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Presse-Infos | Der LWL

Mitteilung vom 13.04.06

¿Zwei Promille Mittelalter¿
Gespräch mit Dr. Petra Marx, Mittelalter-Expertin im Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster



Warum sollte sich jemand für das Mittelalter interessieren?

Marx:
Das Mittelalter fasziniert viele, das kann man ja deutlich an den Mittelalterfesten oder an den PC-Spielen mit mittelalterlichem Personal sehen. Wir stehen mit beiden Beinen mitten auf diesem Erbe, bis hinein in die Sprache. Wenn jemand zum Beispiel einem anderen nicht das Wasser reichen kann, hat das nichts mit den Wasserträgern bei der Tour de France zu tun, sondern mit den mittelalterlichen Tischregeln: Einer mit niedrigem Rang durfte den Wasserkrug auf dem Tisch nicht an einen Höherrangigen weitergeben.

Und warum sollte man sich das Mittelalter im Westfälischen Landesmuseum und nicht im Fernsehen angucken?

Marx:
Weil das Mittelalter nicht in Hollywood spielte und wir über 100 Originale aus der Region haben. Mit diesen Originalen kann jeder seine eigene Entdeckungsreise machen, sei es zu den Rittern und Drachen, sei es zu den prächtigen und gleichzeitig schaurigen Darstellungen der Ostergeschichte.

Haben Sie einen Tipp für den Kurzbesuch im Museum an einem verregneten Ostertag?

Marx:
Unbedingt! Nachdem wir die Sammlung neu geordnet haben, stehen Themen im Vordergrund, nicht die Einordnung in eine Zeit. Darum empfehle ich für einen Besuch unseren Raum mit der kompletten Ostergeschichte vom Einzug Jesu in Jerusalem bis zur Szene, wie seine Mutter um ihren Sohn weint. Ein Künstler zum Beispiel hat jedes Detail der Wunden Christi in einer Holzskulptur darstellt, gleichzeitig trägt die Mutter Gottes einen goldenen Mantel. Das ist schon krass, ein Wechsel der Gefühle, vom Mitleid für den Gekreuzigten bis zur Bewunderung für die strahlende Himmelskönigin.

Wie würden Sie die Kinder Ihrer besten Freundin ins Museum locken?

Marx:
Mit einer Einladung in unseren mittelalterlichen Schreibraum, das Skriptorium. Dort können Kinder selber Buchseiten abschreiben, so wie es die Mönche jahrhundertelang vor Erfindung des Buchdrucks getan haben.

Es gab nur wenig Bücher, nur wenige konnten lesen

Marx:
Deswegen waren ja Bilder allgegenwärtig, die Kirchen hingen voll davon, und wir kennen heute nur zwei Promille der Kunst von damals. Manchmal wurde es den Geistlichen auch zu bunt - die Steinskulpturen von Adam und Eva am Dom in Münster etwa hat man nach einiger Zeit eingezäunt. Vielleicht war die Darstellung von Mann und Frau im Paradies doch zu freizügig, oder man hatte Angst, die Schlange mit Frauenkopf zwischen Adam und Eva könnte noch mal zubeißen. Jetzt steht dieses wunderbare Kunstwerk bei uns im Museum - ohne Zaun.


Die Mittelalter-Expertin des Westfälischen Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte in Münster, Dr. Petra Marx (40), hat die Mittelalter-Sammlung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) im Museum neu konzipiert. Das LWL- Landesmuseum bietet Führungen speziell zu Ostern an und hat über Ostern täglich geöffnet von 10 bis 18 Uhr.

Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte
Domplatz, Münster
Tel: 0251 5907-1
www.landesmuseum-muenster.de

Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Dr. Petra Marx. Foto: LWL

Foto zur Mitteilung
Unbekannter Meister, Strahlenkranzmadonna (Doppelmadonna) aus Volkhardinghausen, Frankenberg/Hessen, 1523, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, Inv.Nr. E-205 LM.


Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



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