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Presse-Infos | Der LWL

Mitteilung vom 24.04.06

Brillante Bilder aus einer verblassten Zeit
LWL-Filmprojekt zeigt Münster zwischen den Kriegen


Münster (lwl). Als Reichspräsident Friedrich Ebert 1924 Münster besuchte, verfolgten ihn nicht nur unzählige Augenpaare, auch das Objektiv einer Filmkamera war auf ihn gerichtet. Kameras nahmen auch die Besuche der Reichskanzler Heinrich Brüning und Franz von Papen einige Jahre später auf. Brüning, Sohn der Stadt, war im Rahmen des Deutschen Katholikentages 1930 nach Münster gekommen, um mit rund 140.000 Teilnehmern an der Veranstaltung teilzunehmen, die bis heute als eine der eindrucksvollsten in der Stadtgeschichte gilt. Diese bewegenden Bilder fassen der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), das Stadtarchiv und der Stadtheimatbund Münster zu einem Filmporträt der Stadt Münster zwischen den Kriegen zusammen. Dazu suchen die Filmexperten des LWL-Landesmedienzentrums noch weiteres Filmmaterial aus der Weimarer Zeit.

Auch der Beginn des ¿Dritten Reiches¿ in der Hauptstadt Westfalens wurde auf Zelluloid festgehalten: Im Juli 1933 fand ein Gautreffen der National-Sozialistischen-Betriebszellen-Organisation statt, marschierten SA-Verbände vor dem hakenkreuzgeschmückten Schloss auf und kündeten vom Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft in Münster. Neben solchen Ereignissen hielten münstersche Filmpioniere der 1920er und 1930er Jahre immer wieder eine unaufgeregte Normalität fest, die nun von einem vergangenen Münster erzählt: so vom geschäftigen Treiben auf dem Wochenmarkt, von den engen Gassen des Kuhviertels und vom unermüdlichen Betrieb der inzwischen längst eingestellten Straßenbahn.

Ab Ende 2006 sollen diese historischen Bilder auch für eine breitere Öffentlichkeit wieder zu sehen sein. In Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv und dem Stadtheimatbund Münster bereitet das LWL-Landesmedienzentrum zur Zeit eine Edition der wertvollen Filmschätze vor. Als Grundlage dienen vor allem zahlreiche Filme aus dem Stadtarchiv, die erst kürzlich im Westfälischen Landesmedienzentrum erschlossen werden konnten und viele bislang unbekannte Bilder und Perspektiven beinhalten.

¿Das Schöne daran ist¿, so Dr. Markus Köster vom LWL-Landesmedienzentrum, ¿dass insbesondere mit den Ereignissen aus den späten 1920er und frühen 1930er Jahren Bilder aus einer Epoche zu sehen sein werden, die in der medialen Erinnerungskultur weitgehend verblasst oder völlig überlagert ist von der Bilderflut nach 1933. Das Filmprojekt vermittelt mit brillanten Bildern seltene Einblicke in die ereignisreiche Zeitspanne zwischen der Weimarer Zeit und dem Dritten Reich.¿

¿Das Alltagsleben der Menschen wird in der Regel nicht überliefert¿, so der Leiter des Landesmedienzentrums weiter. Mit den Filmen aber existiere eine historische Quelle, die eben diese scheinbaren Belanglosigkeiten festhalte: Straßenbahnen rumpeln und heulen - auch ohne Ton fast hörbar - durch die Innenstadt von Münster, Autos und Lastkraftwagen bahnen sich neben Radfahrern und Fußgängern ihren Weg über den Prinzipalmarkt. ¿Die Alltagsszenen und Stadtaufnahmen geben einen Eindruck von dem Leben der Menschen und nicht zuletzt vom Aussehen der alten Provinzialhauptstadt, die wenige Jahre später fast vollständig in Trümmern lag¿, fügt Dr. Hannes Lambacher, Leiter des Stadtarchivs Münster, hinzu.

Der Stadtheimatbund bringt den Erfahrungsschatz seiner Mitglieder in das Projekt ein und wird die Filmemacher bei der schwierigen Auswertung der Bildinhalte unterstützen. ¿Das Gesicht unserer Stadt zwischen den Kriegen haben viele ältere Münsteraner noch selbst als Kinder erlebt und kennen deshalb manches inzwischen verschwundene Geschäft oder nicht mehr existierende Straße. Das Filmprojekt wird hoffentlich viele Erinnerungen wecken und weitergeben¿, freuen sich Dr. Ute Ewering vom Stadtheimatbund und Stadtheimatpflegerin Ruth Betz.

LWL, Stadtarchiv und Stadtheimatbund rufen die Münsteraner auf, ihre Keller und Dachböden nach vielleicht noch vorhandenen Filmschätzen durchzusehen und sich mit ihnen in Verbindung zu setzen. ¿So können auch über dieses Projekt hinaus wertvolle Bilderwelten aus der Stadtgeschichte Münsters bewahrt und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden¿, hoffen die Projektpartner. Im LWL- Landesmedienzentrum steht Dr. Ralf Springer (Tel. 0251 591-4645) als Ansprechpartner zur Verfügung.

Pressekontakt:
Markus Fischer, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org



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Foto zur Mitteilung
Der alte Lamberti-Brunnen (ca. 1930).
Repro: LWL


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