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Presse-Infos | Der LWL

Mitteilung vom 03.02.06

Ein Feldbett mit Geschichte
Ausstellung ¿Aufbau West¿ zeigt ausgewählte ¿Spuren des Neubeginns¿


Münster/Dortmund (lwl). Auch nach fast 60 Jahren scheint das hölzerne Gestell des amerikanischen Feldbettes noch recht stabil und der Bezug aus olive-farbenem Leinen kräftig. Das sollte auch so sein, denn das Bettlager aus dem Jahr 1948 diente bei Käthe und Fritz Tempel aus Münster viele Jahre als Schlafstätte für Besucher. Derzeit müssen sich Gäste im Hause Tempel aber mit einer anderen Bettstatt begnügen. Das Feldbett ist eines von insgesamt 300 Objekten, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in der Sonderausstellung ¿Aufbau West¿ im Westfälischen Industriemuseum auf der Zeche Zollern II/IV in Dortmund präsentiert.

Im Mittelpunkt dieser Ausstellung stehen die Leistungen und Erfahrungen der Flüchtlinge und Vertriebenen aus dem Osten und der Sowjetischen Besatzungszone, die zwischen 1945 und 1961 mit Arbeitskraft, Know-how und Unternehmergeist zum Wiederaufbau im Westen beitrugen. Mehrere Hundert Objekte und Fotos - darunter auch das Feldbett - erinnern an den Neubeginn und dokumentieren über 40 Familien- und Betriebsgeschichten.

Die Familie Tempel hat das Feldbett 1948 in Hamburg gekauft . Das war das Ergebnis einer glücklichen Familienzusammenführung nach langer Trennung. Während des Krieges hatten sich die Tempels aus den Augen verloren, weil Käthe Tempel mit dem gemeinsamen Sohn im Februar 1945 aus dem ostpreußischen Königsberg nach Dänemark floh, während ihr Mann noch als Soldat im Einsatz war.

Zwar hatte die kleine Familie vorab die Wohnung eines Verwandten in Hamburg als gemeinsamen Treffpunkt ¿nach dem Krieg¿ ausgemacht. Dorthin schaffte es zunächst aber nur Fritz Tempel, nachdem er im Juni 1945 aus russischer Gefangenschaft entkommen war. Versuche der Eheleute, über das Rote Kreuz Kontakt aufzunehmen, schlugen fehl. Erst 1947 erreichte die Verwandtschaft in Hamburg ein Brief von Käthe Tempel, und sogleich benachrichtigten die Verwandten Fritz Tempel.

Durch die Familienzusammenführung wurde es eng im Behelfsquartier von Fritz Tempel. Weil Platz und Möblierung nicht ausreichten, investierte die junge Familie nach der Währungsreform 1948 ihre ersten D-Mark in ein neues Bett. Für 9,90 DM kaufte sie in Hamburg ein amerikanisches Feldbett.

Auch nach dem Umzug nach Appelhülsen bei Münster im Jahr 1953 verlor das Feldbett für Käthe und Fritz Tempel nicht an Bedeutung. Immer wieder wurde es als zusätzliches Besucherbett hervorgeholt und damit gleichzeitig die Erinnerung an die glückliche Familienzusammenführung in Hamburg aufgefrischt.

Besucher des Westfälischen Industriemuseums können das Feldbett noch bis Ende März 2006 in der Sonderausstellung ¿Aufbau West¿ sehen. Hier steht es mit weiteren Exponaten wie einem Etagenbett und einem Ofen in der Nachbildung eine Notunterkunft.

¿Aufbau West. Neubeginn zwischen Vertreibung und Wirtschaftswunder¿

18.09.2005 bis 26.03.2006
Zeche Zollern II/IV, Grubenweg 5, 44388 Dortmund-Bövinghausen
Geöffnet dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr

Pressekontakt:
Christiane Spänhoff, LWL-Industriemuseum, Telefon: 0231 6961-127 und Markus Fischer, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org



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Foto zur Mitteilung
Dieses amerikanische Feldbett kaufte die Familie Tempel, Privatbesitz.
Foto: LWL


Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



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