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Presse-Infos | Der LWL

Mitteilung vom 29.04.04

LWL-Film dokumentiert die Restaurierung der wahrscheinlich ältesten Orgel der Welt

Soest-Ostönnen (lwl). Als die Denkmalpfleger des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) gemeinsam mit renommierten Experten die Orgel der St.-Andreas-Kirche in Ostönnen bei Soest untersuchten, weil eine Restaurierung dringend notwendig war, lag die Geschichte des Instrumentes noch weitgehend im dunkeln. Zwar vermuteten alle Beteiligten, dass die Orgel einen großen historischen Wert hat, doch die Untersuchungen, die eine Orgelpfeife sogar ins Krankenhaus führte, überraschte alle Beteiligten: Die Experten sind sich sicher, dass die westfälische Orgel zu den ältesten spielbaren Orgeln der Welt zählt, vieles spricht sogar dafür, dass sie die älteste ist.

Um die Orgel restaurieren zu können, musste sie auseinandergenommen werden. Diese seltene Chance, die faszinierende Mechanik eines 500 Jahre alten Instrumentes zu zeigen, ließen sich die Filmemacher aus dem LWL-Landesmedienzentrum nicht entgehen: Sie begleiteten die Arbeiten der Restauratoren und Orgelbauer über ein Jahr hinweg mit der Kamera. Dabei ist ein 25-minütiger Film entstanden, der die gotisch-barocke Orgel als Klang-, als technikgeschichtliches und als kunstgeschichtliches Denkmal zeigt. ¿Mit Detailaufnahmen und leicht verständlichen Erklärungen wollen wir auch dem Laien näher bringen, wie die Königin der Instrumente funktioniert¿, so LWL-Filmmacher Dr. Hermann-Josef Höper.
Zunächst erzählt der Film die lange Gesichte des Kircheninstrumentes, das ein unbekannter Orgelbauer wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts gebaut hat. ¿Bei der originalen Bohlenwindlade, auf der die Pfeifenregister stehen, und mehreren Stücken ehemaliger Bälge, die für das Gehäuse wiederverwendet wurden, haben die gotischen Orgelbauer Holz verwendet, das von Bäumen stammt, die 1410 und 1416 gefällt wurden. Geht man von der üblichen Holzlagerzeit von 15 Jahren aus, wurde die Windversorgung in der Zeit zwischen 1425 und 1431 gebaut. Damit gehört die Orgel zu den ältesten der Welt¿, sagt LWL-Denkmalpflegerin Dr. Roswitha Kaiser. Im Archiv haben die LWL-Denkmalpfleger herausgefunden, dass ein Meister Bartholdus die Orgel 1586 um zwei Register erweitert hat. Zu dieser Zeit stand sie noch in der Soester Kirche Alt St. Thomae. Nach Ostönnen kam sie erst 1721/22 als die Soester Kirche eine neue Orgel bekam, die kleine Gemeinde in Ostönnen konnte sich nur die gebrauchte Orgel leisten, die heute aber einen ganz besonderen Schatz darstellt.

Die Orgel wurde unter anderem 1727, 1760, 1888 und 1963 repariert, sie erhielt 1874 einen neuen Platz in der Ostönner Kirche und wurde dabei immer wieder verändert. Vor allem die letzte Reparatur nahm wenig Rücksicht auf den alten Pfeifenbestand der Orgel und verursachte Schäden. Deshalb war allen Beteiligten schnell klar, dass diese Veränderungen wieder zurückgenommen werden mussten. Doch auf welchen Zustand sollte die Orgel zurückgeführt werden? Schließlich einigten sich Denkmalpfleger und Orgelexperten auf den Zustand von 1721, als die Orgel nach Ostönnen kam. ¿Denn ohne die Veränderungen aus dieser Zeit wäre das Pfeifenwerk heute nicht mehr vollständig. Außerdem war die Qualität der Arbeit aus dieser Zeit so hoch, dass es unverantwortlich wäre, die Pfeifen zu entfernen¿, so Kaiser. ¿Wir haben die Orgel wie in der Gotik üblich gestimmt. Im Unterschied zu heutigen Klavieren sind dabei die Tonhöhenabstände von Halbton zu Halbton unterschiedlich groß. Dadurch klingt die Orgel besonders rein und reizvoll¿, ergänzt Orgelbauer Rowan West.

Die spannende Abwägung, wann bei der Restaurierung eher das historische Klang-, das original erhaltene Technik- oder das Kunstdenkmal mit seinen gotischen Orna-menten im Mittelpunkt stand, hat das Westfälische Landesmedienzentrum in seinem Videofilm nachgezeichnet. Dabei hat das Filmteam um Produktionsleiter Höper alle Arbeitsschritte dokumentiert. So schauten die LWL-Filmer beispielsweise dem Orgelbauer Rawon West bei der Arbeit in seiner Ahrweiler Werkstatt mit der Kamera zu.

Der Film erscheint nicht nur als Videokasette sondern auch als DVD, die zusätzlich eine Fotodokumentation der Orgelrestaurierung und einen ausführlichen Text über das Pfeifenwerk der Orgel enthält. Wer Stücke aus der Entstehungszeit des Instrumentes in der Andreaskirche hören möchte, hat dazu schon bald Gelegenheit: Am Freitag, 11. Juni, spielt Prof. Brett Leighton auf der restaurierten Orgel. Interessenten können Karten für dieses Konzert unter Tel. 02928 395 bestellen.

Ein klingendes Denkmal
Die Restaurierung der gotisch-barocken Orgel in St. Andreas, Ostönnen
VHS: ca. 25 Minuten, 9,90 Euro (plus 2,60 Euro Versandkosten)
DVD: ca. 25 Minuten, Fotodokumentation, Text zum Pfeifenwerk, 14, 90 Euro (plus 2,60 Euro Versandkosten)
Bezug: Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Westfälisches Landesmedienzentrum, Warendorfer Straße 24, medienzentrum@lwl.org, Tel. 0251/591-3902.





Pressekontakt:
Markus Fischer Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



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Foto zur Mitteilung


Foto zur Mitteilung
326 Pfeifen der Ostönner Orgel stammen eindeutig aus der Zeit vor 1500. Foto: LWL/Mahlstedt


Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



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