Geschäfte, Metzgereien und Restaurants gibt es in fast jeder Stadt des Ruhrgebiets.

Die Ausstellung ¿Westfalczycy ¿ Ruhrpolen¿ läuft noch bis 28. Oktober im LWL-Industriemuseum Zeche Hannover. Öffnungszeiten: Do 14-20 Uhr, Fr / Sa 14-18 Uhr, So 11-18 Uhr.

Pressekontakt:
Christiane Spänhoff, LWL-Industriemuseum, Tel. 0231 6961-127 und Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org



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Foto zur Mitteilung
Polnische Kinder beim Zechenfest auf Zollverein, 2004;
Fotograf: Foto Plonka (Privatbesitzt)


Foto zur Mitteilung
Restaurant Gdanska in Oberhausen.
Foto: Jerzy Uske (Privatbesitzt)



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