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Presse-Infos | Der LWL

Mitteilung vom 18.05.07

SILESIA VIVA ¿ Bergmännische Laienkunst aus Oberschlesien im LWL-Industriemuseum Zeche Zollern

Dortmund (lwl). Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert auf der Galerie der Industriearbeit in seinem Industriemuseum Zeche Zollern II/IV in Dortmund mehr als fünfzig Gemälde aus den Jahrzehnten zwischen 1950 und 1989. Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt mit dem Stadtgeschichtlichen Museum in Zabrze (Hindenburg), mit dem das LWL-Industriemuseum seit mehren Jahren freundschaftlich verbunden ist. Die Bilder von Laienmalern dokumentieren, wie grundlegende Wandlungen in der polnischen Wirtschaft ¿ namentlich der fortschreitende Niedergang des Steinkohlenbergbaus - den Charakter der oberschlesischen Landschaft und das kulturelle Selbstverständnis ihrer Bewohner nachhaltig veränderten.

Am Anfang der Ausstellung stehen Zechenansichten von einer etwas unterkühlten Sachlichkeit. Dann folgen Arbeitsbilder, bis hin zum Heimweg der Bergleute. Eine zweite Serie gibt Einblicke in die Lebenswelt von Bergmannsfamilien: Alltagsleben im Koloniehaus, Fußballturnier vor dem Zechenpanorama, Taubenzüchten, Billard- und Skatspiel. Die Gemälde beschränken sich nicht auf eine vermeintliche Idylle, sondern spiegeln auch soziale Spannungen und Konflikte wider: Bei einem Bergarbeiterstreik kommt es zu Rempeleien auf dem Zechengelände. Beim Trinkgelage in der Kolonie geht es hoch her. Im Siedlungshaus streitet der Bergmann mit seiner Ehefrau.

Mit viel Liebe zum Detail haben die Maler versucht, die Arbeits- und Lebenswelt wahrheitsgetreu wiederzugeben. Bei mancher ¿Ungeschicklichkeit¿ in der Form ist eine große Ernsthaftigkeit spürbar. Den Laienmalern ging es augenscheinlich weniger um künstlerischen Ehrgeiz als um Identifikation mit ihrem Arbeitsplatz und Wohnumfeld. Die Bilder wirken sehr ehrlich, gerade auch weil sie Schattenseiten nicht verschweigen.

In der Abteilung ¿Phantasiegemälde¿ wird ein Wunsch nach Flucht aus der tristen Realität deutlich. Der durch Monotonie geprägten Lebenswirklichkeit in kommunistischer Zeit wird eine romantisierende Traumwelt entgegengestellt: ländliches Idyll, aber auch völlig irreale Phantasien. Surreal
anmutende Fabelwesen bevölkern den Meeresgrund. Lachende Dinosaurier schlängeln durch tropisch anmutende Karbonwälder. Solche Motive haben aber durchaus ihren Bezug zur Bergbauthematik, da ja die Steinkohle ¿ in Oberschlesien wie im Ruhrrevier - bekanntlich in der Karbonzeit entstand. Montanindustrielle Symbolik spricht sich zudem aus mehreren Darstellungen der Heiligen Barbara, der Schutzheiligen der Bergleute. Der Barbara-Kult stammt ursprünglich aus Oberschlesien und wurde um 1900 vor allem durch schlesische Zuwanderer ins Ruhrgebiet gebracht.

Einige Darstellungen provozieren, verstören, machen nachdenklich. Die Gemälde laden zum intensiven Betrachten und zur kritischen Auseinandersetzung ein. SILESIA VIVA ist Teil eines aktuellen deutsch-polnischen Themenschwerpunkts im LWL-Industriemuseum. Weitere Sonderausstellungen dazu folgen im Sommer und Herbst 2007 in den LWL-Museums-Standorten Zeche Hannover in Bochum und Zeche Nachtigall in Witten.

Zur Eröffnung von SILESIA VIVA am Sonntag, 20.5.2007, um 11 Uhr wird Jadwiga Pawlas-Kos vom Stadtgeschichtlichen Museum Zabrze einen Einführungsvortrag halten. Pawlas-Kos hatte zusam-men mit Dr. Thomas Parent, dem stellvertretenden Direktor des LWL-Industriemuseums, auch die Projektleitung bei SILISIA VIVA. Das Ausstellungskonzept wurde von Norbert Diesing aus Oberhausen, einem freien Mitarbeiter des LWL-Museums erarbeitet und umgesetzt. SILESIA VIVA wird auf Zollern II/IV bis zum 26.8.2007 gezeigt. Am 3.6., 8.7. und 22.7.2007 werden öffentliche Ausstel-lungsführungen angeboten, die jeweils um 15 Uhr beginnen.

Pressekontakt:
Markus Fischer, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org



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Foto zur Mitteilung
In der Ausstellung Silesia Viva zeigt das LWL-Industriemuseum Bilder von Laienmalern aus Polen.
Foto: LWL/Hudemann



Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



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