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Presse-Infos | Der LWL

Mitteilung vom 28.04.06

Zwei Mammuts in Herne angekommen
Vorboten der Klima-Ausstellung


Herne (lwl). Wissenschaftler aus Russland bauen in Herne zur Zeit zwei Mammutskelette aus Russland auf. Die 3,50 Meter und zwei Meter großen Tiere lebten vor Jahrtausenden in Sibirien und in der Nähe von Moskau und werden ab 30. Mai in der bisher bundesweit größten Ausstellung ¿Klima und Mensch¿ im Westfälischen Museum für Archäologie in Herne zu sehen sein.

Die Mammutspezialisten Sergey Bolotin, Igor Novikov und Dmitri Lisitsyn vom Paläontologischen Institut der Russischen Akademie der Wissenschaften (Moskau) setzen die beiden Mammuts Stück für Stück im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) wieder zusammen. ¿Mammuts waren Anpassungskünstler, sie trotzten über Jahrtausende dem garstigsten Klima. Darum sind Mammuts ein wesentlicher Teil unser Schau¿, so die Museumsleiterin Dr. Barbara Rüschoff-Thale am Freitag (28.4.). Die Ausstellung soll sowohl die Anpassungsfähigkeit der Menschen, Tiere und Pflanzen über die Jahrtausende als auch die Klima-Extreme vor sechs Millionen Jahren bis zu zukünftigen Hochwasserkatastrophen erlebbar machen (bis 30. Mai 2007). Das LWL-Museum wird das ¿Leben in Extremen¿ auf 900 Quadratmetern mit über 800 bedeutenden Exponaten aus allen Kontinenten präsentieren.

Das Yuribey-Mammut
Mammuts lebten in der jüngsten Eiszeit bis vor 15.000 Jahren Mammuts in ganz Europa. Erst danach zogen sie sich in die kälteren Gebiete zurück. Das ¿Yuribey-Mammut¿ gehörte zu den letzten Mammuts des sibirischen Festlands. Das zwei Meter große und 3,50 Meter lange weibliche Tier wurde 1977 in der Nähe des Yuribey-Flusses in Sibirien gefunden. Vor rund 10.000 Jahren starb das Wollhaarmammut am Ende eines Sommers, wie man aus dem Inhalt von Magen und Darm rekonstruie-ren konnte. An den Hüften und am Bauch hat sich noch ein Stück Fell mit 40 bis 60 Zentimeter langen Haaren erhalten, am rechten hinteren Fuß sogar noch Fleisch und Haut.

Der Steppenelefant
Ein viel älterer, mindestens 230.000 Jahre alter Steppenelefant wurde 1990 in der Region um Moskau gefunden. Der 3,50 Meter große und sieben Meter lange Bulle wurde etwa 50 bis 60 Jahre alt. Schon vor 800.000 Jahren gab es seine Art, dessen Zähne perfekt an das harte Gras der eiszeitliche Steppe angepasst waren. Steppenelefanten, Vorläufer der Mammuts, lebten in den offenen Grassteppen im gesamten Norden Eurasiens.

Die Ausstellung
Die über 800 Exponate - vom zwei Millionen Jahre alten Steinwerkzeug aus Afrika bis zur aktuellen UV-Schutzkleidung aus Australien - spannen einen Bogen, der bis in die nächsten Jahrtausende reicht. Spektakuläre Funde verdeutlichen, wie stark sich Säugetiere und schließlich die Menschen - zum Beispiel während den langen Eiszeiten ¿ ihrer Umgebung und dem herrschenden Klima angepasst haben.

Museumsleiterin Dr. Barbara Rüschoff-Thale: ¿Es hat immer große Klimaschwankungen und Naturkatastrophen gegeben - auch ohne die Menschen. Aber erst seit 150 Jahren beeinflussen wir Menschen unser Klima massiv. Besonders diese großen Naturkatastrophen als Wendepunkte der Klimageschichte interessieren uns - bis hinein in die ungewisse Zukunft, denn nach neuesten Forschungen stehen wir wieder kurz vor einem extremen Klimawandel.¿

Auf der ersten Station der Ausstellung wird es grundsätzlich: Was ist eigentlich Klima und was ist dagegen das Wetter? Das tägliche Wetter mit Wolken, Sonnenschein oder Schnee nämlich, so lernt der Besucher, bedeutet für das Klima nur so viel wie ein einziger Ballkontakt in einem Fußballspiel für die gesamte Bundesligageschichte. Rüschoff-Thale: ¿Vorhersagen sind beim Wetter wie beim Fußball nur vage möglich. Einen Spielzug kann man voraussehen, das Ergebnis des nächsten Spiels abschätzen, aber den Ausgang der Liga erkennen wir meist erst einige Tage vor Saisonende.¿

Das Klima als treibende Kraft der Evolution begleitet den Museumsbesucher als ¿Klimakurve¿ auf seinem Gang durch die vergangenen sechs Millionen Jahre. Auf dem Boden aufgebracht sagt ihm die Klimakurve jeweils, welche Umwälzungen (¿6 Millionen Jahre vor Chr.: Das Mittelmeer läuft voll¿, ¿1400 bis 1850: Kleine Eiszeit in Europa - Hungersnöte¿) oder Katastrophen (¿365 n. Chr.: Ein Tsunami verwüstet Alexandria in Ägypten¿) das Leben auf der Erde beeinflusst haben. Die Besucher laufen zum Beispiel an versteinertem Laub vorüber, das in einem Herbst vor 220.000 Jahren gefallen ist. Oder sie sehen, wie die ersten aufrecht gehenden Menschen die sich ausbreitenden Savannen bevölkern.

Es geht vorbei an einer der wichtigsten Anpassungsleistungen der Menschen: Das Museum präsentiert die älteste bekannte Feuerstelle der Welt (Südafrika), an der sich Frühmenschen vor 1,6 Millionen Jahren wärmten und das erbeutete Aas brieten. Die Überlebenskünstler Neandertaler und moderner Mensch haben in der Ausstellungsinszenierung zwei Hauptrollen, weil sie es besonders gut verstanden, sich an die extremen Klimaschwankungen während der Eiszeiten anzupassen.

Was beim Neandertaler auf den Tisch kam ist ebenso Thema wie die Entwicklung seiner größten Beutetiere, der Mammuts. Auch Mammuts waren den Klimaschwankungen der Erde hervorragend angepasst, warum sie dennoch ausstarben, erklärt die Ausstellung.

Die Jagd und die Kunst der frühen Menschen veranschaulichen seltene Funde wie der älteste Bogen der Welt (aus Dänemark) oder die Venus von Kostenki (Russland) , eine der berühmtesten Venusfiguren der Welt, über 20.000 Jahre alt.

In der Neuzeit löst sich die Abhängigkeit des Menschen von Klima und Umwelt scheinbar auf und kehrt sich um: Der Mensch nimmt seit etwa 300 Jahren selbst Einfluss durch Wirtschaft und Städtebau auf Landschaften, ihren Wasser- und Wärmehaushalt. Der Mensch verbrennt Holz, Öl und Kohle in kaum vorstellbaren Mengen und greift in das komplizierte Klimasystem der Erde ein - mit nicht absehbaren Folgen. Das letzte Stück der Klimakurve führt den Besucher darum vorbei an den Tsu-namis und Hurrikanen der Gegenwart bis in die Zukunft (¿2010: Erderwärmung - in ganz Dänemark wird Weinanbau möglich sein?¿) und macht ihn mit den drei wichtigsten Klimamodellen bekannt.

Sonderausstellung ¿Klima und Mensch. Leben in Extremen¿: 30.Mai 2006 bis 30.Mai 2007
Westfälisches Museum für Archäologie

Europaplatz 1
44623 Herne
Tel.: 02323 94628-0

www.klimaundmensch.de
www.museum-herne.de

Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Wollhaarmammut und Steppenelefant werden für die Klima-Ausstellung in Herne aufgebaut.
Foto: LWL/Rathje



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