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Presse-Infos | Der LWL

Mitteilung vom 24.04.06

24. Tag der archäologischen Denkmalpflege in Ostwestfalen
Mittelalterfest, Ausstellungseröffnung und Führungen in Petershagen-Lahde


Petershagen (lwl). Nachdem die Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) im vergangen Jahr in Petershagen-Lahde (Kreis Minden-Lübbecke) eines der größten mittelalterlichen Häuser in Ostwestfalen ausgegraben haben, stellen sie nun ihre Ergebnisse in einer Ausstellung der Öffentlichkeit vor. Die Präsentation im Schulzentrum in Lahde wird am 7. Mai, dem 24. Tag der archäologischen Denkmalpflege in Ostwestfalen-Lippe, eröffnet. Aus diesem Anlass finden am Wochenende des 6./7. Mai ein Mittelalterfest mit der Gruppe Experimentum und eine öffentliche Tagung mit zahlreichen Vorträgen statt. Interessierte haben außerdem Gelegenheit, sich von den Experten des Westfälischen Museums für Archäologie die aktuelle Grabung ¿Auf dem Ufer¿ erklären zu lassen.

Mit rund 22 Metern Länge und neun Metern Breite entdeckten die Archäologen im letzten Jahr eines der größten mittelalterlichen Häuser in Ostwestfalen. Dieses rund 800 Jahre alte Gebäude war das Haupthaus eines Gehöftes, zu dem noch vier Grubenhäuser, ein Brunnen und etwa 20 Gruben gehörten. Vom 8. bis zum 13. Jahrhundert haben hier Menschen gelebt und gearbeitet. Die erste schriftliche Erwähnung Lahdes stammt dagegen erst aus dem Jahr 1168.

Die Funde, die die Archäologen geborgen haben - Keramikgefäße, Kochgeschirr, Werkzeuge für die Lederverarbeitung und Tuchherstellung sowie Messer, Nadeln oder Pfeilspitzen -, werden vom 7. bis zum 21. Mai in einer Sonderausstellung im Schulzentrum in Lahde gezeigt. Bürgermeisterin Marianne Schmitz-Neuland eröffnet die Ausstellung um 11 Uhr. Zu sehen ist hier auch der kurioseste Funde der Grabung: ein 15 Zentimeter langer und 1,1 Kilogramm schwerer Mammutzahn. ¿Obwohl Mammuts in unserer Region vor 12 000 Jahren ausgestorben sind, wurde er in dem mittelalterlichen Haus entdeckt. Vermutlich war der Zahn den Leuten im 13. Jahrhundert aufgefallen und sie haben ihn aufgehoben¿, so Dr. Werner Best, Archäologe des Westfälischen Museums für Archäologie und Grabungsleiter vor Ort.

Im Anschluss an die Ausstellungseröffnung steht das Thema ¿Mittelalterliches Leben¿ im Mittelpunkt verschiedener Vorträge. Sie befassen sich zum Beispiel mit der Grabung ¿Auf dem Ufer¿, mit den schriftlichen Überlieferungen von Lahde, mit mittelalterlicher Keramik oder mit Grubenhäusern, wie sie auch in Lahde gefunden wurden.

Bereits am Sonnabend (6. Mai) findet im Bereich der Meierhöfe und der evangelischen Kirche Lahde ein Mittelalterfest mit der Gruppe ¿Experimentum¿ statt. Hier haben sich Archäologen und Studenten zusammengeschlossen, um mittelalterliche Handwerks- und Waffentechniken möglichst originalgetreu nachzustellen. Etwa 25 Mitglieder von Experimentum führen von zehn bis 17 Uhr ein Katapultgeschütz, eine Armbrust und Langbögen vor. Ein Schmied stellt Armbrustbolzen her, dünne Bleche werden zu Schmuck modelliert. Spinnen und Tuchweben werden vorgeführt, und für kulinarische Überraschungen sorgen ein mittelalterliches Gericht aus einer Garküche und im Lehmofen gebackenes Brot. ¿Wir wollen in Lahde den Besuchern Eindrücke mittelalterlichen Lebens vermitteln. Dabei bleiben wir möglichst nahe an den wissenschaftlichen Erkenntnissen, auch was unsere Kleidung angeht¿, so Lothar Terkowsky, Mitglied von Experimentum und LWL-Mitarbeiter. Veranstalter dieses Mittelalterfestes ist die Kulturgemeinschaft Lahde.

Besucher, die eher an den mittelalterlichen Originalschauplätzen interessiert sind, können ebenfalls bereits am Sonnabend um 11.30 Uhr und um 14 Uhr an Führungen über die Grabung ¿Auf dem Ufer¿ teilnehmen. Archäologen stellen hier die aktuellen Ergebnisse vor. Obwohl die Grabungssaison erst am 3. April begonnen hat, sind bereits wieder spannende Funde zu Tage gekommen. So wurden Teile eines weiteren großen Hauses und eine bronzene Scheibenfibel mit Kreuzmotiv aus dem 10./11. Jahrhundert entdeckt. Damit haben die Archäologen einen frühen Hinweis auf die Christianisierung der Gegend. Die
Grabungen werden voraussichtlich noch etwa vier Monate dauern.


Termine:
Sonnabend, 6. Mai

- 10 bis 17 Uhr ¿Lebendiges Mittelalter¿: mittelalterliche Techniken mit der Gruppe Experimentum an den Meierhöfen und der evangelischen Kirche Lahde
- 11.30 Uhr und 14.00 Uhr öffentliche Führungen über die archäologischen Grabungen in Petershagen-Lahde ¿Auf dem Ufer¿, Treffpunkt auf der Grabung

Sonntag, 7. Mai

- 11 Uhr Eröffnung der archäologischen Sonderausstellung ¿Mittelalterliches Leben in Petershagen-Lahde ¿Auf dem Ufer¿ im Schulzentrum in Lahde (7. bis 21. Mai, Werktags von 15.00 Uhr bis 17.00 Uhr und am Wochenende von 11.00 Uhr bis 17.00 Uhr)
- 11.30 bis 15 Uhr öffentliche Vorträge zum Mittelalter im Schulzentrum Lahde
- 15 Uhr Führung über die archäologischen Ausgrabungen in Petershagen-Lahde ¿Auf dem Ufer¿

Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon: 0251 591-235 und Jana Sager, Tel.: 0251 5907-287
presse@lwl.org



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Die Gruppe Experimentum macht Forschungsergebnisse der Archäologie und Geschichte begreifbar für jedermann.
Foto: Experimentum.

Foto zur Mitteilung
Früh- bis hochmittelalterliches, für die Ausstellung restauriertes Haushaltsgeschirr aus Petershagen-Lahde.
Foto: LWL/Braun.

Foto zur Mitteilung
Deutlich sind im hellen Untergrund die dunklen Standspuren der tragenden Pfosten des gerade entdeckten Hauses zu erkennen. Ersten Funden nach zu urteilen, ist das Haus im 13. Jahrhundert erbaut worden.
Foto: LWL/Best.


Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



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