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Presse-Infos | Der LWL

Mitteilung vom 20.09.01

Jetzt planen für die nächsten zehn Jahre
LWL-Modellprojekt geht den Umbau der Jugendhilfe mit vier Jugendämtern an


Münster (lwl). Die Bevölkerungsentwicklung wird die Jugendhilfe in den nächsten Jahren vor schwierige Aufgaben stellen. Das bestätigt ein Gutachten, das der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in Auftrag gegeben hat. Das brisante Ergebnis: Bis 2010 nimmt auf der einen Seite die Zahl der Kinder und Jugendlichen über zehn Jahre um durchschnittlich 17 Prozent zu, andererseits sinkt die Zahl der Säuglinge und Kleinkinder ab 2004 im gleichen Ausmaß. In einem Modellprojekt mit den Kreisen Coesfeld und Lippe sowie den Städten Bielefeld und Kamen will das LWL-Landesjugendamt Strategien erarbeiten, die auf die Bevölkerungsentwicklung abgestimmt sind. Das Projekt hat der LWL-Landesjugendhilfeausschuss am Mittwoch (19.09.) in Münster beschlossen.

Dabei geht es zum Beispiel darum, was mit frei werdenden Kindergartenplätzen geschieht, wenn die Zahl der Vorschulkinder sinkt: Sollen die Kindergärten zu Häusern für Kinder werden, in denen auch Schulkinder über Mittag betreut werden? In diesem Bereich gibt es zur Zeit eine deutliche Mangelsituation. Sollen die Lücken bei den Betreuungsangeboten für Säuglinge und Kleinkinder geschlossen werden? Auch hier reichen die Plätze bei weitem nicht aus: Nur für 2 von 100 Kindern gibt es zur Zeit einen Platz in einer Tageseinrichtung. Sollen die Mittel genutzt werden, um die Jugendarbeit auszubauen? Schließlich: Wenn es mehr Jugendliche gibt, dann muss die Jugendhilfe auch hier neue Angebote bereitstellen. Wie die Jugendämter in Westfalen-Lippe und die freien Träger der Jugendhilfe auf die unterschiedlichen Altersgruppen und ihre Bedürfnisse reagieren müssen, will das Modellprojekt nicht theoretisch, sondern mit den Praktikern vor Ort beantworten.

Nicht zuletzt bedeutet die Verschiebung der Zielgruppe und ihrer Bedarfslagen in der Jugendhilfe große finanzielle Risiken für die Kommunen: In Kindergärten trägt das Land im Durchschnitt ein Drittel der Betriebskosten, die Kosten für die Jugendarbeit tragen zum überwiegenden Teil die Kommunen, während sie die Erziehungshilfen, wie etwa die kostenintensive Heimunterbringung, alleine finanzieren. "Wenn wir nicht frühzeitig gegensteuern, können Mehrkosten von über 100 Millionen Mark auf die Jugendämter in Westfalen-Lippe zukommen", hieß es im LWL-Ausschuss. Denn mit der steigenden Zahl älterer Kinder und Jugendlicher wird sich auch die Zahl der Mädchen und Jungen in Heimen und Wohngruppen erhöhen. Bei Tagessätzen in der Heimerziehung von durchschnittlich 220 Mark pro Tag und Kind müssten die kommunalen Haushalte entsprechende zusätzliche Mittel einplanen.

"Wir brauchen also dringend neue Strategien und einen jugendpolitischen Konsens für die notwendigen Weichenstellungen in der Jugendhilfe", so die LWL-Parlamentarier weiter. Die vier Jugendämter des dreijährigen Modellprojektes sollen längerfristige Zukunftsszenarien entwerfen. Dabei werden sie vom Institut für Soziale Arbeit e. V. (ISA) begleitet. Der LWL trägt die Hälfte der Kosten in Höhe von insgesamt 160.000 Mark, die beteiligten Jugendämter zahlen je 20.000 Mark.

"Viele Jugendämter haben uns signalisiert, dass sie beim anstehenden Umbau der Jugendhilfe ebenfalls vom LWL-Landesjugendamt Unterstützung erwarten. Deshalb werden wir die Zwischenergebnisse des Projektes laufend im Internet veröffentlichen", verspricht LWL-Jugenddezernent Hans Meyer.

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Pressekontakt:
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.





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