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Presse-Infos | Der LWL

Mitteilung vom 12.09.05

Der Geldberg im Gladbecker Keller
Aktuelle archäologische Funde ab 23. September in der Landesausstellung in Herne


Gladbeck/Herne (lwl). Alle fünf Jahre präsentieren die Fossilienforscher und Archäologen in Nordrhein-Westfalen ihre aktuellen Forschungsergebnisse und die wichtigsten Funde der Öffentlichkeit. In der Landesausstellung ¿Von Anfang an ¿ Archäologie in Nordrhein-Westfalen¿ zeigt das Westfälische Museum für Archäologie in Herne ab dem 23. September über 35.000 Objekte aus 320 Millionen Jahren. Zu sehen sind Exponate vom weltweit größten Saurier-Friedhof im Sauerland bis hin zum Münzschatz aus einem Kriegsgefangenenlager des 1. Weltkriegs, monumentale römische Götterstatuen aus dem Rheinland und die älteste Zahnbürste Europas aus einem ehemaligen Hospital in Minden. Einige der wichtigsten Exponate stellt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) als Träger des Museums in einer Serie vor.

Einer der jüngsten Funde in der Landesausstellung im LWL-Museum für Archäologie in Herne ist zugleich der umfangreichste: Circa 34.000 Münzen wurden in einem Kriegsgefangenenlager des Ersten Weltkrieges in Gladbeck (Kreis Recklinghausen) entdeckt. Nur durch Zufall fand man die Münzen bei Sanierungsarbeiten an der heutigen Musikschule. Sie lagen im Kellergeschoss in einem zugemauerten Hohlraum unter einer Treppe.

Außer den meist stark verrosteten und mit Mörtelresten und Schmutz verbackenen Münzen lagen in dem Kellerversteck auch gelbe und rötliche Papierrollen mit noch erkennbaren Wertangaben für Münzrollen, Zeitungspapierreste sowie Reste von den Transport- und Aufbewahrungskisten.

Bei den 34.000 Gladbecker Münzen handelt es sich um so genanntes Lagergeld. Durch eigens für die Gefangenenlager geprägtes Geld, das sich von der normalen Währung unterschied, wollte man den Austausch mit der Außenwelt verhindern und die Fluchtgefahr eindämmen.

Dieser umfangreiche Fund aus Gladbeck erweitert die Kenntnisse der Lebens- und Produktionsum-stände im Ruhrgebiet dieser Zeit. Nach dem Beginn des Ersten Weltkrieges am 1. August 1914 wurden binnen kurzer Zeit 120 000 Bergarbeiter aus dem Ruhrgebiet zum Kriegsdienst eingezogen. Gleichzeitig stieg durch den Krieg der Bedarf an Kohle und Stahl. Um den Arbeitskräftemangel auszugleichen, wurden zunehmend Kriegsgefangene zum Arbeitsdienst rekrutiert. Darum errichtete 1915 die Bergbauinspektion auch in Gladbeck am Schacht 5 ein Kriegsgefangenenlager. Die Zahl der internierten Personen stieg von 397 im Jahre 1915 bis auf 907 im Jahre 1918 an.

Über den Grund, warum die Münzen versteckt wurden, lässt sich nur spekulieren. Nach dem Ende des Krieges wurden die Kriegsgefangenen in ihre Heimat entlassen. Das Lagergeld wurde eingezogen und in der Bergbauinspektion aufbewahrt. Vermutlich wurde das Geld dann aus Furcht vor den französischen und belgischen Besatzern versteckt. Dafür bot sich der Hohlraum unter einer Treppe an.

Um die Dimensionen dieses Fundes zu verdeutlichen, werden in der archäologischen Lan-desausstellung ¿Von Anfang an¿ in Herne alle 34.000 Münzen gezeigt. Dafür wird die originale Fundsituation nachgestellt. Die Besucher haben die wohl seltene Gelegenheit selbst einmal vor einem regelrechten Geldberg zu stehen.

¿Von Anfang an ¿ Archäologie in Nordrhein-Westfalen¿
23. September 2005 bis 05. Februar 2006
Westfälisches Museum für Archäologie in Herne, Europaplatz 1
Dienstag, Mittwoch, Freitag 9 bis 17 Uhr
Donnerstag 9 bis 19 Uhr
Samstag, Sonntag 11 bis 18 Uhr
www.landesmuseum-herne.de

Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon: 0251 591-235 und Jana Sager, Tel.: 0251 5907-287
presse@lwl.org



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Foto zur Mitteilung
So stellte sich den Archäologen die Fundsituati-on des Geldberges dar, nachdem sie den Hohlraum unter der Treppe entdeckt hatten.
Foto: Stadtarchiv Gladbeck/R. Weichelt

Foto zur Mitteilung
Eine Auswahl der Münzen aus dem Kriegsgefangenenlager des Ersten Weltkrieges in Gladbeck.
Foto: Museum der Stadt Gladbeck/W. Schneider.


Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



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