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Presse-Infos | Der LWL

Mitteilung vom 29.07.04

Von Leidenschaft, Spionen und Geld: Das Glück fliegt in der Luft
Brieftauben-Ausstellung im LWL-Industriemuseum Zeche Hannover


Bochum (lwl). Zu fast jedem Zechenhaus gehörte früher ein Taubenschlag. Heute sind die Rennpferde des kleinen Mannes aus den Siedlungen vielerorts verschwunden. Auf der Zeche Hannover in Bochum hat der Brieftaubensport für drei Monate jetzt eine neue alte Heimat gefunden: Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert in seinem Westfälischen Industriemuseum unter dem Motto 'Das Glück fliegt in der Luft' vom 1. August bis 31. Oktober eine kleine Kulturgeschichte des Brieftaubensports in Westfalen. Ein Tauben-Auflass eröffnet wird die Ausstellung am Sonntag (1.8.) um 11 Uhr. Zum Begleitprogramm gehören u.a. ein Wettflug, Treffen mit Züchtern und eine Versteigerung.

'Laien kommen bei uns genauso auf ihre Kosten wie alte Hasen des Taubensports', kündigt LWL-Museumsleiter Dietmar Osses an. Die Schau zeigt historische Fotos, Filme und zahlreiche Leihgaben aus Vereinen. Interviews mit Züchtern vermitteln lebendige Einblicke in den aktuellen Taubensport: Im Ruhrgebiet hegen und pflegen heute noch 25.000 Züchter rund drei Millionen Tiere.

Kenner lockt die Ausstellung unter anderem mit einer hochkarätigen Sammlung von Konstatieruhren. Dietmar Osses: 'Diese Stücke verdanken wir dem Uhrenindustriemuseum Villingen-Schwenningen, mit dem wir eng zusammengearbeitet haben'. Die komplexen Messgeräte waren jahrzehntelang die einzig gültige Instanz der Zeitermittlung bei Wettflügen. Heute erfolgt die Auswertung mit Hilfe von Computern und Satellitennavigation.

Das Spektrum der Themen reicht aber vor allem in die Zeit zurück, als Tauben die Rolle von Botschaftern, Nachrichtenübermittlern oder sogar Spionen spielten. Wer weiß heute noch, dass die Nachrichtenagentur 'Reuters' einst mit einem Brieftauben-Depeschendienst begann? Außerdem erfährt der Besucher, wie der einmalige Orientierungssinn der Vögel funktioniert oder warum Liebe und Leidenschaft eine wichtige Rolle für die geflügelten Heimkehrer spielen.

Eine besondere Attraktion ist der 'Stammtisch' als Mittelpunkt des Züchteruniversums: Dort findet der Besucher historische Fotos, Siegertafeln und Trophäen der Bochumer Reisevereinigungen. Er erinnert daran, dass das Vereinslokal stets eine besondere Bedeutung hatte: Die Züchter fieberten dort den Ergebnissen der Wettflüge entgegen, fachsimpelten über Zuchtgeheimnisse und Trainingsmethoden. 'Brieftaubensport war und ist eben immer noch eine gesellige Angelegenheit', so der Museumsleiter.

Bereits seit den 1880er Jahren ist Westfalen ein Zentrum des Brieftaubensports in Deutschland. Seinen Höhepunkt erlebte der Volkssport in den 1960er Jahren mit mehr als 100.000 aktiven Züchtern in Deutschland. Den rasanten Aufschwung hat der Brieftaubensport vor allem zwei Faktoren zu verdanken: In den Arbeiterkolonien boten Gärten und Dachböden ideale Voraussetzungen für Taubenschläge. Auf der anderen Seite hatte so mancher junge Industriearbeiter die Hoffnung, bei den Wettflügen das schnelle Glück zu machen. Denn die Preisgelder konnten bei erfolgreichen Züchtern durchaus den hart verdienten Wochenlohn übersteigen.

Begleitend zur Ausstellung 'Das Glück fliegt in der Luft' erwartet die Besucher ein umfangreiches Programm:

So, 8.8. 11-13 Uhr
Rund um den Brieftaubensport: Züchter des Bochumer Brieftaubenvereins 'Zum Krampenhof Linden' berichten aus der Praxis

So, 22.8. 11-13 Uhr
Brieftauben ¿ ein Hobby nur für Männer? Aktive Frauen aus der Reisevereinigung Bochum-Nord klären auf.

Sa, 4.9. 14-18 Uhr
1. Zeche Hannover Wettflug. Vorbereitung und Einsatz der Brieftauben am Vereinsheim der Reisevereinigung Bochum-Nord, Sechs-Brüder-Str. 70, in Bochum-Hordel

So, 5.9. 12-18 Uhr
1. Zeche Hannover Wettflug. Auswertung des Wettflugs

So, 19.9. 11-13 Uhr
Brieftaubensport in der Gemeinschaft. Aus der Praxis der Reisevereinigung Bochum-Nord.

So, 26.9. 11-13 Uhr
Taubenversteigerung zu Gunsten der 'Aktion Mensch' und Auszeichnung der Preisträger des 1. Zeche Hannover Wettflugs

So, 10.10. 11-13 Uhr
Brieftaubensport ¿ beliebt bei jung und alt. Der Jugendarbeitskreis der Brieftaubenzüchter stellt sich vor

So, 24.10. 11-13 Uhr
Das Geheimnis des Erfolgs. Tipps und Tricks von erfahrenen Brieftaubenzüchtern

Das Glück liegt in der Luft. Zur Geschichte des Brieftaubensports in Westfalen
1. August bis 31. Oktober 2004

Eröffnung: Sonntag, 1. August, 11 Uhr
Westfälisches Industriemuseum Zeche Hannover
Günningfelder Straße 251, 44793 Bochum
geöffnet: Sa 14-18 Uhr und So 11-18 Uhr
Informationen und Anmeldung von Führungen: Tel. 0231 6961-233



Pressekontakt:
Evelyn Zerbe, Tel. 0231 6961-174 und Markus Fischer, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Taubenschlag im Ruhrgebiet, 1950er Jahre.
Foto: LWL


Foto zur Mitteilung
Züchter mit preisgekrönter Taube, 1940er Jahre.
Foto: LWL


Foto zur Mitteilung
Konstatieruhr aus den 1950er Jahren.
Foto: LWL



Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



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