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Presse-Infos | Der LWL

Mitteilung vom 18.05.06

Korrekturmeldung: Saurer Regen am Kölner Dom und wie Rinder Klima machen

Herne (lwl). Im Westfälischen Museum für Archäologie in Herne wird am 30. Mai die bisher größte Ausstellung in Deutschland über ¿Klima und Mensch¿ mit doppelt so vielen Exponaten wie geplant starten: Über 800 Ausstellungsstücke aus allen Kontinenten sollen jetzt sowohl die Anpassungsfähigkeit der Menschen, Tiere und Pflanzen über die Jahrtausende als auch die Wetter-Extreme vor sechs Millionen Jahren bis zu zukünftigen Hochwasserkatastrophen erlebbar machen (bis 30. Mai 2007). Das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) wird das ¿Leben in Extremen¿ auf 900 Quadratmetern präsentieren.

Wenn man zu den reich verzierten Spitzen des Kölner Domes schaut, erblickt man jahrhundertealte Steinmetzkunst, originale Zeugen von über 700 Jahren Geschichte. Original? Schön wär¿s, leider stammt keine einzige der Spitzen der gewaltigen Kirche mehr aus dem 13. oder den folgenden Jahrhunderten, als die Dombaumeister mit ihrem Werk begannen.

¿Der so genannte saure Regen, der durch die Auto- und Industrieabgase entsteht, ist in den vergangenen Jahrzehnten zu einem immer größeren Problem geworden. Er hat den weichen Drachenfelser Trachyt der Domspitzen einfach zerfressen¿, sagt Archäologin Julia Hallenkamp-Lumpe.

Die Wissenschaftlerin freut sich deswegen besonders darüber, dass eine originale Spitze des gotischen Domes aus dem späten 13. Jahrhundert in der Ausstellung ¿Klima und Mensch¿ im Westfälischen Museum für Archäologie in Herne zu sehen ist. ¿An ihr können wir sehr gut erkennen, wie der Mensch mit seinem Einfluss auf die Umwelt seine eigenen Bauwerke zerstören kann.¿

Das Beispiel des Domes ist auch aus einem anderen Grund einzigartig: Der Steinbruch, in dem das Material für die Domspitzen gewonnen wurde, steht mittlerweile unter Denkmalschutz. Einen Ersatz aus dem Original-Gestein wird es daher nicht mehr geben.

Der Kölner Dom ist zwar schon 700 Jahre alt, Umweltzerstörung ist aber ein noch viel älteres Thema, wie die Ausstellung in Herne zeigt. Einen großen Einschnitt setzen die Wissenschaftler in der Zeit vor etwa 12.000 Jahren, als im Nahen Osten die ersten Jäger und Sammler sesshaft wurden und begannen Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. ¿Mit jedem Entwicklungsschritt, den der Mensch seitdem gegangen ist, wurde sein Einfluss auf die Umwelt größer¿, berichtet Julia Hallenkamp-Lumpe. ¿Unsere Vorfahren reagierten nicht mehr nur auf die Umwelt, sondern griffen zunehmend aktiv ein.¿

In den ersten Jahrtausenden der Sesshaftigkeit lebte der Mensch noch weitgehend im Einklang mit der Natur. ¿Weil die Bevölkerungszahlen aber immer rascher stiegen, mussten die Menschen immer mehr Landschaft immer intensiver nutzen ¿ und damit veränderten sie die Landschaft auch.¿ Sie störten den Energie- und Wasseraustausch, vernichteten durch Brandrodungen die Wälder als natürliche Kohlenstoffspeicher und setzten diesen zugleich frei. Die Folge: Der Kohlenstoff reagiert mit dem Sauerstoff der Luft und verwandelt sich in Kohlendioxid, das den natürlichen Treibhauseffekt verstärkt. Nur ein Beispiel aus der Geschichte: ¿Die Menschen im alten Griechenland holzten vor über zweieinhalbtausend Jahren in Attika ganze Wälder ab, um eine Flotte gegen die Perser zu bauen¿, sagt die Archäologin.

Heute verändern ausgedehnte Städte durch ihre Wärmeausstrahlung sogar die lokalen Wind- und Niederschlagsverhältnisse. Mit weiteren Folgen: ¿Das so genannte Mikroklima riesiger Städte beeinflusst das Umlandklima, das wiederum das regionale Klima mitbestimmt¿, erklärt die Forscherin.

Seit der Industrialisierung im 18. Jahrhundert nutzt die Menschheit in vergleichsweise kurzer Zeit riesige Mengen der fossilen Energieträger Öl, Erdgas und Kohle, die sich über Millionen von Jahren angesammelt haben. Bei deren Verbrennung entsteht ebenfalls das Treibhausgas Kohlendioxid. Für den Treibhauseffekt ist zudem ein weiterer, ungewöhnlich erscheinender Faktor verantwortlich. ¿Mittlerweile beeinflussen wir sogar mit unserer Fleischproduktion das Klima¿, erklärt Julia Hallenkamp-Lumpe. ¿1,3 Milliarden Rinder weltweit erzeugen mit ihrer Verdauung zwölf Prozent aller Methangasemissionen auf der Welt. Das sind 115 Millionen Tonnen Treibhausgas ¿ genau soviel wie der gesamte Verkehr auf der ganzen Erde freisetzt.¿

Doch die Ausstellung in Herne zeigt auch aktuelle Beispiele für die vielen positiven Ansätze, Aktionen und Forschungen, die den Klimaschutz zum Ziel haben. So rief etwa die Kenianerin Wangari Maathai das ¿Green Belt Movement¿ ins Leben. Im Rahmen dieses größten, panafrikanischen Aufforstungsprojektes wurden seit 1977 mehr als 30 Millionen Bäume gepflanzt. Für dieses Engagement erhielt Maathai 2004 den Friedensnobelpreis. Die Begründung: Der Frieden auf der Welt hängt von der Bewahrung der Umwelt ab.

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft der Unesco und des NRW-Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers und ist ein Kooperationsprojekt mit der Nordrhein-Westfälischen Stiftung für Umwelt und Entwicklung. Sie wird außerdem gefördert von: Kulturstiftung Westfalen-Lippe, Gelsenwasser AG, ThyssenKrupp Steel AG, Schenker Deutschland AG, RWE Westfalen-Weser-Ems AG, Stadtwerke Herne AG, 1komma6 Multimediale Dienstleistungen GmbH, Bildungs- und Erziehungsstiftung der Herner Sparkasse, Herner Sparkasse, Schwing GmbH, Deutsche Steinkohle AG, Ter Hell Plastic GmbH, Germanwings GmbH, CareUnit AG, Deutsche Benkert GmbH & Co. KG, Reifen Stiebling GmbH, Dr.Hauschka Kosmetik/Wala Heilmittel GmbH, Bofrost Dienstleistungs GmbH und Co. KG, Sasol Germany GmbH, DB Regio NRW GmbH, Kulturinitiative Herne e.V., Stadt Herne, Stadtmarketing Herne GmbH, Stadt Herne, Verein der Freunde und Förderer des Westfälischen Museums für Archäologie e. V.

Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Historische Dampfmaschinen in Dortmund. Foto: LWL/Westfälisches Landesmedienzentrum

Foto zur Mitteilung
Diese Spitze des Kölner Doms kommt in die Ausstellung nach Herne. Foto: Dombauarchiv Köln


Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



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