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Presse-Infos | Der LWL

Mitteilung vom 12.02.04

Kinderarbeit einst und jetzt
Neue Ausstellung im Westfälischen Industriemuseum Ziegelei Lage


Lage (lwl). Sie schuften mit ihren Eltern in der Landwirtschaft, sie verdingen sich auf den Straßen der großen Städte als Schuhputzer oder Lastenträger, sie betteln, sie arbeiten als Schuldknechte im Steinbruch: Schätzungsweise 211 Millionen Jungen und Mädchen unter 14 Jahren arbeiten in den sogenannten Entwicklungsländern oft unter menschenverachtenden Bedingungen. Rückblende: Vor 150 Jahren stellten Kinder in preußischen Fabriken nicht selten die Hälfte der Belegschaft; sie arbeiteten täglich zwölf Stunden und mehr.

Im Spannungsfeld zwischen ¿Kinderarbeit - einst und jetzt¿ bewegt sich eine neue Ausstellung im Westfälischen Industriemuseum Ziegelei Lage. Vom 15. Februar bis 6. Juni erzählt das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) von jungen Glasarbeitern im 19. Jahrhundert, von der Kinderarbeit auf Höfen und Feldern damals genauso wie von Jungen und Mädchen, die heute in indischen Ziegeleien, Teppichmanufakturen oder Textilfabriken arbeiten. Fotos, historische Ausstellungsstücke wie ein Webstuhl, Glasformen und Spindeln, außerdem aktuelle Zeugnisse wie der Schuhputzkasten eines indischen Straßenjungen oder Steinbruchwerkzeug machen das Thema anschaulich. Die beiden Ausstellungsteile entstanden in Zusammenarbeit mit dem Museum für Industriekultur in Osnabrück und dem Kinderhilfswerk ¿terres des hommes¿. Ein umfangsreiches Begleitprogramm ergänzt die Präsentation.

¿Bis zu sechs Prozent aller preußischen Fabrikarbeiter im 19.Jahrhundert waren Kinder unter 14 Jahren¿, erläutert LWL-Museumsleiter Willi Kulke. Im Laufe des 19. Jahrhunderts sei die Ausbeutung von Kindern in Fabriken durch Gesetze schrittweise zurückgedrängt worden. Allerdings wuchs der Anteil der arbeitenden Kinder in der Heimindustrie, im Dienstleistungsbereich und in der Landwirtschaft. Kulke: ¿Zehntausende schufteten auf den Höfen und Feldern, stellten bis spät in die Nacht hinein Kegel auf, trugen frühmorgens vor der Schule Zeitungen, Milch oder Brötchen aus oder stellten in nächtelanger Arbeit Spielzeug für andere, glücklichere Kinder her.¿

Etwa zehn Prozent der heutigen Kinderarbeiter in den sogenannten Entwicklungsländern sind in Betrieben beschäftigt, die auch Waren exportieren: in Textilfabriken, Steinbrüchen, Teppichmanufakturen oder auf Kakao- und Kaffeeplantagen. Zum Teil unterliegen die Kinder der Schuldknechtschaft und Sklaverei, sie wurden verkauft und erleiden schwerste Misshandlungen. ¿Kinderarbeit ist im letzten Jahrzehnt zu einem international diskutierten Thema geworden. Fachleute befürchten dennoch, dass die Ausbeutung von Kindern in den nächsten Jahren zunimmt. Wirtschaftskrisen, der Wettlauf um immer geringere Arbeits- und Produktionskosten, drastische Kürzungen von Bildungs- und Sozialetats in armen Ländern verursachen immer mehr Kinderarbeit¿, erläutert der Museumsleiter den Hintergrund des aktuellen Ausstellungsteils..

Veranstaltungen zu Ausstellung ¿Kinderarbeit - einst und jetzt¿

15. Februar, 15 und 16 Uhr: Märchen im Museum
Christian Knaut von der Märchenwerkstatt in Uelzen erzählt alte, neue und internationale Märchen die sich mit dem Thema Kinderarbeit befassen. Eintritt 2,50 ¿

29. Februar, 15 und 16 Uhr: Märchen im Museum
Christian Knaut von der Märchenwerkstatt in Uelzen erzählt alte, neue und internationale Märchen, die sich mit dem Thema Kinderarbeit befassen. Eintritt 2,50 ¿

13. März, 14-18 Uhr Pedros Hütte
Kinder ab 6 Jahren machen sich auf die Reise nach Südamerika und bauen Wohnhütten aus Holz, Stroh und Papier. Am Ende präsentieren die Kinder ihr Hüttendorf in einer kleinen Ausstellung. Anmeldung erforderlich. Teilnahmegebühr: 6 ¿

28. März, 16 Uhr: Lichtbildervortrag
"Die außerordentliche Hitze bei den Öfen" als "Grund zu rheumatischen und Brustleiden aller Art" - Kinderarbeit in der frühindustriellen Glasproduktion, mit Dr. Thomas Parent.

Reihe ¿Kinderarbeit im Film¿
jeweils sonntags 11 Uhr, anschließend Führung durch die Ausstellung

22. Februar Die kleine Verkäuferin der Sonne, Senegal 1998, 45 Min.

29. Februar Lost and Found ¿ die verlorene Brieftasche, Indien 1995, 25 Min.



7. März Twinlight - Kinder der Dämmerung, Südafrika 15 Min.

14. März Balljungs. Woher kommen die Fußbälle Deutschland 1999, 28 Min.

21. März Himmel und Hölle, Indien/Jemen/Haiti, 1999, 52 Min.

18. März Elena und Pancha Deutschland/ Ecuador 1992, 26 Min.

4. April Die Scooterfahrer Deutschland/ Philipinen 1988, 15 Min.

18. April Le Métis ¿ Straßenkinder in Burundi, Frankreich/ Burundi 1996, 28 Min.

25. April My City, Mosambik 1998, 10 Min.

2. Mai Kanimambo ¿ Wir sind stark, Deutschland 1999, 18. Min.

Museumspädagogische Angebote für Schulklassen und Gruppen
nach Anmeldung, Dauer: 1,5 - 2 Stunden, Kosten: 35 ¿ plus Museumseintritt

1. Führungen durch die Ausstellung ¿Kinderarbeit ¿ einst und jetzt¿
Das Westfälische Industriemuseum bietet Ihnen die Möglichkeit, die Schwerpunkte ihrer Führung durch die Ausstellung vorher mit unseren Museumspädagogen abzusprechen.

2. Straßenkinder
Nach einer Kurzführung durch die Ausstellung mit den Themen Kinderarbeit im 19. Jahrhundert und Kinderarbeit heute führen die Schülerinnen und Schüler ein Rollenspiel durch, in dem sie in die Rollen von Straßenkindern und Passanten schlüpfen.

3. Streichholzherstellung
Die Schülerinnen und Schüler erhalten eine kurze Führung durch die Ausstellung. Anschließend wird ihnen erklärt, wie Kinderarbeiter Streichhölzer in Indien herstellen und welchen Lohn sie für diese Arbeit erhalten. Sie arbeiten für kurze Zeit selbst als Streichholzkinder und erfahren, welchen minimalen Lohn sie für diese Arbeit erhalten hätten.


Sonderausstellung: Kinderarbeit ¿ einst und jetzt
15. Februar ¿ 6. Juni 2004
Westfälisches Industriemuseum Ziegelei Lage
Sprikernheide 77, 32791 Lage
www.ziegelei-lage.de
Öffnungszeiten: Dienstag ¿ Sonntag 10 ¿ 18 Uhr





Pressekontakt:
Markus Fischer, Telefon: 0251 591-235 und Christiane Spänhoff, Telefon: 0231 6961-127
presse@lwl.org



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Kinder beim Ziegenhüten am Bahnhof Lage, 1925. Foto: LWL

Foto zur Mitteilung
Mädchen beim Lehmtransport für eine Ziegelei in West-Bengalen, 1997. Foto: LWL/Böthling

Foto zur Mitteilung
Indische Kinder bei der Arbeit in der Seidenspinnerei. Foto: LWL


Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



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