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Presse-Infos | Der LWL

Mitteilung vom 17.03.06

LWL macht neue Erkenntnisse über die Wittekindburg jetzt im überarbeiteten Burgenführer zugänglich

Porta Westfalica (lwl). Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat jetzt einen neu überarbeiteten Burgenführer zur Wittekindsburg an der Porta Westfalica herausgegeben. Rolf Plöger vom Mindener Museum für Geschichte, Landes- und Volkskunde, der bereits 1992 den damaligen Kenntnisstand über die Befestigung veröffentlicht hatte, hat in die aktuelle Ausgabe vor allen Dingen die neuen Erkenntnisse der Ausgrabungen aus den Jahren 1993 bis 1997 einfließen lassen, die das Wissen über die Wittekindsburg erheblich erweitert haben. So ist das Heft, das in der Reihe ¿Frühe Burgen in Westfalen¿ der LWL-Altertumskommission erschienen ist, komplett überarbeitet und in wesentlichen Teilen ergänzt.

Die Wittekindsburg liegt etwa zwei Kilometer westlich der Porta Westfalica in exponierter Lage auf einem Gipfelplateau des Häverstädter Berges in unmittelbarer Nachbarschaft zum ¿Kaiser-Wilhelm-Denkmal¿. Die Überreste der langgestreckten Wallburg umschließen eine Fläche von etwa sieben Hektar. Der Sage nach soll hier der Sachsenherzog Widukind zum Christentum bekehrt worden sein. Allerdings erhielt die Burg ihren heutigen Namen erst im 14./15. Jahrhundert. Davor war sie unter dem Namen ¿Wedegenburch¿ bekannt.

Die einst mächtigen Befestigungsmauern der mittelalterlichen Burganlage sind als Wälle im Gelände heute noch zum Teil bis zu drei Meter hoch erhalten. Sie sind direkt über den Resten einer Vorgängeranlage aus der vorrömischen Eisenzeit (3./2. Jahrhundert v. Chr.) errichtet worden.

Die jüngsten Ausgrabungen haben die Kenntnisse über die Befestigungsanlage erheblich erweitert. Als bedeutendster Befund kamen Grundmauern in Form eines gleicharmigen Kreuzes zu Tage. ¿Das Gebäude ist eine absolute archäologische wie bauhistorische Rarität. Von vier vergleichbaren Bauten in Tschechien, Polen, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz ist nur das letztgenannte in Trier noch komplett erhalten¿, so Plöger, der seit zwölf Jahren Mitglied der LWL-Altertumskommission ist.

Im Inneren fanden sich die Gräber einer Frau und vier Kinder, die naturwissenschaftlichen Analysen zufolge in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts hier beerdigt wurden und miteinander verwandt waren. Die Kirche wurde offensichtlich später über den Gräbern errichtet. ¿Vielleicht handelt es sich bei der Frau um die Einsiedlerin Thetwif, die einzige Frau, von der urkundlich zu dieser Zeit im Zusammenhang mit der Wittekindsburg berichtet wird¿, vermutet Plöger. Die Kreuzkirche ist heute durch einen gläsernen Schutzbau für Besucher sichtbar und vor weiterer Zerstörung geschützt.

Für die Zeit um 993 ist auch ein Kloster auf der Wittekindsburg überliefert, das um 1000 nach Minden verlegt wurde. Jährliche Prozessionen zu der um 1300 errichteten und noch heute erhaltenen Margarethenkapelle sind noch bis in das späte 18. Jahrhundert überliefert.

Neben der noch nicht entdeckten Klosteranlage ist noch mindestens eine weitere Kapelle auf der Wittekindsburg überliefert, so dass die Burg noch viele Geheimnisse in sich birgt, die noch nicht wissenschaftlich erforscht sind.


Rolf Plöger: Die Wittekindsburg an der Porta Westfalica
Frühe Burgen in Westfalen 11.
Münster, 2., überarbeitete und ergänzte Auflage (2005);
32 Seiten, 21 Abbildungen; ISSN 0939-4745
Bezug: Altertumskommission für Westfalen, Rothenburg 30, 48143 Münster,
Telefon: 0251/5907-270, E-Mail: altertumskommission@lwl.org
Mindener Museum für Geschichte, Landes- u. Volkskunde, Ritterstraße 23-33, Telefon: 0571 97240-0, E-Mail: museum@minden.de

Pressekontakt:
Markus Fischer, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org



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Foto zur Mitteilung
Das Titelbild des Heftes über die Wittekindsburg zeigt die Fundamente der so genannten ¿Kreuzkirche¿.
Foto: LWL

Foto zur Mitteilung
Gläserner Schutzbau über der Kreuzkirche.

Foto zur Mitteilung
Modell der frühmittelalterlichen Phase der Befestigungsmauer (Gesellschaft zur Förderung der Archäologie in Ost-westfalen e.V.).


Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



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