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Presse-Infos | Kultur

Mitteilung vom 09.09.07

Haus der jüdischen Familie Uhlmann aus Ovenhausen
ist im LWL-Freilichtmuseum Detmold ab Dienstag für Besucher geöffnet

Detmold (lwl). Der Aufbau des Hauses der jüdischen Familie Uhlmann aus Ovenhausen (Kreis Höxter) im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) ist abgeschlossen: Am Sonntag (09.09.) feierte der LWL die Eröffnung des Hauses, das ab Dienstag (12.09.) im ¿Paderborner Dorf¿ des Museums auch für Besucher zugänglich ist.

¿Das Fachwerkhaus bietet eine Klammer zu 200 Jahren jüdischer Geschichte in Westfalen - diese Hauseröffnung ist ein bedeutender Schritt für unsere gesamte Region¿, betonte LWL-Museumsleiter Dr. Jan Carstensen bei der Eröffnungsfeier. 1805 von Nachkommen des 1783 ermordeten jüdischen Händlers Soistmann Berend in Ovenhausen errichtet, wurde das Haus bis zur Deportation von Familie Uhlmann im Dezember 1941 durchgängig von jüdischen Familien bewohnt.

Der historische Kriminalfall von 1783 bildete zudem den historischen Hintergrund der bekannten Novelle ¿Die Judenbuche¿ von Annette von Droste-Hülshoff. Erbauer des Hauses war der jüdische Händler Bernd Soistmann, der sich ab 1808 Steilberg nannte.1885 erwarb die Familie Uhlmann das Haus. Bis zur Deportation durch die Nationalsozialisten im Dezember 1941 lebten ihre Nachfahren noch darin. Im ¿Paderborner Dorf¿ des Museums soll das Haus an den jüdischen Bevölkerungsanteil in westfälischen Dörfern erinnern.

Das Ovenhausener Haus war von seiner Erbauung 1805 bis 1941 ununterbrochen in jüdischem Besitz. ¿Es ist damit eines der letzten nahezu unverändert erhaltenen jüdischen Wohnhäuser in Westfalen - und das einzige, das in einem deutschen Freilichtmuseum zu sehen sein wird¿, betont Carstensen. Das LWL-Freilichtmuseum hat das Gebäude aus Ovenhausen mit Unterstützung des Landes NRW erworben, und schon der Transport des Hauses war spektakulär: Ein großer Tieflader brachte das Gebäude einschließlich Keller in mehreren großen Teilen von Ovenhausen nach Detmold.

Juden waren auch in Westfalen-Lippe ein selbstverständlicher Teil der ländlichen Bevölkerung - bis zu ihrer systematischen Verschleppung und Ermordung in der Zeit des Nationalsozialismus. In den größeren Dörfern des Paderborner und Corveyer Landes lebten zahlreiche Juden, die als Geschäftsleute, Viehhändler oder Schlachter eine wichtige Rolle im wirtschaftlichen Leben spielten. Gleichzeitig waren sie als Nachbarn geachtete Mitglieder der dörflichen Gemeinschaft, bis die Verfolgung während des Nationalsozialismus diese sozialen Beziehungen zerstörte.

Heute erinnern nur noch wenige ehemalige Synagogen oder Friedhöfe an die religiöse Kultur der ländlichen Juden, während ihre Wohn- und Alltagskultur allmählich in Vergessenheit zu geraten droht. ¿Mit dem ¿Haus Uhlmann¿ - wird dieser ländliche Bevölkerungsteil wieder seinen Platz in der westfälischen Kultur haben,¿ äußerte die Vorsitzende der Landschaftsversammlung, Maria Seifert, anlässlich der Einweihung.

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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Das Haus Uhlmann ist das einzige jüdische Wohnhaus in einem deutschen Freilichtmuseum.
Foto: LWL/Sagurna


Foto zur Mitteilung
Schablonenmalerei im Haus Uhlmann.
Foto: LWL/Sagurna



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